Frau an Bord (Das Kleeblatt)
er unumstritten Recht, es geht ihn nicht das Geringste an. Warum nicht gleich so?“
E r musterte Suse nachdenklich, bis er schließlich mit ruhiger Stimme nachfragte: „Du redest mit Matt’n über mich? Komisch, mir hat er nicht einmal die Chance für eine Diskussion gegeben. Und dann kommst du und er ändert mir nichts dir nichts seinen Standpunkt? Nachgeben und seine Meinung ändern sind quasi Fremdworte für ihn. Schon als Kind konnte er damit nichts anfangen. Er musste seinen Kopf stets durchsetzen“, Adrians Stimme ging in einem Murmeln unter, „egal, was es ihn oder andere kostete.“
„Man kann mit ihm reden.“
„Reden? Ah! Ah! Ah! Gibst du mir einen Tipp, womit du ihn bestochen hast, dass er mit einem Mal nachzugeben bereit ist?“
„Hör auf“, knurrte Suse gereizt. Bevor die verräterische Röte ihrer Wangen auch Adrian auffallen musste, öffnete sie den Kleiderschrank und verschwand mit dem Kopf darin. Mit flatternden Händen wühlte sie zwischen den Stapeln Pullovern und Blusen. „Hast du Wäsche von mir in der Maschine, Ossi?“
Überrascht von ihren Gedank ensprüngen bejahte er verdutzt. „Ich dachte, du hättest nichts dagegen, wenn ich mich darum kümmere, und wollte dich nicht bei der Arbeit stören, nur um dich das zu fragen. Nun setz dich doch erst mal und trinke deinen Kaffee in Ruhe. Und dann hole ich den Rest der Wäsche. Was suchst du eigentlich?“
Sie fühlte Tränen in ihre Augen aufsteigen und murmelte: „Mein … Ich gehe schnell mal unten nachsehen.“
Bevor er etwas erwidern konnte, hatte sie die Tür aufgerissen und war hinaus geeilt.
Verwundert schüttelte er den Kopf. Schon den ganzen Tag über hatte sie sich eigenartig verhalten. Nicht stur oder schnippisch, wie er es nach einem Streit von ihr gewohnt war, sondern eher … irgendwie …
Ihm fiel keine passende Bezeichnung ein. Dabei war ihre gestrige Auseinandersetzung nicht heftiger geführt worden als all die anderen zuvor. Das konnte demnach nicht der alleinige Grund für die unterkühlte Atmosphäre zwischen ihnen sein, doch konnte er sich nicht vorstellen, was für eine Laus ihr sonst über die Leber gelaufen sein mochte.
Möglicherweise ging es mit der neuen Anlage, die sie momentan aufbauen wollte, nicht wie erwartet voran. Es blieb nicht mehr viel Zeit bis zur Rückkehr in den Heimathafen. Und der Ehrgeiz verbot ihr zweifellos, eine lediglich halbfertig installierte Anlage beim Einlaufen zu übergeben. Er verstand, dass sie nicht gerne von ihren Problemen redete, zumal sie damit rechnen musste, dass er ihr nicht helfen konnte. Obendrein hasste sie es, sich und anderen eine Schwäche eingestehen zu müssen.
Jäh zuckte er zusammen. Seine Augen verdunkelten sich, als er sich ihre letzten Worte ins Gedächtnis zurückrief. Seine Hände begannen zu zittern. Adrenalin schoss durch seinen Körper und er sprang von der Backskiste auf.
Sie hatte „Ossi“ zu ihm gesagt!
Ossi – als hätte sie mit einem Mal keinen Appetit mehr auf Nugat … und auf ihn. Ossi! So hatte sie ihn an ihrem ersten Abend auf der „Heinrich“ genannt! Damals war sie fest entschlossen gewesen, sich nicht mehr auf eine Beziehung mit ihm einzulassen. Im Gegenteil, sie hatte sich gewünscht, sie wären sich nie wieder begegnet.
Was war in der vergangenen Nacht passiert, dass sie heute an demselben Punkt angelangt waren? Hatte Suse etwa immer noch vor … Sie wollte ihn nicht!
Er verschränkte seine Hände auf dem Rücken, um ihr Zittern nicht länger ertragen zu müssen. Einen schwerelosen Augenblick raste ihm der Boden entgegen. Er fühlte, wie sich ein tonnenschwerer Stein auf seine Brust senkte und ihm das Atmen zur Hölle machte. Keuchend stützte er sich auf den Tisch und holte mehrmals tief Luft.
Langsam! Er musste ganz langsam atmen und sich darauf konzentrieren , genug Sauerstoff in die Lungen zu bekommen, redete er sich zu. Gleich würde es ihm besser gehen. Seine Lungen waren vollkommen in Ordnung, hatte der Arzt festgestellt und ihm damit nichts Neues gesagt. Das Problem war allein in seinem Kopf suchen.
Er durft e nicht in Panik ausbrechen, bloß weil sie ihn „Ossi“ genannt hatte. Ein Versehen, mehr war es nicht gewesen.
Er wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn. Langsam sah er wieder klarer. Was machte sie so lange? Wollte sie nicht nur zwei Decks tiefer zu den Waschmaschinen? In der Zwischenzeit war ihr Kaffee kalt. Ärgerlich schnappte er sich die Mugg und ging in das Bad, um sie auszukippen. Als er
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