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Frau Schick macht blau

Frau Schick macht blau

Titel: Frau Schick macht blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
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unser Eselchen schon?«, will Frau Schick wissen.
    »Nein«, grollt Herberger. Er lässt seinen Blick noch einmal über das Baugrundstück schweifen, dann dreht er den Kopf nach rechts. Sein Blick gleitet über die spiegelnde Fensterfront eines knapp hundert Meter entfernt liegenden Verwaltungsgebäudes. »Aber ich denke, man kann uns perfekt sehen!«
    Mehrere Fenster sind gekippt. Hinter dem Gebäude qualmt bis zum Horizont ein Wald aus Schloten.
    »Sind Sie sicher?«, fragt mit beunruhigtem Unterton in der Stimme Herr Engels hinter ihm. »Ich will keinen Ärger.«
    Herberger nickt. »Gut möglich, dass auch die Verwaltung am Wochenende arbeitet und ganz sicher der Werkschutz.«
    »Wie aufregend«, frohlockt Frau Schick. »Da kann sich mein Jaguar mal als Fluchtwagen bewähren. Paulchen hat immer geraten, ihn hin und wieder ordentlich zu beschleunigen. Soweit ich ihn verstanden habe, ist es mit Automotoren wie mit Gehirnen: Wenn man sie nicht regelmäßig nutzt und zur Höchstleistung zwingt, rosten sie und gehen kaputt.«
    Herberger schüttelt verärgert den Kopf. Er muss verrückt sein, dass er sich auf diesen Dr.-Doolittle-Klamauk unter Regie von Frau Schick eingelassen hat. »Hier gibt es keinen Esel«, entscheidet er. Außer mir, setzt er in Gedanken hinzu. Er schultert eine Seilrolle und wendet sich zum Gehen. »Wir verschwinden besser.«
    »Ganz meine Meinung«, pflichtet ihm ein erleichterter Herr Engels bei. Er klemmt den Seitenschneider unter seinen Arm und streckt Niklas auffordernd die Hand entgegen. Der linst trotzig unterm Hühnerhut hervor, weicht aus und presst eine Tüte Haferflocken extra kernig vor die magere Brust.
    »Kneifen gilt nicht«, rebelliert auch Frau Schick. Sie hebt die Reitgerte wie einen Tambourstab und verstellt Herberger und Engels den Rückweg zum Jaguar. »Irgendwo muss Zerberus stecken. Sonst hinge das Bittplakat nicht am Zaun! Wir werden das Gelände genauer inspizieren!«
    Niklas nickt.
    Herberger und Engels schütteln simultan die Köpfe.
    Frau Schick ist von der Reaktion ihrer Begleiter augenscheinlich alles andere als begeistert. »Muss ich wirklich alles alleine machen, Sie alte Bangbüchs?«, herrscht sie Herberger an.
    Nein, offenbar nicht, denn jetzt drängelt Niklas sich mit seiner Tüte Haferflocken ans Tor. Der Knirps steckt erst die Nase, dann einen dünnen Zeigefinger durch das Gittergeflecht und schnalzt leise mit der Zunge. »Da kommt Zerberus«, piepst er triumphierend.
    Herbergers Augen folgen widerwillig der Richtung, die Niklas’ Zeigefinger angibt. Ein Gebüsch am hinteren Ende der Brachwiese gerät heftig in Bewegung.
    »Der Junge versteht sich wirklich auf Tiere«, schmeichelt Frau Schick in Herrn Engels’ Richtung und marschiert freudestrahlend los.
    »Hat Ohren wie ein Luchs und Augen wie ein Adler«, bestätigt der widerwillig, aber mit unverhohlenem Stolz.
    Herberger kneift die Augen zusammen, um Zerberus in der einsetzenden Dämmerung zu entdecken. Tatsächlich, da ist er. Pechschwarz wie sein Namensvetter, der Höllenhund, taucht ein junger Eselhengst rupfend und kauend unter einem ausladenden Bauernjasmin auf, zwischen einem Satz Autoreifen, Schuttbergen, leeren Plastikfässern und dem Gerippe eines Schaufelbaggers. Das umzäunte Gelände ist wahrhaftig keine Bilderbuchidylle, aber Zerberus auch kein Bilderbuchesel in Grau mit putzigem Mehlmaul und herzig weißen Augenringen.
    »Gute Güte, ist der groß!«, jauchzt Frau Schick. »Wie gut, dass ich beim Kauf des Pferdeanhängers nicht geknausert habe.«
    Einem Schutzreflex gehorchend, schiebt Herberger sich an ihr vorbei, eilt zum Gittertor und legt eine Hand auf Niklas’ Schulter. Ohne den Eselhengst am anderen Ende des Grundstücks aus den Augen zu lassen, zieht er den Jungen hinter sich.
    Zerberus entstammt eindeutig der Gattung Riesenesel. Er besitzt ein stolzes Stockmaß von an die 1,65 Meter und muss um die 350 wohlgenährte Kilogramm wiegen. Ein ehrfurchtgebietendes Geschöpf. Mit empfindsamen Ohren. Sein linkes stellt sich eben senkrecht auf und dreht sich mit Radargenauigkeit in Richtung Tor. Ein gigantischer Hengstschädel folgt der Ohrbewegung. Zerberus scheint schlecht gelaunt zu sein, so viel erkennt Herberger selbst auf eine Entfernung von über zweihundert Metern. Kein Wunder, dass den niemand haben will, auch nicht »geschänkt«.
    »Ich glaube, da brauchen wir doch meine Reitgerte«, befindet selbst Frau Schick und nähert sich von hinten. »Oder können Sie aus Ihrem Seil ein

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