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Frau Schick macht blau

Frau Schick macht blau

Titel: Frau Schick macht blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
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eine Mailbox. Das hört man am hastigen Tonfall, in dem Becky eine Textnachricht aufsagt.
    »Hi Dad, wollte nur sagen, wir schlafen paar Tage bei ’ner Freundin im Garten. Ziemlich komische Tante, aber ist krass cool hier. Mama ist noch immer voll hin und weg wegen eurer Küsserei. Rest klären wir später. Wir sehen uns. Tschüssi.«

26.
    »Ich habe Ihnen hinten eine sehr gemütliche Tischnische frei gehalten«, begrüßt eine erhitzte Nelly ihre Arbeitgeberin Frau Schick, die am Arm von Herrn Engels soeben das »Gießkännchen« betreten hat. Nelly deutet in eine Ecke des Saals. »Wäre die recht?«
    »Sehr schön, genau das, was wir brauchen«, lobt Frau Schick. »Ach übrigens, ist schon jemand mit meinen Jaguarschlüsseln aufgetaucht?«
    Nelly verneint.
    »Merkwürdig, sehr merkwürdig«, findet Frau Schick und kraust flüchtig die Stirn. »Na, das kläre ich später. Könnten Sie uns erst einmal etwas zu essen bringen?«
    »Was hätten Sie denn gern?«
    »Eine Auswahl von Frau Prachts Buffet. Ich möchte gerne probieren, was sie außer Marmelade so zu bieten hat«, bestellt Frau Schick.
    »Lauter Wunderwerke der Kochkunst«, schwärmt Herr Engels, der im rechten Arm eine Flasche Bärenfang spazieren führt und mit dem linken Frau Schick untergehakt hat. »Heidemaries Kochkünste sind einzigartig. Alles, was ich selbst am Herd fabriziere, habe ich von ihr gelernt. Die Führung des Vereinsheims ist eine bedauerliche Unterforderung ihrer Talente.«
    Frau Schick entzieht dem Professor spontan ihren Arm. »Zu trinken haben wir selbst«, erklärt sie Nelly. »Ich hoffe, für zwei Likörgläser verlangt Frau Pracht kein Korkgeld«, ergänzt sie und bahnt sich resolut einen Weg zur Tischnische.
    Nanu, wundert sich Nelly, warum klingt Frau Schick mit einem Mal so angespannt und leicht verschnupft?
    »Ich hätte außer dem Bärenfang gerne ein Bier und für Frau Schick einen Sekt von der Hausmarke. Ihr bekommt der Likör anscheinend schlecht«, raunt der Professor und folgt seiner Tischdame.
    Nelly kämpft sich durch das Gedränge vor der Theke, gibt bei Blogger die Getränkewünsche auf und arbeitet sich weiter zum Buffet vor.
    »Zweimal Kölner Platte für den Vereinsstammtisch und zwei Teller ›Quer durch den Garten‹ für Frau Schick und Herrn Engels«, ordert sie bei Frau Pracht.
    »Sagen Sie dem Vereinsstammtisch, Kölner Platte gibt’s heute nicht«, knurrt Frau Pracht. »Blutwurst ist aus.«
    »Oh«, bedauert Nelly, »der nette Akkordeonspieler hat sich so darauf gefreut. Er erwartet außerdem noch einen wichtigen Gast, der Ihre Kölner Platte besonders schätzt, sagt er.«
    »Pah! Der reizende Akkordeonspieler bekommt ein Käsebrötchen und sein wichtiger Gast, was übrig ist«, brummt Frau Pracht. Sie knallt Nelly einen Teller mit einem sehr einsamen Brötchen hin. Ohne Butter, Beilage und Dekoration, dabei sind Dekorationen Frau Prachts Leidenschaft, wie Nelly heute Abend lernen durfte. Keine Frikadelle geht hier ohne Petersiliensträußchen, Tomatenschnitz und Eischeibchen raus.
    Für Frau Schick und Herrn Engels legt sich die Buffetchefin gerade wieder mächtig ins Zeug, schneidet Radieschenrosen und bettet kleine Wiener Schnitzelchen wie Juwelen in ein köstliches Salatbett. Die Gurkenblättchen sind so hauchfein gehobelt, dass man eine Zeitung durch sie lesen könnte, und der Gurkensalat, der weltweit gewöhnlich nach nichts schmeckt, ist dank Frau Prachts Künsten ein samtiger Zungenschnalzer.
    Nelly nimmt den Brötchenteller, löffelt heimlich Kartoffel- und Nudelsalat daneben, legt noch zwei Würstchen dazu und macht sich auf den Weg zu Tisch drei. An der Tür kommt sie kurz vom Kurs ab. Becky steht im Windfang und tuscht sich die Wimpern.
    »Weniger ist mehr, Süße. Du siehst bereits aus wie ein Pandabär«, mahnt Nelly. »Hast du eigentlich mein Olivenbäumchen wiedergefunden?«
    »Äh … nein, ist leider weg.«
    »Oh Becky! Wie soll ich Herberger je erklären, wo er hingekommen ist?«
    Becky lässt verblüfft das Tuschbürstchen sinken. »Wer ist Herberger ?«
    Mist! Nelly beißt sich auf die Lippen. So zwischen Tür und Angel wollte sie Becky ihre große Liebe nun wirklich nicht offenbaren. »Das erkläre ich dir später.«
    »Wer ist Herberger?«, insistiert Becky.
    »Blogger wartet. Er braucht dringend deine Hilfe«, lenkt Nelly flugs ab. Mit Erfolg. Becky verwüstet ihr Haar mit den Fingern zu einer Art Raubkatzenfrisur und steuert mit der Geschwindigkeit einer ferngesteuerten Lenkrakete

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