Frauen fragen Feuerstein
Oberroden (bei Frankfurt) und war fasziniert: In einem Saal für 500 Leute saßen gerade mal 50, aber Schmidt tat, als wäre es das Olympiastadion. Souverän und gnadenlos angelte er sich das Publikum, und auf der folgenden Autofahrt, als ich ihn zum Bahnhof Aschaffenburg fuhr, angelte ich ihn mit dreifacher Taktik: Ich protzte mit meinen zehn Jahren in New York (Welterfahrung), legte eine Kassette mit Bachs Orgeltoccata in d-Moll ein (Bildungsbruder) und bat ihn dann, mir einen Brief vorzulesen, den ich in seinem Namen verfasst hatte (Witzbold). Er begann: »Lieber Feuerstein, ich möchte mit dir zusammen eine Sendung machen... « Das gefiel ihm, und so geschah es auch.
Heute würde so was nicht mehr funktionieren. Schmidt kennt die Macht, kennt jede Taktik, die zu ihr führt, und kann blendend damit umgehen. Er braucht keine Helfer mehr, Weggenossen sind ihm lästig. Zwar behauptet er, nur im Dienst ein ganz, ganz Schlimmer zu sein, privat aber ein einfacher, harmloser Kumpel, aber dazu würde er andere Kumpel brauchen, und die hat er nicht. Privat ist er ein ganz, ganz Einsamer. Da könnte ich jetzt wieder die Parallele zum Arschloch ziehen, das ja ebenfalls Einsamkeit und verschlossene Türen braucht, um zu funktionieren, aber das ist ein dummer Vergleich, der noch dazu stinkt.
»Aus einer Mördergrube soll man kein Herz machen«, könnte Schmidts Leitspruch sein, Aber ist er tatsächlich Totalzyniker, 24 Stunden lang, oder kann er auch weich sein, sentimental? Ich denke schon. Doch scheint sein Körper dann spezielle Antikörper zu bilden, Sophophagen , also seelische Fresszellen, die nicht nur jede Weichheit härten, sondern zusätzlich Abstoßreaktionen gegenüber Mitmenschen hervorrufen, wie Akne oder Migräne.
Obwohl: Ich saß mit ihm mal vor dem Fernseher, als gerade Frank Sinatra gezeigt wurde. Ich sah einen alten Mann, der hilflos über die Bühne torkelte und Songtexte vom Monitor abzulesen versuchte, aber ich durfte kein Wort sagen, um seine Anbetung nicht zu stören. »Großartig«, seufzte er mit verdrehten Augen. Hm, Wenn ich hilflos über die Bühne torkelte, sagte er das nie. Sondern zischte sein schlimmstes Schimpfwort: Laie!
Hat Schmidt Fehler? Ich meine professionelle Fehler, die Erfolg und Karriere behindern. Ja, er hat! Sogar einen ganz großen Fehler... Frü her zumindest. Er dachte allen Ernstes, das Große Publikum würde ihn lieben — ohne jede Gegenliebe. Das war damals bei Verstehen Sie Spaß. Aber das Große Publikum versteht keinen Spaß. Es versteht nur Didi Hallervorden.
Ich hatte mal in einem Interview, ohne viel zu überlegen, gesagt: »Was uns verbindet, ist der Hass auf die Menschen und die Liebe zum Publikum .« Schmidt hat diesen Satz aufgegriffen und oft zitiert, fairerweise mit Quellenangabe. Erst hinterher wurde mir klar, wie zutreffend diese Definition ist, Und wenn ich zusammenfasse, dann ärgert mich an Schmidt vor allem eins: dass ich ihn viel mehr gebraucht habe als er mich. Das Arschloch.
Rent -a-Balg
Die Antwort auf eine Schicksalskrise
(Ein Werbespot aus Schmidteinander )
1 .
Kleinbürgerliches Wohnzimmer. Die Ehefrau (Schmidt) stopft Socken, der Ehemann (Feuerstein) löst Kreuzworträtsel. Der Fernseher läuft, ohne dass man den Bildschirm sehen kann. Beide wirken betrübt und niedergeschlagen.
Off-Sprecher (aus dem Fernseher): Fehlt Ihnen zu einem erfüllten Leben — das Kinderglück?
Ehefrau (zum Fernseher) : Ja. Wir haben alles versucht, um Kinder zu kriegen.
Ehemann: Sogar Geschlechtsverkehr.
Off-Sprecher: Dann rufen Sie uns doch an: » Rent -a-Balg«, der Kinderverleih mit dem Herz für Eltern!
2.
Firmenlogo » Rent -a-Balg«, dazu verschiedene, schnell geschnittene Archivbilder von Babystation, Kinderkrippen, Kindergarten, Spielplatz etc.
Off-Sprecher: Bei uns finden Sie genau das Richtige für Ihren Bedarf: Jungen, Mädchen, Zwillinge, auf Wunsch von verschiedenen Vätern, und für den besonderen Geschmack haben wir auch schwer Erziehbare, Verhaltensgestörte und Wunderkinder... alle garantiert windelrein ab dem 25. Monat. Und wenn Sie sich nicht sofort entscheiden können: Unsere geschulten Betreuerinnen bringen Ihnen zwei Modelle zur Auswahl — direkt ins Haus!
3.
Das Wohnzimmer von vorhin, aber jetzt aufgeräumt-festlich, das Ehepaar elegant angezogen, in freudiger Erwartung. Auf dem Tisch liegen eine Puppe und ein Spielzeugpanzer.
Ehemann: Ob es wohl ein Junge wird? Oder meinst du — ein Mädchen?
Ehefrau: Hauptsache, es
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