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Frau Schick räumt auf

Frau Schick räumt auf

Titel: Frau Schick räumt auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
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und es ist dein Job, nicht ihrer, dich glücklich zu machen.« Becky, ihre wundervolle Becky, in Liebe loszulassen – dazu braucht es Mut. Weit mehr Mut als dafür, einem Windhund wie Javier in ein erfundenes Paradies zu folgen.
    In kurzer Entfernung zum Kreuz haben Nelly und Quijote dann eine moderne Gedächtniskapelle entdeckt. Leider war die Kirche geschlossen und massiv vergittert. So hat Nelly sich auf die Rückseite des Baus verzogen, auf eine überdachte Natursteinterrasse, die die Hitze des Tages gespeichert hatte, und es sich, so gut es ging, darauf bequem gemacht.
    Sie und Quijote waren beide hundemüde – zu müde, um groß über aufkommende Kälte und Magenknurren nachzudenken oder darüber, wo Quijotes Begleiter abgeblieben war. Mehr als eine Hand voll Mandeln und ein lädiertes Schinkenbrot aus Rabanal hatte Nelly nicht mehr im Gepäck. Das Brot hat sie dem Hund gegeben, die Mandeln langsam selbst gekaut. Danach hat sie sich in ihr dürftiges Plastikregencape gewickelt und ist irgendwann eingeschlafen. Ohne Decke.
    Nelly starrt sie noch einmal kopfschüttelnd an.
    Wer hat sie zugedeckt, das Wasser und die Brote hiergelassen?
    Mit einem Mal weiß sie es. Aber natürlich! Warum ist sie Schaf nicht gleich gestern darauf gekommen! Solche Spielchen passen nur zu einem. Genau wie die Idee, sie allein durch die Nacht irren zu lassen. Vielleicht steckt letztlich sogar Frau Schick dahinter? Man kann solche Späße allerdings auch übertreiben. Warum zeigt sich der Samariter wider Willen nicht einfach?
    Nelly wendet langsam den Kopf. Zigarettenqualm steigt ihr in die Nase und verrät, dass er sich nähert. Und tatsächlich biegt Herberger einen Augenblick später um die Ecke und lehnt sich lässig an einen Verandapfeiler. Ein Rucksack baumelt von seiner linken Schulter. »Ausgeschlafen?«
    Nelly schluckt eine bissige Bemerkung hinunter und nickt. Sie ist unbändig froh, ein vertrautes Gesicht zu sehen. Ganz außerordentlich froh. Genau wie Quijote, den Herbergers Stimme nun ebenfalls geweckt hat. Mit einem Satz ist er auf den Beinen und springt freudig um Herberger herum. Drei, vier Mal, bis er die Tüte mit den Butterbroten entdeckt.
    »Nichts da, Quijote«, warnt Herberger. »Dein Futter steht hier.« Er zieht den Hund zu einem Napf, den er neben der Terrasse bereitgestellt hat.
    Quijote schnuppert kritisch.
    »Es geht auch mal ohne Safran, Freundchen.«
    Nelly nimmt sich ein Schinkenbrot. Es ist das köstlichste Schinkenbrot seit Langem, und die Pfirsiche sind fabelhaft. Außerdem muss sie nichts erklären, während sie kaut. Und das ist gut so, denn sie schämt sich gewaltig. So gewaltig, dass sie drei Pfirsiche hintereinander isst.
    »Trinken Sie danach lieber nicht so viel«, warnt Herberger, der sich neben ihr niedergelassen hat. »Die nächste Toilette finden Sie erst in acht Kilometern.«
    »Das ist mit dem Jaguar doch ein Klacks.«
    »Aber nicht zu Fuß, auch wenn es ab jetzt bergab geht.«
    »Zu Fuß?«
    »Zu Fuß. Ich habe den Wagen gestern Abend bis El Acebo vorgefahren, dort geparkt und wie Sie eine hübsche Nachtwanderung hierher zurück gemacht. Hat mir sehr gutgetan nach der dauernden Autofahrerei. Ich denke, Sie könnten heute Morgen ebenfalls eine tüchtige Wanderung vertragen. Das macht den Kopf frei. Schaffen Sie das?«
    Was für eine dumme Frage. »Ja!«
    »Erlauben Sie?« Er streicht ihr das Haar von der linken Wange, nickt kurz. »Das habe ich mir gedacht.«
    »Was?«
    »Dass er ebenfalls zugeschlagen hat. Als Erster?«
    »Nein«, sagt Nelly und schiebt Herbergers Hand weg.
    »Wird einen hübschen blauen Fleck geben.«
    »Das … Das ist nichts. Die Dornenbüsche waren schlimmer.«
    »Passiert Ihnen so etwas öfter?«
    Himmel, ist der Mann hartnäckig. »Nein, das ist mir noch nie passiert«, zischt Nelly erzürnt. Was denkt der sich nur? Geschlagen hat sie bislang keiner. Sie allerdings auch noch niemanden. Schwere Verletzungen kann man sich in der Liebe auch anders zuziehen oder zufügen. Die unsichtbaren sind oft die schlimmsten.
    »Nun, Sieger nach Punkten und in Bezug auf die Schlaghärte sind in jedem Fall Sie«, sagt Herberger versöhnlich.
    »Sie haben ihn gesehen?«
    »Und verarztet. Javier wird noch lange an Sie denken.«
    »Das tut mir leid«, sagt Nelly und senkt den Blick.
    »Sie schwindeln.«
    Mist, schon wieder erwischt!
    »Wenn Sie meine Meinung hören wollen: Der Mann hat diese Abreibung verdient, auch wenn er nicht viel daraus lernen wird. Er befindet sich bereits

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