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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Bootsdeck an Steuerbord. Los, hier runter.“ Der Decksmann dirigierte den halbbetäubten Koch zur Messe, um auf die andere Seite des Schiffes zu gelangen. Je eher sie von Bord kamen, umso besser. Hier gab es für sie nichts mehr zu holen.
    „ Dasss ’n Umweg!“, hörte Svend den stockbesoffenen Rolf Graneß irgendwo hinter sich japsen. „’s geht viel schneller, wenn wir … aaah!“
    Im nächsten Moment schlitterten die drei Männer wie auf einer Rutschbahn über den schmierigen, stark geneigten Fußboden. Aus den Augenwinkeln registrierte Svend, wie Wasser durch mehrere eingedrückte Fenster der Messe drang.
    Glückwunsch auch! Rasmus im Schiff und das nennt sich Verschlusszustand!
    „Passt um Himmels Willen auf! Ossi, halt dich ordentlich fest. Irgendwo, verstanden?“
    Vorsichtig rutschte Svend von einer Back zur nächsten und klammerte sich mit einer Hand an den Bänken und Tischen fest, während er mit der anderen den Koch stützte. Einen Wimpernschlag später neigte sich das Schiff unter furchtbarem Getöse ein paar Grad weiter nach Steuerbord. Der Decksi verlor den Halt und rollte mit einem Aufschrei die schiefe Ebene nach unten. Mit dem Rücken prallte er hart gegen die Steuerbordwand der Messe, wo sich das eingedrungene Wasser sammelte, was ihm die nächste Schimpfkanonade entlockte. Über sich hörte Svend das grässliche Stöhnen des Kochs, den er im Fallen mit sich gezerrt hatte und der vermutlich von einem der im Boden verschraubten Tischbeine aufgehalten worden war.
    Fluchend rappelte sich der Decksmann auf. „Ossi, alles im grünen Bereich bei dir? Ossi! Sag was, Smutje!“
    K eine Antwort – nicht mal auf diese beabsichtigte Beleidigung. Nicht ein Laut war mehr zu hören. Verdammter shit ! Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Berners Puls beschleunigte sich vor Angst, als er in der Dunkelheit auch das Gesicht des Verletzten nicht mehr ausmachen konnte. Kratz mir bloß nicht ab, Alter! Ich dreh dir den Hals um, wenn all meine Mühe umsonst gewesen sein soll!
    „Rolfi, hilf mir! Wo steckst du, Mann? Ossi, und du nimmst die Hand da weg , hörst du? Du musst die Back loslassen. Komm, ich fange dich hier unten auf. Lass diese beschissene Stange los und rutsch runter zu mir. Mach schon. Vertrau mir.“
    Svend atmete erleichtert auf, als er Ossi wieder an seiner Seite wusste. Dicke Schweißtropfen standen ihm auf der Stirn. Er schüttelte sich, als ein kaltes Rinnsal seinen Rücken hinab lief.
    „Auf, Mädels. Wir haben es gleich geschafft. Jetzt sind es nur noch ein paar Schritte.“
    Seine Zweifel am Sinn ihrer Anst rengungen konnte er trotz seiner zur Schau getragenen Heiterkeit nicht länger unterdrücken. Bin gespannt, was heute nicht schiefläuft, ging es ihm immer wieder durch den Kopf, während er sich seine Chancen ausrechnete, diese Hölle lebend zu verlassen.
    Hätte ihm bereits zu diesem Zeitpunkt jemand die Antwort gegeben, wahrscheinlich hätte sich der Decksmann angesichts der Tragweite aller Fehlentscheidungen resigniert in sein Schicksal ergeben und mit einer vollen Buddel im Arm kapituliert.
    So jedoch rollten, rutschten und fielen die Männer ahnungslos dem rettenden Bootsdeck entgegen. Auf dem Weg dorthin stolperten ihnen der Chief Mate und der Funkoffizier entgegen, die sich offensichtlich auf die Kommandobrücke durchschlagen wollten. Berner starrte die beiden Männer an, als kämen sie vom Mars. War der Befehl des Kapitäns an den Funker, eine Notrufmeldung abzusetzen, nicht schon mindestens zehn Minuten zuvor ergangen? War denn das die possibility , dass die Offiziere wie bei einem kleinen Sonntagsspaziergang in aller Gemütlichkeit unterwegs waren?
    Ehe Svend sich weitere Gedanken darüber machen konnte, zog etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich. Eine unheimliche Stille hatte sich von einer Sekunde auf die andere über das Schiff gelegt. Abrupt blieb er stehen und horchte angespannt und mit zusammengekniffenen Augen. Nein, nichts! Das dumpfe Dröhnen der Hauptmaschine, das sonst allgegenwärtig war und deswegen nach einiger Zeit kaum noch wahrgenommen wurde, fehlte plötzlich unter den Geräuschen dieser Nacht.
    „Hörst du … das?“
    Svend hörte vor allem auf den eigenartig rasselnden, stoßweisen Atem des Kochs und er spürte, wie leise Panik ihn erfasste.
    „Bin nicht schwerhörig.“ Er versuchte, seiner Stimme einen barschen Ton zu geben, und zerrte Ossi im selben Augenblick eine Spur heftiger vorwärts. Sie mussten zu den Booten, bevor dieser Kerl

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