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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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deiner Mitbewohner kennengelernt?“
    „Meine … Waaas?“ Suses Kopf schoss in die Höhe. „Wieso? Ich dachte, ich würde …“ Verwirrt schaute sie von der Stewardess zum Koch, der sie mindestens ebenso verblüfft anstarrte, und wieder zurück. „Habe ich die Kammer nicht für mich alleine? Da passt kein Zweiter mit rein!“
    Es klang nach einem verzweifelten Aufschrei, der Simones Herz erweichte. Tröstend legte sie ihre Hand auf Suses Arm und tätschelte sie in Großmutter-Manier. „Alles Ansichtssache, meine Lütte. Du wirst dich wundern, wie viele Leute auf sechs Quadratmetern Platz haben. Aber ich kann dich beruhigen, ich meinte die Kakerlaken. Ist dir aufgefallen, dass die sich hier, über dem Maschinenraum, besonders wohlfühlen?“
    Schneller, als Simone und Ossi gucken konnten, hatte Suse ihre nackten Füße vom Boden gezogen und vor sich zwischen Tisch und Backskiste gequetscht. Mit gerümpfter Nase und angehaltenem Atem schlang sie ihre Arme um die angewinkelten Beine.
    „Ka- ker-la-ken? Hast du gesagt … oh nein, das hast du bestimmt nicht.“ Einen schwachen Funken Hoffnung in der Stimme vergewisserte sie sich: „Das ist ein Witz, nicht wahr?“
    Aber Simones vehementes Kopfschütteln ließ keine Zweifel zu.
    „ Kein Witz.“ Mit einem Seufzer klappte ihr Kopf zur Seite. „Wie konnte er mir das antun? Und vor allem warum? In der Lotsenkammer habe ich keins von diesen Viechern bemerkt. Bei Babsi …“
    „ Ha! Unwahrscheinlich. Dort hält es nicht mal Ungeziefer aus.“
    „Warum hier? Hassen mich auf diesem Schiff eigentlich alle Männer?“
    „Oh nein, Kleine, ganz bestimmt“, platzte Simone im Brustton der Überzeugung heraus.
    Sie schielte zu Ossi, der zufällig in ausgerechnet diesem Augenblick interessiert aus dem Bulleye sehen musste. Mit beiden Händen erstickte sie einen Lachanfall. Dieser scheinheilige Patron tat stets so, als könnte er kein Wässerchen trüben, dabei hatte er es vermutlich faustdick hinter den Ohren! Sie war von Anfang an davon überzeugt gewesen, dass viel mehr hinter seiner hübschen Fassade steckte, als er seinen Mitmenschen von sich zeigte.
    „Diese süßen, kleinen Krabbler tummeln sich mit Vorliebe in den kuschelig warmen , unteren Decks. Ansonsten sind sie völlig harmlos. Weißt du, so eine Kakerlake ist auch bloß ein Mensch. Die tut keiner Fliege was zu Leide, hat mehr Angst vor dir und es ist lediglich eine Frage der Zeit, bis du dich an ihre Anwesenheit gewöhnt hast. Ich verspreche dir, der Tag wird kommen, an dem du sie nicht mehr missen möchtest. Dann werden sie zu deinem neuen Leben gehören wie … wie Ossi. Zum Beispiel.“
    Als sie sein mörderisch finsteres Gesicht gewahrte, fügte sie hastig an: „Und ich und Botho und all die anderen, wie das Wasser und der Wind und das Salz in der Suppe. Wahrscheinlich freuen sich deine Kammergenossen heute schon auf den Tag, an dem du sie mit ihrem Vornamen begrüßen wirst.“
    Suse schüttelte sich vor Ekel. „Das hört sich an, als würde ich in einem Horrorfilm sitzen! ‚Kampf der Giganten’ oder irgendwas in der Art. Und dabei reagiere ich allergisch auf alles, was vier Beine hat!“
    „We nn das so ist, kann dir nichts passieren“, mischte sich Ossi behutsam in das Gespräch der Frauen ein. „Kakerlaken sind keine Vierbeiner.“
    Beleidigt stupste Suse den Koch am Arm. Sie hasste es, wenn man sich über sie lustig machte ! Doch es war ein liebevolles Schmunzeln, welches um seinen Mund spielte. Es war ein überaus anziehendes Lächeln, ein völlig verheerendes Lächeln. Ein einnehmendes Hol’s-der-Teufel-Lächeln, mit dem er ihre Hand einfing und sie unter der Back an sich zog. Überrascht hielt Suse den Atem an. Sie musste all ihren Willen aufbieten, um den Muskeln in ihrem Arm zu befehlen, sich tot zu stellen. Sie fühlte, wie es in ihren Fingerspitzen zu kribbeln begann. Nur ein paar Zentimeter weiter. Millimeter bloß, dann …
    Gott , fühlte sich das gut an! Seine Haut war warm und trocken, ein bisschen rau, und obwohl er sie ausgesprochen sanft berührte, konnte sie die Kraft spüren, die er unter Verschluss hielt. Beruhigend strich sein Daumen über ihren Puls, der ungeachtet dessen – oder gerade deswegen? – zu rasen anfing.
    Die Kraft, die er unter Verschluss hielt, wiederholte sie in Gedanken. Was war das – ein sch malziger Liebesroman? Wer dachte denn so einen Satz?
    Ich anscheinend, stellte sie fest, als sie in Adrians Augen schaute und merkte, dass sie gar nicht mehr von

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