Frauen, die Geschichte machten
durchgestandene Gefahr, denn binnen Kürze war jedenfalls
klar, dass Cäsar sich für Kleopatra und gegen den Bruder Ptolemaios XIII. entscheiden würde, sobald er Handlungsfreiheit gewonnen
hätte. Und das konnten die Ägypter trotz zahlenmäßiger Überlegenheit schließlich nicht verhindern, denn von Syrien rückte
eine römische Legion heran, und auch der König des kleinasiatischen Pergamon sandte Hilfstruppen. Ende März 47 v. Chr. konnte
Cäsar den Ausbruch wagen und sich mit dem vor der Stadt eingetroffenen Entsatzheer vereinigen. Aus der nachfolgenden Schlacht
ging er als Triumphator hervor. Ptolemaios XIII. und seine Berater fielen, seine zur Mitkönigin ausgerufene Schwester Arsinoë
geriet in Gefangenschaft.
Nur noch wenige gemeinsame Tage waren Cäsar und Kleopatra vergönnt. Die Staatsgeschäfte duldeten keinen Aufschub mehr. Cäsar
übergab Kleopatra die Herrschaft über Ägypten nach der formalen Vermählung mit ihrem jüngsten Bruder Ptolemaios XIV., der
zum Mitregenten ernannt wurde. Die römische Herrschaft am Nil war damit gesichert, und Cäsar konnte nach Italien zurückkehren.
Unterwegs schlug er bei Zela (Kleinasien) den König des Bosporanischen Reiches im Eiltempo: »Veni, vidi, vici – ich kam, sah,
siegte«, berichtete er seinem Freund Amintius in Rom. Langwierige Konflikte wie den ägyptischen konnte er sich nicht mehr
leisten, wollte er die gewonnene Alleinherrschaft sichern, und das ging nur von der Hauptstadt aus.
Dort aber empfand er schmerzlich die Trennung von Kleopatra und lud sie deshalb nach Italien ein. Ihr Kommen im Jahr 46 v.
Chr. war eine doppelte Freude, denn sie brachte den im September 47 v. Chr. geborenen gemeinsamen Sohn Ptolemaios XV., Kaisar
oder Kaisarion, mit. Die Römer jedoch begegneten der morgenländischen Königin mit Skepsis, woran auch die üppige Gastlichkeit
wenig änderte, mit der Kleopatra die vornehme Gesellschaft für sich zu gewinnen suchte. Die reservierte Reaktion etwa des
berühmten Redners und Publizisten Cicero dürfte typisch für so manchen eingefleischten Republikaner in der Metropole gewesen
sein.
Das hatte aber auch noch einen anderen Grund: Cäsar, so fürchteten viele Römer, könne die Republik, die ohnedies nur noch
auf tönernen Füßen stand, endgültig liquidieren und durch eine Monarchie orientalischer Prägung ersetzen. Das wäre das Aus
für die Senatsaristokratie gewesen und hätte manche lieb gewordenen Privilegien bedroht. So blieb wenigstens formal alles
beim Alten, wenn auch der Diktator faktisch allmächtig war. Dass er Kleopatra mit Ehren überhäufte, hielt jedoch den Argwohn
wach, der sich schließlich entlud, als die Verschwörer um Brutus und Cassius Cäsar am 15. März 44 v. Chr. erdolchten.
|26| Danach kehrte Kleopatra fluchtartig nach Alexandria zurück. In Rom aber schlug die Stunde des bereits erwähnten Marcus Antonius
oder Mark Anton, wie er hier zu Lande genannt wird. Er war zuletzt unter Cäsar Konsul, also oberster Amtsträger gewesen und
arrangierte sich nun mit Oktavian (Octavianus), dem Adoptivsohn und testamentarisch eingesetzten Erben Cäsars. Gemeinsam nahmen
sie die Verfolgung der Cäsar-Mörder auf, vernichteten deren Heer im Jahr 42 v. Chr. bei Philippi (Thrakien) und teilten sich
das Weltreich: Mark Anton erhielt den reichen Osten, Oktavian den Westen mit dem Kernland Italien. Die erste Phase des zweiten
römischen Bürgerkriegs war damit abgeschlossen, beendet aber war er noch lange nicht, wie sich bald zeigen sollte.
Ägypten gehörte nun also zum Machtbereich des Antonius, und Kleopatra beeilte sich, dem in Tarsos (Kleinasien) Hof haltenden
Römer ihre Aufwartung zu machen. Das Zusammentreffen der Macht und der Schönheit, von Ares (Kriegsgott) und Aphrodite (Göttin
der Liebe), überliefern die Quellen in fantasievoller Ausprägung. Kleopatra soll schmuckbehängt, aber sonst bis auf eine Art
Tanga aus Perlen nackt vor Mark Anton erschienen sein in Begleitung ebenfalls aufreizend knapp bekleideter »Jungfrauen«, wohl
Mädchen aus Alexandria, die sich auf die Liebeskunst verstanden. Wenn nur ein Bruchteil davon zutrifft, was über das Zusammentreffen
fabuliert worden ist, dann müssen Antonius und Kleopatra in einem Rausch der Sinne förmlich versunken sein.
Dass sie sich ihm nicht gänzlich hingeben konnten, lag an Oktavian, der nur darauf gelauert hatte, den Ostrivalen zu demontieren.
Das Kleopatra-Abenteuer kam ihm gerade recht,
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