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Frau Schick macht blau

Frau Schick macht blau

Titel: Frau Schick macht blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
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Lasso knoten, Herberger?«
    »Frau Schick, das ist ein schwarzer Katalane, noch dazu ein besonders missmutiger«, erläutert Herberger entnervt. Ein Glück für Stalin, dass sie ihn im Auto gelassen haben, damit er den Esel nicht verschreckt. Dieser Esel aus dem Vorhof der Hölle hätte wohl eher ihn erschreckt. »Das Tier ist nicht nur hässlich, sondern eindeutig aggressiv.«
    »Wir nehmen ihn trotzdem mit«, meldet sich Frau Schick in seinem Rücken zu Wort. » Die Unvollkommenen und nicht die Vollkommenen brauchen unsere Liebe , das war schon immer mein Motto als Wohltäterin. Dass Zerberus hässlich ist, ist kein Grund, ihn im Stich zu lassen. Was meinst du, Niklas?«
    Der Knirps tritt hinter Herbergers Rücken hervor, und Herberger erkennt aus den Augenwinkeln, dass er den Kopf schüttelt. Verflixt beharrlich das Kerlchen! Er ist vorhin einfach durch das Gästezimmerfenster zu ihm geschlüpft, hat sich auf sein Bett gehockt, Elfenaugen gemacht und gleich dreimal so einsam ausgesehen wie Frau Schick.
    Am Ende ist Herberger weich geworden, weil ihn jäh und mit eiserner Zange ein überwunden geglaubter Schmerz gepackt hat: der Schmerz darüber, dass er nie wissen wird, wie sein Sohn Paolo in Niklas’ Alter war. Besser, er schaut jetzt nicht zu Niklas, sonst wird er wieder schwach. Hier gilt es, Vernunft zu wahren und zu verschwinden.
    »Frau Schick, dieser Zerberus gehört zu einer seltenen Rasse, die vom Aussterben bedroht und für ihr heftiges Temperament bekannt ist«, versucht er zu erklären. »Die Katalanen haben diese Riesenesel nicht umsonst zu ihrem heimlichen Wappentier erkoren, um den Rest Spaniens zu reizen und den Stierkult zu verhöhnen.«
    »Zerberus ist vom Aussterben bedroht? Dann ist es umso wichtiger, diesen einsamen Hengst zu befreien, damit er seinen Pflichten zur Arterhaltung nachkommen kann. Jetzt zieren Sie sich nicht so.«
    »Ich ziere mich nicht, ich bin lediglich vernünftig. Außerdem steht dieses Tier unter Artenschutz.«
    »Papperlapapp! Ein bisschen Unvernunft hat der Welt noch nie geschadet«, raunzt Frau Schick und stupst ihm die Reitgerte so beherzt in den Rücken, dass Herberger frontal auf das Gittertor prallt. Mit rostigem Seufzen schwingt es nach innen auf. Herberger muss sich stolpernd ins Gittergeflecht krallen, um einen unsanften Sturz zu vermeiden.
    »Das Tor ist ja offen«, jubelt Frau Schick. »Wenn das kein Zeichen ist!«
    Herberger stoppt energisch die Torbewegungen und dreht sich zu ihr um. Bislang war er nur gereizt. Jetzt ist er zornig wie ein Kampfstier. Er hat ganz vergessen, was für eine heftige körperliche Wirkung Zorn haben kann, und muss mehrmals tief durchatmen, bis sich sein Schwindelgefühl legt und er eine Antwort formulieren kann.
    »Es langt! Wir gehen! Um dieses Monster einzufangen, braucht es Profis!«
    »Wir sind Profis«, entrüstet sich Frau Schick. »Ich bin immerhin Ehrenvorsitzende von Bettinas spanischem Hundeasyl!« Sie stößt mit der Reitgerte das Gittertor sperrangelweit auf und setzt bereits den ersten Fuß auf die Weide.
    »Vorsicht!«, brüllt Herr Engels. »Der Esel nimmt Anlauf.«
    Herberger wirbelt wieder zur Wiese herum. Verdammt. Er hat es geahnt. Zerberus löst sich mit einer Art Bocksprung und infernalischem iah!-Geschrei aus seinem Gebüsch, schlägt aus und trabt an.
    Herberger und Engels zerren fluchend am Gittertor. Es schwingt kreischend auf sie zu, während Zerberus als gelernter Zirkuskünstler zunächst eine Galopprunde um die Wiese einlegt und grüßend nickt.
    Der Torrahmen verkantet sich mit einem Stein. Herberger und Engels ziehen und schleifen es mit vereinten Kräften über den vermaledeiten Bremsklotz. Gleich ist es geschafft.
    »Halt!«, schreit Herberger in letzter Sekunde. Durch den kaum zwei Hand breiten Spalt zwischen Pfosten und Tor entwischt Niklas auf die Wiese. Er schwenkt seine blaugelbe Haferflockentüte. Zerberus bremst mitten in der Galopprunde ab, reißt den Schädel in die Luft und schreit und brüllt mit geblecktem Eselgebiss Mordlust in die Luft.
    »Bleib stehen!«, brüllt Niklas’ Großvater in panischer Verzweiflung seinem Enkel hinterher und wirft sich mit Herberger gegen das Tor, um es wieder zu öffnen. Erneut verhakt es sich mit dem Stein.
    Für Herberger ist die Öffnung groß genug, er zwängt sich hindurch, stolpert auf die Weide.
    »Komm zurück, Niklas!«, brüllen in seinem Rücken Herr Engels und Frau Schick im Chor.
    Niklas denkt nicht dran. Seine Beinchen gehen wie

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