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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Graneß. Wankend und mit unnatürlich glänzenden Augen tauchte er wie ein Gespenst aus dem Nichts am Ende des Ganges auf und torkelte auf sie zu. Mit seinen klodeckelgroßen Pranken schob er den vergleichsweise winzigen Decksmann an den Schultern zur Seite.
    „Genug gesnackt. Mach Platz, du lütter Hecht“, knurrte der kurzsichtige Hüne gutmütig , wenn auch kaum noch verständlich.
    Eine weitere Alkoholfahne wehte Ossi entgegen. Er würgte und fühlte, wie etwas Warmes, Klebriges an seinem Kinn hinab lief.
    Unbeeindruckt von dem ramponierten Aussehen des Kochs spuckte Rolf in die Hände und stemmte sich mit der Schulter gegen den Kühlschrank , bis er vor Anstrengung rot anlief und keuchte. Angesichts seiner Bärenkräfte gab das Monstrum schließlich seinen Widerstand auf und ließ sich zumindest ein kleines Stück von der Stelle bewegen, was dem Verletzten genügte, um freizukommen. Mit einem gequälten Aufschrei rutschte Ossi an der Wand nach unten und sackte schlaff in sich zusammen.
    Obwohl er seine bandagierten Hände kaum gebrauchen konnte, packte Svend den Koch blitzschnell unter den Achseln und schleifte ihn mit aufeinandergebissenen Zähnen ein Stück den Gang zurück, bis er selber in die Knie ging. Als Rolf seine Hände wegzog, krachte der Schrank mit ohrenbetäubendem Getöse an die Wand. Splitternd brach der Handlauf an der Stelle, wo Adrian Ossmann eben eingeklemmt war.
    „Oh Mann!“ Svend wurde eine Spur bleicher. Er hatte sich eingebildet, sein Herz könnte nicht noch tiefer rutschen. Aber es konnte. Und das tat es auch.
    „Kannst du mir verraten, wie viele Leben du hast? Nach dieser Aktion dürfte es auf jeden Fall eines weniger sein.“
    Er warf einen Blick zurück. Dieser Kerl hatte in der Tat ein unverschämtes Glück. Mit einem Mal war ihm speiübel. Was hatte er hier eigentlich verloren? Er sollte, zum Geier, endlich seinen eigenen Arsch retten, bevor es ungemütlich wurde und das Schiff unterging.
    Und es würde untergehen.
    Wieso also musste ausgerechnet er sich um diesen lebensmüden Koch kümmern? Tatsache war doch, dass er selbst sich unsterblich in die kesse Funkerin verknallt hatte.
    Seine Augen blitzten und langsam breitete sich ein überlegenes Grinsen auf seinem Gesicht aus. Er musterte den Koch, der an der Wand lehnte und gegen die nächste Ohnmacht ankämpfte. Eine bessere Gelegenheit als die, die sich ihm jetzt bot, um Suses Favoriten loszuwerden, bekam er in den nächsten tausend Jahren nicht wieder, wurde ihm mit aller Deutlichkeit klar.
     
    Als die Funkerin schließlich das Schott zum Bootsdeck an der Backbordseite erreichte, hatte die Empörung über Adrians Verhalten sogar ihre Ohren wie Positionsleuchten zum Glühen gebracht. Zugleich fühlte sie sich von ihrer Mutlosigkeit befreit und so kampflustig wie eh und je.
    Sie blieb kurz stehen, um zu verschnaufen. Mit schmerzlich verzerrtem Mund hielt sie sich die rechte Seite und fegte mit der linken Hand eine schweißnasse Strähne aus ihrem Gesicht. Sollte sie dieses Inferno überleben – und daran zweifelte sie nicht einen Augenblick –, würde sie sich nicht bloß von Männern fernhalten und mit dem Rauchen aufhören, sondern obendrein wieder Sport treiben. Anderenfalls würde sie in wenigen Jahren daherkommen wie die unförmige Oberstewardess BarBar.
    Aber warum eigentlich nicht? Solch ein Aussehen brachte bei genauer Betrachtung nicht zu verachtende Vorteile. Locke hatte noch nie versucht, Babsi Gewalt anzutun, und genauso wenig war sie vom Second in eindeutiger Absicht in die Krankenstation gezerrt worden. Hätte sie, Suse, ein Doppelkinn, Hängebacken und zwanzig Kilo Übergewicht, würde sich wohl kaum einer die Mühe machen, sich auch nur nach ihr umzudrehen. Niemand würde sich zu anzüglichen Pfiffen und Bemerkungen herausgefordert fühlen oder ihr wie ein lästiger Straßenköter hinterher rennen und das Leben unnötig schwermachen.
    In einer ruhigen Minute sollte sie sich ernsthaft das Für und Wider durch den Kopf gehen lassen.
    Suse blickte sich um und wunderte sich erneut, dass sie bisher keinem der Jungs begegnet war. Konnte es tatsächlich sein, dass sie samt und sonders an Deck waren? Und es niemand für angebracht hielt, mal nach der Funkerin Ausschau zu halten? Aber was hatte sie denn in diesem Chaos erwartet? Dass die Kerle einen roten Teppich für ihren Empfang ausrollten? Adrian hatte Recht gehabt: Kein Hahn krähte nach ihr!
    Und am allerwenigsten er selber!
    Sie holte tief Luft und fasste nach

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