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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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mit dem total überstürzten Heiratsantrag, den er mindestens ebenso kopflos zurückgezogen hatte, nachdem ihm die Tragweite seiner Worte und die Unmöglichkeit einer Ehe bewusst geworden waren. Sie hatten nie wieder darüber geredet, gleichwohl war er davon überzeugt, dass Suse es nicht vergessen hatte.
    Es standen zu viele unausgesprochene Dinge zwischen ihnen. Wie konnte er al l diese Unklarheiten beseitigen, ohne gleichzeitig noch mehr Porzellan zu zerschlagen? Er hatte keine Vorstellung davon, wo er anfangen sollte mit Aufräumen. Ihm dämmerte, dass er einen eisernen Besen benötigen würde für all den Dreck, den er um sich aufgehäuft hatte.
    Bis zu seinem Dienstbeginn am Nachmittag ließ sich Suse nicht mehr blicken. Einigermaßen enttäuscht zog er sich für die Arbeit um und horchte im Unterbewusstsein immer wieder, ob sie nicht doch zurückkommen würde, um alles zu erklären.
     
    Verwundert schaute er auf. Das Abendessen war noch nicht beendet, als die große, schlanke Gestalt des Kapitäns im Schott zur Kombüse auftauchte. Mit seinen beeindruckend breiten Schultern füllte Clausing den Türrahmen fast vollständig aus. Dunkel und drohend erschien er Ossi mit einem Mal, so fremd, als wäre er dem schwarzhaarigen Mann nie zuvor begegnet. Hinter der zu einem Grinsen verzerrten Miene des Hünen verbarg sich kein Funke ehrlicher Freundlichkeit. Und das war wirklich ein neuer Zug an ihm.
    „Was verschafft mir denn diese Ehre?“, flaxte der Koch, wenngleich auch seine Augen ernst blieben. Er konnte sich nicht erinnern, dass sich jemals ein Kapitän während der Hektik der Essensausgabe in seine Kombüse verirrt hatte. „Oder gibt es Beschwerden? Hat dir etwa mein mit Liebe bereitetes Filetgulasch nicht geschmeckt?“
    „Mit Liebe zubereitet?“ Clausing ließ sich die Worte auf der Zunge zergehen und feixte. Plötzlich warf er den Kopf zurück, lachte schallend auf und klopfte sich auf die Schenkel. „Oh doch. Das ist gut. Aber natürlich, Ossi, es war wie alles, was bisher mit Liebe durch deine fähigen Hände gegangen ist, überaus köstlich und zart. Einfach lecker. Äußerst zufriedenstellend, wirklich wahr.“
    Der Koch horchte misstrauisch auf. Dieser sarkastische Ton in der Stimme seines Freundes machte ihn noch hellhöriger. In den blauen Tiefen von Clausings Augen lag ein durchtriebenes Funkeln. Er versuchte im Gesicht des Kapitäns zu lesen, während er fieberhaft überlegte, was alles durch seine Hände ging. Fragend drehte er seine geöffnete Hand nach oben und schüttelte den Kopf, weil er sich keinen Reim auf Clausings Andeutungen machen konnte. Und wartete vergeblich auf eine Erklärung.
    „Danke für das Kompliment, Matt’ n“, versuchte er das Thema abzuschließen. „Allerdings siehst du ja selbst, was hier los ist. Ich habe noch ein Dutzend hungriger Mäuler zu stopfen und nicht allzu viel Zeit zum Rätselraten.“
    U nbeeindruckt von diesem deutlichen Wink mit dem Zaunpfahl lehnte der Kapitän im Türrahmen, einen Fuß lässig hinter dem anderen angewinkelt, und verschränkte mit einer Körperhaltung, die genauso gut Warnung wie Provokation hätte sein können, die Arme vor der Brust. Er rührte sich keinen Zentimeter vom Fleck.
    Mit dieser Pose beabsichtigt er offenbar , seinen Ruf als der arroganteste Widerling der Reederei zu verteidigen, mutmaßte Ossi. Und das gelingt ihm wieder einmal mühelos.
    „Was ist denn?“, blaffte er ungehalten und die Wachsamkeit in seinen Augen verschärfte sich.
    Clausing hob vielsagend die Brauen, schwieg indes weiter mit bewundernswerter Ausdauer. Mit einer unwirschen Handbewegung kehrte Ossi ihm den Rücken zu. An der kleinen Luke zur Monkey-Messe drängelten mittlerweile mehrere Männer in Arbeitskleidung und verlangten gierig ihren Nachschlag. Aber Ossi war nicht mehr bei der Sache. Wie Dolchstiche spürte er Clausings spöttische Blicke in seinem Rücken. Dieser hämisch verzogene Mund, der kalte Glanz in den Augen von Matt’n … Er hatte es noch nie an seinem Freund beobachtet. Verdammt! Und das war genau der Grund für seine Unfähigkeit, diese Miene richtig zu deuten. Irgendetwas führte Clausing im Schilde!
    Die Ungewissheit ließ seine Fantasie wilde Blüten treiben. Eins freilich erschien ihm glasklar: Es ging um Suse! Und es war Eifersucht, die an seinem Herzen nagte und erneut Wogen des Schmerzes durch seinen angegriffenen Magen jagte, um ihn zu einem steinharten Klumpen zu verschmelzen.
    Die Schöpfkelle fiel ihm aus der Hand

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