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Frau Hoffmanns Erzählungen

Frau Hoffmanns Erzählungen

Titel: Frau Hoffmanns Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schöffling & Co.
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Geschichte. Fußball ist für sie Hundesport.
    Â»Er wäre nicht dein Fall gewesen. Er hatte zwei Windhunde, die er abgöttisch liebte.«
    Â»Wie kann man Hunde achtgöttisch lieben«, knurrt sie verächtlich.
    Â»Abgöttisch, nicht acht-«, korrigiere ich sie. »Ich glaube, er ließ sich mit ihnen begraben.«
    Â»Mit den Langen Kerls?«
    Ich erspare ihr die fällige Aufklärung und erkundige mich nach ihrem Befinden. Jetzt endlich öffnet sie halbwegs die Augen und sagt leise: »Ich hab’ Hunger.«
    Â»Nein, nicht schon wieder Brekkies! Du wirst zu dick! Vor allem bewegst du dich zuwenig.« Etwas unfair, dieser Vorwurf. Wo soll sie sich denn in dieser Wohnung bewegen? »Wenn wir wieder in der Drôme sind, kannst du stundenlange Spaziergänge machen. Du wirst sehen, wie schnell du wieder abnimmst.«
    Â»Ich will aber nicht abnehmen! Das ist doch bloß ein Tick eurer Frauen! Sie essen Salat, damit sie abnehmen. Eine gesunde Katze ißt Salat nur, um zu kotzen.«
    Â»Wenn sie kotzt, kann sie nicht gesund sein«, gebe ich zu bedenken. Sie überhört meinen Einwand und fährt fort: »Ich seh doch, wie sie da unten entlangrennen und schnaufen und schwitzen, weil sie hoffen, dabei Gewicht zu verlieren. Sie verlieren aber nur das Gedächtnis, das ihnen sagen müßte, daß der Schöpfer allein Katzen und Mäuse befähigt hat, schnell zu rennen. Warum haben wir wohl vier Beine, ihr aber nur zwei?«
    Eine wasserdichte Argumentation, wie ich zugebe. Laut aber sage ich: »Auch Hunde haben vier Beine!«
    Â»Pah! Denk doch an die Möpse dieses Malers. Die kollabieren schon nach einem Fünf-Meter-Spurt.« Vielleicht hat sie recht. Die Möpse haben erst gar nicht versucht, Frau Hoffmann zu jagen. Die sind bei ihrem Anblick zurück in das Wohnmobil geklettert, mit dem der Maler uns besucht hat.
    Â»Aber der Alte … der Große König hatte Windhunde, die laufen so schnell, daß die Engländer mit ihnen Wettrennen veranstalten.«
    Â»Wieso? War er ein englischer König? Ich dachte, er hätte in dem Schloß gewohnt, das sie hier wieder aufbauen.«
    Â»Er hatte sein Schloß in Potsdam.«

    Â»Und gegen wen sind die gelaufen, seine Hunde? Gegen die Langen Kerls?«
    Â»Potsdam liegt nicht in England«, korrigiere ich sie und vervollständige ihre Bildung, indem ich beschreibe, wie die Engländer beim Fußball regelmäßig gegen Deutschland verlieren. Ja, PISA !

Suche nach dem letzten Postamt
    Als ich aus dem Badezimmer komme, springt sie gerade auf die Sessellehne, läßt sich auf den Boden fallen, rast zum Fenster, rutscht bremsend auf dem Parkett einen halben Meter und rennt wieder zum Sessel. Anlauf und hopp!, oben ist sie. Aber nur, um gleich wieder runterzuspringen, zum Fenster zu rasen und so weiter. Die Katze ist wahnsinnig geworden.

    Bevor ich mich einmische, ziehe ich erst einmal den Gürtel des Bademantels stramm. Währenddessen rennt sie weiter zum Fenster, Kehrtwendung, Spurt zum Sessel und wieder zurück.
    Â»Hoffmann!!!« brülle ich und hoffe, daß es ernüchternd wirkt, so wie es auf eine hysterische Frau ernüchternd wirkt, wenn sie von Humphrey Bogart geohrfeigt wird. Und dann, da sie ihre Raserei nicht unterbricht, noch einmal: »Hoffmann!!!« Sie läßt sich platt auf den Boden fallen und sieht zu mir herüber.
    Â»Was soll das? Hast du die Tollwut?«
    Erst einmal heftig gähnen, das überbrückt ihre Verlegenheit.
    Â»Ich muß mir Bewegung verschaffen«, sagt sie schließlich und leckt an ihrer linken Pfote herum. »Kein Garten, wo es was zu jagen gibt, kein Dach, auf dem ich klettern kann … ich werde immer dicker.«
    Ich habe allerdings auch den Eindruck, daß diese Katze fett wird. »Weniger essen ist ein wirksames Mittel gegen Übergewicht«, zitiere ich aus meinem reichen Erfahrungsschatz und ziehe den Gürtel des Bademantels wieder straff.
    Â»Weniger als ich kann keine Katze essen, wenn sie für den Überlebenskampf fit sein will«, maunzt sie mißmutig.
    Â»Wo spielt dein Überlebenskampf sich denn ab? Auf der Sessellehne?«
    Sie macht eine müde Bewegung mit der Pfote: »Ihr joggt doch auch wie die Flöhe und macht dabei die Hunde verrückt. Dieser Herr Fischer fliegt sogar extra nach Amerika, um in Manhattan zu joggen.«

    Â»Wir nennen es Marathon«, sage ich.

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