Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frau Schick macht blau

Frau Schick macht blau

Titel: Frau Schick macht blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
Vom Netzwerk:
flugs ein zuckriges Lächeln auf ihr Gesicht. »Ach, das mit Niklas wird schon wieder. Spätestens, sobald Herberger mit dem Hänger für den Esel vorfährt. In meiner Garage finden Sie einen Seitenschneider und eine Eisensäge. Für Zerberus’ Weidezaun«, flötet sie.
    »Nicht nötig«, blafft Herr Engels und trocknet sich die bedrohlich großen Pranken an einem Küchentuch ab. »Ich komme überall hinein, wo ich rein will.«
    Aha!, denkt Frau Schick. Aha! Und wenn dieser Weihnachtsmann irgendwo nicht reinkommt, schickt er anscheinend Niklas auf Ulmen und in fremder Leuts Kleiderschränke. Entschlossen umklammert sie die Reitgerte. Sie wird dem Kerl schon noch auf die Schliche kommen, und dann kann er was erleben.
    Und das Beste ist – sie auch!

10.
    »Nelly, du summst!«
    »Was?«
    » Tru e lov e von Coke Porter, um genau zu sein«, zischt Ricarda und schaut sich verstohlen in der gut besuchten »Bond Bar« im Esplanade-Hotel um. »Die Leute gucken schon. Es ist peinlich genug, dass du Becky zu einer Vertragsverhandlung mitnimmst!«
    »Becky stört doch niemanden«, verteidigt Nelly ihre Tochter. »Sie sitzt brav in der Hotelhalle und wartet auf Rottländer. Du sagst doch selbst, dein Kreativchef habe einen Narren an ihr gefressen.«
    »Wollen wir’s hoffen. Und du überlässt jetzt endlich die musikalische Untermalung dem Pianisten. Der wird dafür bezahlt und trifft im Gegensatz zu dir die Töne.«
    »Pardon.«
    »Und halt die Füße still. Du klapperst einen halben Flamenco aufs Parkett.«
    Nelly versteckt sich und ihr tiefes Dekolleté fröstelnd hinter der Getränkekarte. Passend zu den arktischen Temperaturen, die eine Klimaanlage in die hallenhohe Kölner Hotelbar bläst, ist die Karte als Eisschrank gestaltet. Der ist bis an den Rand mit Killer-Cocktails wie »Liebesgrüße aus Moskau« (sieben Wodkasorten, Wermut und Gin), »Lizenz zum Töten« (noch mehr Wodka, Wermut, Gin und Rum) und »Stirb an einem anderen Tag« (das Gleiche mit Absinth) gefüllt. Allein das Lesen verursacht bohrende Kopfschmerzen.
    Nelly lässt die Karte auf einen niedrigen Loungetisch gleiten und fragt sich, wie man nach dem Genuss von nur einem dieser Cocktails aus den extrem niedrigen Sitzmöbeln wieder in die Senkrechte gelangen soll.
    Ricarda kippt gereizt ihren letzten Schluck Champagner und winkt einem Kellner im 007-Dinnerjackett. »Ich hasse Themengastronomie. Fehlt nur noch, dass sie die Cocktails aus Wasserpistolen nachfüllen und Miss Monneypenny erscheint, um Moonraker in die Tasten zu hauen. Und was sollen die albernen Türsteher mit Knopf im Ohr? Die tun so, als gälte es, Fort Knox vor Mr. Blofeld zu beschützen.«
    »Die Damen?« Der Kellner unterbricht sie mit Latte-Macchiato-Schmelz in der Stimme und fragt Nelly – genauer gesagt ihr Dekolleté – nach den Getränkewünschen.
    »Mhm. Ja, also haben Sie auch Tee? Ich meine heißen Tee«, fragt Nelly zaghaft.
    Ricarda rollt mit den Augen.
    »Gerührt oder geschüttelt?«, scherzt der Kellner und zwinkert Nelly, nein, wieder ihrem Dekolleté zu. »Welche Sorte darf es für Sie sein? Der grüne First Flush aus Korea ist sehr gut. Oder vielleicht ein Herbstdarjeeling?«
    »Haben Sie Pfefferminztee?«, erkundigt sich Nelly verschämt.
    »Selbstverständlich, wir brühen ihn mit frischer Minze.« Der Kellner zwinkert nochmals und wendet sich Ricarda zu. »Und für die andere Dame? Noch mehr Champagner?«
    Ricarda nickt und entlässt ihn mit einem Eiswürfelblick. Wahrscheinlich nimmt sie der kellnernden Bondkopie die »Dame« übel. »Pfefferminztee?! Wie wäre es, wenn du Wolle und Nadeln für eine Strickjacke dazu bestellst?«, hakt sie gereizt nach. »Dann wird es richtig gemütlich!«
    »Tut mir echt leid, aber ich bin entsetzlich nervös, und mir ist lausig kalt.«
    Ricarda stöhnt. »Kein Wunder bei den Klamotten, die du anhast oder genau genommen nicht anhast. Mit dieser stoffgewordenen Sehstörung kannst du dich als Testbild beim WDR bewerben.«
    »Das ist ein Cocktailkleid von Missoni«, verteidigt Nelly sich halbherzig. Sie will Ricarda auf keinen Fall verraten, dass Becky den entsetzlichen Fummel ausgesucht hat, weil die beiden ohnehin so grandios schlecht aufeinander zu sprechen sind. »Das Kleid passt doch ganz gut zum 007-Design der Bar.«
    Nellys Blicke tasten sich zu einigen auf Wandhöhe vergrößerten Filmplakaten, auf denen James Bond alias Sean Connery, alias Pierce Brosnan, alias Timothy Dalton, alias Daniel Craig umringt und umschlungen von

Weitere Kostenlose Bücher