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Frauen fragen Feuerstein

Frauen fragen Feuerstein

Titel: Frauen fragen Feuerstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Feuerstein
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würden in Richtung WDR-Kantine, auf die Teller mit Vollwertkost? Sind wir daran Schuld , dass selbige Kantine danach für drei Tage geschlossen werden musste, nur weil die ausgehungerten Tiere sich an den Mettbrötchen nicht nur labten, sondern dort, schon an die nächsten Generationen denkend, auch ihre Eier ablegten? Und Hand aufs Herz: Hat der nachfolgende Einsatz des Kammerjägers der Qualität der Kantine wirklich geschadet? Haben Sie selber dort jemals gegessen, meine Damen uns Herren?
    Oder die Kaninchen hier in Omas Garage, zwanzig Weibchen und fünf Rammler, mit denen wir ein sozialwissenschaftliches Experiment durchführten, um zu erkunden, inwieweit sich Ravels »Bolero« stimulierend auf Säugetiere auswirkt. Die Antwort war: Ja, tut er. Gut, die Männchen waren ein bisschen aufgeregter als sonst, daher der Fachname »Rammler«...aber vergessen Sie nicht, meine Damen und Herren, das waren Schlachtkaninchen, denen wir hinterher die Freiheit schenkten, und es war nicht jugendgefährdende Sinneslust, die sie vor der Kamera so ungebärdig erscheinen ließ, sondern reine Lust am wiedergewonnenen Leben. Ich verstehe deshalb nicht, warum es darüber so viel Aufregung gab — doch hat die Debatte auch Ihr Gutes, arbeitspolitisch gesehen: Soweit ich weiß, ist für das kommende Jahr eine neue Planstelle vorgesehen: Der Kaninchenbeauftragte des WDR.
    Zum Schluss noch das schwierigste Thema im Fernsehen: Der Umgang mit der Gewalt, und damit meine ich nicht unseren Zyklus von Schubert-Liedern, die wir erstmals in der originalen szenischen Umsetzung der Texte zeigten: Beim »Heidenröslein« wurde ich erstochen, beim »Erlkönig« von Udo Jürgens erwürgt, beim »Ständchen — Leise flehen meine Lieder« fiel eine Beleuchterin von der Decke, und in »Jägers Liebeslied« erschoss Harald Schmidt, wie vom Liedtext befohlen, auf offener Bühne einen Hirsch, ein Reh, eine Ente und anschließend mich — aber das war nicht Gewalt, sondern Kultur, und Shakespeare trieb es viel schlimmer.
    Nein, mit Gewalt meine ich den Fall Wolpers, unseren Produktionsassistenten und Prügelknaben, den wir bei jeder Panne in der Live-Sendung sofort standrechtlich verdroschen. Um ein Haar hätten wir dabei wirkliche Gewalt angewendet, denn ursprünglich wollten wir ihn mit Baseballschlägern verhauen. Aber unser weiser Unterhaltungschef mahnte zu Recht, dass Baseballschläger die Waffe der Glatzen und damit eine politische Aussage seien. Also verzichteten wir auf die Gerätschaft von Rechts und begnügten uns mit linken Methoden: Wir verprügelten Wolpers mit den bloßen Fäusten — ganz in Ihrem Sinne, meine Damen und Herren.
    In diesem Sinne danke ich Ihnen, lieber Rundfunkrat, für so viel Verständnis und Toleranz, und ich möchte mich mit der Preisgabe eines kleinen Geheimnisses verabschieden...ein Geheimnis, das Ihnen zeigt, wie ernst wir Ihr Mandat nehmen: Für unsere letzte Sendung, jetzt eben am Samstag, hatten wir einen spektakulären Schluss geplant...nach dem Vorbild einiger Endzeit-Sekten: einen Massenselbstmord des Schmidteinander -Teams, live...na ja, bis zum Tode eben. Aber dann sagte jemand: Hey, das gibt Ärger mit dem Rundfunkrat, und deshalb ließen wir es sein, und ich spiele lieber Blockflöte. Das ist vielleicht noch grausamer, aber das bringt uns höchstens einen Brief an den Intendanten.

Bildnachweis

    Bildteil 1: WDR, Wild am Sonntag , 1986 (Tropenhut); WDR, Parlazzo , 1996 (Klavier); WDR, Wild am Sonntag, 1996 (Punker); WDR, Wild am Sonntag, 1986 (Torero); Feuerstein Privatarchiv, Schmidteinander (Mutter); WDR, Wild am Sonntag, 1986 (Baby); WDR, Lindenstraße, 1995 (Tarzan und Jane); Feuerstein Privatarchiv, 1958 (Paris); SAT 1, Spartacus, 1998 (mit Dolly Buster); FAZ Sonntagsmagazin, © Wolfgang Wesener (Weihnachtskugeln); © Hergen Schimpf (mit Vera Int -Veen); WDR, Schmidteinander , 1994 (Playboys und — girls ); WDR, Wild am Sonntag, 1986 (Spaghetti); SAT 1, Edel und Starck (Feuerstein zuhause); ARD, 1997 (Fummel)

    Bildteil 2: Feuerstein Privatarchiv, 2005

    Bildteil 3: WDR, Wild am Sonntag, 1986 (Fred Astaire); Feuerstein Privatarchiv, Wild am Sonntag, 1986 (Engel); Feuerstein Privatarchiv, Wild am Sonntag, 1986 (Batman); Feuerstein Privatarchiv, Schmidteinander , 1992 (Amor 1+2); WDR, Schmidteinander , 1993 ( Icy Daisy); Stadtmagazin Colibri , 1993 (Papst); NDR, Pilot: Hitlers Sohn (Führer)

    Bildteil 4: WDR, Schmidteinander , 1990 (Röntgenbilder); WDR, Wild am Sonntag, 1986 (Steinzeit); SAT 1,

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