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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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schlappmachte!
    „Was hat … das … zu bedeuten?“
    „Was schon? Die Maschine ist ausgefallen.“
    Ossi war stehengeblieben und holte flach und stockend Luft. Sein Herz trommelte rasend schnell gegen die gebrochenen Rippen. Sämtliche Energiereserven waren verbraucht, sodass ihn lediglich der Arm des Decksis auf der einen und die Gangwand auf der anderen Seite aufrecht hielten. Die stechenden Schmerzen in seiner Brust wurden allmählich unerträglich und raubten ihm fast den Verstand.
    Doch Svend ließ ihm keine Zeit zum Ausruhen, sondern drängte unbarmherzig: „Ein Deck noch, Köchlein. Fürbass, das schaffen wir zwei Unschlagbaren.“
    Ossi nickte und verzog das Gesicht zu einem schwachen Lächeln.
    „ Aber … die Lichter … brennen … auf dem Gang“, stammelte er nach einer Weile. Er schluckte schwer und würgte an irgendetwas. Vergeblich mühte er sich zu husten.
    „Ja, richtig. Die Hilfsdiesel liefern weiterhin Strom. Eine Frage der Zeit“, ergänzte Svend dann mit brutaler Offenheit. „Und jetzt halt endlich die Schnauze. Du quatschst wie ein altes Waschweib. Das nervt.“
    Böiger Wind schlug den Männern entgegen, als sie hinaus auf das Bootsdeck traten. Innerhalb von Sekunden hatte sie der Regen bis auf die Haut durchnässt. Die Stahlplatten waren gefährlich glitschig und verdreckt, weil Chemikalien aus den Hochtanks unter den Skylights über die Schwanenhälse ausliefen, und das Deck zu einer tödlichen Falle werden ließen.
    Ossi taumelte zurück und atmete angestrengt mit offenem Mund. „Du hast mir … das Leben gerettet“, platzte es unvermittelt aus ihm heraus. Er reichte seine zitternde Hand dem Decksmann, der ihn stützen musste, damit er nicht umfiel. „Warum … hast du … das getan?“
    „Eh, Mann, was soll dieses blödsinnige Geschwafel? Warum? Warum wohl?“ Unangenehm berührt von dieser Frage wendete sich Svend ab und blickte sich suchend auf dem Deck um. „Noch sind wir nicht gerettet, Alter. Noch lange nicht.“
    „Du … hast dich … d u … magst sie. Sanni. Meine … Suse. Und trotzdem … hast du mich … rausgeholt.“
    Seine Hand tastete über den schmerzenden Rippenbogen, während er kurz die Augen schloss, um den letzten Rest an Kraft in seinem zerschlagenen Körper zu sammeln.
    „Nein, nicht trotzdem“, verbesserte Svend den Koch mit ernster Miene, „sondern weil ich hirnloses Riesenrind mich in Suse verknallt habe, musste ich dich retten. Sie liebt dich, blinder Trottel, der du bist! Dieses Leuchten in ihren Augen, wenn sie von dir spricht, dieses aufgeregte Hin- und Hergezappel, wenn sie weiß, du müsstest jeden Moment um die Ecke biegen, und wie sie eine Haarsträhne zwischen Daumen und Zeigefinger dreht, wenn sie dich endlich erblickt, das sind doch alles eindeutige Beweise, wie nervös du sie machst. Sag bloß nicht, du hättest das nicht bemerkt! Himmel hilf! Ich könnte sie nicht leiden sehen. Deinetwegen nicht und einfach überhaupt nicht. Ich würde alles für sie tun“, flüsterte er mit bewegter Stimme. „Und deswegen rate ich dir, sehr, sehr vorsichtig zu sein.“
    Jäh drehte sich der Decksmann zu den etwa zehn Männern um, die mit angelegten Rettungskragen auf dem Bootsdeck standen und sich mühten, das Boot und ein Floß frei zu bringen. Nicht einen der Nautischen Offiziere konnte er unter den Seeleuten entdecken. Verständnislos schüttelte er den Kopf. Das Schiff hatte Steuerbord-Schlagseite, die Nautiker jedoch versammelten sich an Backbord! Diese Ignoranten! Amateure! Hatten sie in dieser Nacht denn alle den Verstand verloren? Wiegten sie sich in Sicherheit, wenn sie bis zum bitteren Ende dort ausharrten? Glaubten sie im Ernst, ein Wunder würde geschehen, welches sie heil von Bord brachte?
    Das Schiff würde sich ni emals auf der Oberfläche halten, bis Rettung eintraf. Er hatte bestimmt nicht als Einziger bemerkt, dass längst Wasser in den Schiffskörper eindrang.
    Weitaus mehr Kopfzerbrechen bereitete dem Decksmann allerdings, dass er nirgends die beiden Mädchen vom Assi-Gang finden konnte. Auch Ossis Blick flog suchend umher und blieb letztlich wieder an Svend Berner hängen.
    „Wo sind …“ Die Stimme des Kochs erstickte in einem grausigen Röcheln. Er würgte an etwas und bekam es nicht heraus. Aus seinem geöffneten Mund tropfte mit Blut vermischter Speichel.
    Als hätte der Decksi Ossis Gedanken gelesen, schüttelte er heftig den Kopf und zischte mit drohendem Unterton: „D a denk besser nicht dran, Köchlein. Nicht mal

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