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Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Titel: Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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dieses wilde Lamento, und Herr Strohnagel hätte seine helle Freude an dem Geschrei gehabt.
    Die Schwester stellte das Ding hastig wieder aus.
    »Nanana!«, sagte sie tadelnd. »Sie müssen jetzt tapfer sein!«
    »Nein!«, schrie ich. »Muss ich nicht! Kein Schwein hält das aus, kein einziges Schwein!«
    »Schweine müssen so was ja auch nicht aushalten, nur Kühe«, sagte die Schwester rechthaberisch.
    Wie feinsinnig sie war! So ein Schwein hat lauter drollige kleine Ferkelchen, die sich um der Mutter Zitzen balgen, und wenn tatsächlich mal ein phlegmatischer Penner unter den Ferkeln ist, dann kann das der Sau doch egal sein!
    Mir aber nicht!
    Warum ist eine Frau zum Dulden verdammt? Sehe ich gar nicht ein! Man sollte mal einem Mann so einen Trichter an die Weichteile halten und dann den On/Off-Schalter betätigen und dazu sagen, dass es durchaus eventuell ein bisschen weh tun könne, aber er möge doch tapfer sein. Schwester Hildegard unterbrach meine Gleichberechtigungsgedanken, stellte den saugenden Widerling wieder an und überhörte mein Schmerzgeheul. Unendlich langsam bildete sich ein weißer Milchrand auf dem Grund der Flasche. Die arme Warze wurde im Dreisekundenabstand zentimeterlang in den Trichter gesaugt, und im Stadium höchster Deformierung gab sie dann einen fadendünnen Milchstrahl ab.
    Mühsam ernährt sich das Saughörnchen, dachte ich deprimiert.
    Während ich an der Melkmaschine hing und nicht flüchten konnte, sagte Schwester Hildegard so nebenbei, dass mein Sohn anscheinend ein Brustverächter sei. So gar nicht der Vater, dachte ich erstaunt.
    »Sie müssen zu Hause genauso vorgehen«, ordnete sie an.
    »Da verbringe ich ja täglich sechs Stunden mit!«, rief ich aufgeregt.
    »Wahrscheinlich mehr«, sagte Schwester Hildegard zufrieden.
    Dann ging sie mit Paul davon, um ihn kalt zu baden. Sie war ziemlich sicher, dass er dabei erwachen würde. Ich blieb einsam in meinem kargen Zimmer zurück. Die Saugmaschine seufzte lüstern. Ich war so verlassen und frustriert wie noch nie in meinem Leben. Die Minuten wollten nicht vergehen, die Brust wollte sich nicht leeren, die Flasche wollte sich nicht füllen, und der Säugling wollte nicht trinken. Das Leben wollte nicht funktionieren!!
    Die Diva wollte weinen.
    Kind, lass sofort das Heulen sein! herrschte Tante Lilli mich an.
    Aber mein Schweinehund wälzte sich im schmuddeligen Pfuhl des Selbstmitleids. Wenn ich doch jetzt verheiratet wär! Dann könnte ich das alles mit meinem Gatten besprechen! Er würde mir liebend die Hand halten oder vielleicht sogar den Säugling wiegen oder mir den tragbaren Fernseher neben die Melkmaschine stellen oder mir ein schmackhaftes Nudelgericht bereiten. Aber so? Pauline, warum musstest du heldenhaft die Einsamkeit wählen?
    Nun siehst du, Kind, wohin das führt, frohlockte Tante Lilli. Da siehe du zu!
    Warum muss uns Frauen das alles überlassen sein, heulte ich frustriert. Männer gäben sich mit so was gar nicht ab!
    Tante Lilli sagte, dass es die schöne Pflicht der Frau sei, im Rahmen der Erhaltung des Menschenlebens solcherlei zu erdulden.
    Tante Lilli und Schwester Hildegard hatten eines gemeinsam: Nie hatte ein Säugling ihren Busen deformiert, weder ein lebendiger noch ein elektrischer. Deshalb konnten sie auch so gut mitreden. Ich heulte, bis die Rotz-und-Wassermenge die Milchmenge bei Weitem übertraf. Ich glaube, so etwas nennt man Wochenbettdepression. So steht es jedenfalls in »Leben und leben lassen« aus der Reihe »Der kleine Besserwisser«.
    Am nächsten Tag brachte Klaus außer Milchreis auch noch die freudige Nachricht, dass seine Eltern draußen auf dem Flur stünden, weil sie ihren Enkel kennenlernen wollten.
    »Ich geh’ dann solange raus«, sagte ich und krabbelte aus dem Bett.
    »Aber nein!«, rief Klaus. »Dich wollen sie natürlich an erster Stelle kennenlernen!«
    »Wieso denn das?«, wunderte ich mich. Und außerdem: Kind, wie siehst du aus!
    »Auf Staatsbesuch oder Ähnliches war ich gar nicht eingestellt«, sagte ich verwirrt.
    »Deshalb warten meine Eltern ja auch draußen, damit du dich ein bisschen frisch machen kannst!«, rief Klaus.
    Verblüfft über soviel Einfühlungsvermögen latschte ich auf Badeschlappen ins Bad, um ein wenig bezauberndes Rouge auf meine fleckig geheulten Wangen zu schmieren und ein Nachthemd anzulegen, das noch viel reizender und geblümter war als das rosafarbene.
    Ein fetziges T-Shirt, das meine braungebrannten, gestählten Beine freiließ und über dem

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