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Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Titel: Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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geschickt hatte.
    Schwester Alternativa aus dem Kreißsaal hatte mir das Paulchen doch auch gleich auf den Bauch gelegt!
    »So’n Kind braucht doch Nestwärme, oder?«
    »Aber nicht bei sechsunddreißig Grad im Schatten!«, herrschte die Schwester mich an.
    Beschämt nahm ich vom Widerwortegeben Abstand. Die hier war mit Vorsicht zu genießen, so ähnlich wie Tante Lilli, wenn ihr irgendetwas quergekommen war. Dann ließ sie nicht mit sich spaßen. Und diese Oberwebelschwester schien überhaupt nie mit sich spaßen zu lassen.
    »Wann hat er zuletzt getrunken?«, bellte sie mich an.
    »In diesem Leben jedenfalls noch nicht«, gab ich Auskunft. »Er schläft nämlich immer.«
    Die Schwester klopfte energisch auf das schlafende Bündel ein.
    »Aufwachen!«, schrie sie ihn an. »Wir sind doch nicht zum Vergnügen hier!«
    Paul wollte nicht aufwachen. Hätte ich an seiner Stelle auch nicht gewollt.
    Die Schwester ergriff beherzt meinen rechten Busen, riss ihn aus dem Nachthemd und stopfte ihn dem unschuldigen Kind in den Mund.
    »Da!«, rief sie. »Trink!«
    »Vielleicht will er nicht«, sagte ich schüchtern. Ich hoffte, sie möge von mir ablassen, denn der Busen war prall wie ein Luftballon kurz vorm Platzen.
    »Der hat zu wollen!«, sagte Schwester Feldwebel, und ihre Schnurrbarthaare zitterten empört.
    »Vielleicht will er lieber was Handfestes«, sinnierte ich. Schließlich war er der Sohn von Klaus, und der hielt auch nichts von Milch und solchen faden Sachen. Die Schwester sandte mir einen strafenden Blick, der mir sofort das Wort im Munde erstarren ließ. Hier wird nicht gescherzt! Wöchnerinnen scherzen nicht! Die stillen ihre Säuglinge und wanken ansonsten mit ausgeleiertem Gang leidend durch die Flure. Wer hier übermütig werden will, kann ja gehen!
    Jawoll, Schwester, salutierte ich und lag stramm.
    »Es ist völlig klar, dass der Bengel sofort was trinken muss!«, sagte die Schwester. »Der vertrocknet Ihnen ja!«
    Der Bengel wollte anscheinend lieber vertrocknen, als den Kampf mit den Riesenbuletten aufnehmen. Irgendwie war der von Anfang an überfordert, der kleine Erdenbürger. Er tat mir richtig leid.
    »Wie kriege ich den denn im Ernstfall wach?«, fragte ich besorgt.
    Die Schwester wirbelte das schlafende Baby ein paar Mal durch die Luft und ohrfeigte es freundlich, aber bestimmt. Paulchen grunzte unwillig, war aber nicht bereit, sein grüblerisches Augenzukneifen für eine sich ereifernde Oberschwester zu beenden.
    Die fachkundige Schwester demonstrierte mir allerhand Griffe, Püffe und Kniffe, mit denen sie normalerweise die Benjamins und Patricks auf der Station zu wecken pflegte. Diese mageren Bengels mochten sich ja davon beeinflussen lassen. Paulchen nicht. Der schlief.
    »Der ist nicht guten Willens«, erboste sich die Schwester.
    Selig, die guten Willens sind, dachte ich, vielleicht sollte man ihm mal einen Isoppen zum Munde reichen, damit er auf den Geschmack kommt.
    »Der erste schwerwiegende Erziehungsfehler war schon mal, dass er einfach Tag und Nacht bei Ihnen im Bett rumgelungert hat«, sagte Oberwebel Hildegard. »Der gehört in sein Bett und nur, wenn er trinkt, zu Ihnen unter die Decke. Sonst gewöhnt er sich gleich daran, immer an ihrer Brust zu liegen.«
    Genau, dachte ich, wenn das jeder machen wollte. Der verweichlicht völlig, bevor er noch bis drei zählen kann. Wie gut, dass Oberschwester Hildegard hier mal Zucht und Ordnung in die ungeregelten Verhältnisse bringt!
    »Was schlagen Sie also vor?«, fragte ich lernwillig.
    »Pumpen!«, befahl Schwester Hildegard, und das klang genauso bedrohlich wie »Tod durch den Strang«.
    Kleinlaut sah ich dabei zu, wie so eine Art Melkmaschine auf Rädern neben meinem Bett aufgebaut wurde.
    »Das tut jetzt ein bisschen weh«, sagte die Webelin gnadenlos.
    Da ich in ihren ahnungslosen Augen aber eine Arztgattin war, verzichtete sie auf den Zusatz: »Also reißen Sie sich gefälligst zusammen!« oder auf ähnlich aufmunternde Worte.
    Ein gläserner Trichter, der durch einen Schlauch mit der Melkmaschine verbunden war, wurde mir auf die Brustwarze gesetzt. Ich ahnte Unangenehmes.
    Die Schwester betätigte nun den Schalter mit der Aufschrift »On/Off«, und mit lüsternem Sauggeräusch begann die Foltermaschine, meine Brustwarze bis zur Unkenntlichkeit zu deformieren. Ich schrie vor Panik und Busenweh, ohne an meine kostbaren Stimmbänder zu denken, die ich für das nächste Requiem noch brauchen würde. »Requiem für eine Brustwarze« hieß

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