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Frauen lügen

Frauen lügen

Titel: Frauen lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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Bahnangestellten mit. »Es hat ja immer noch geschüttet wie sonst was, als ich raus bin. Hatte natürlich keinen Schirm dabei, mein Wagen steht auch immer gleich da vorn beim Eingang.«
    »Sie mussten also nur wenige Schritte durch den Regen laufen.«
    »Genau. Ich habe die Jacke über den Kopf gezogen und bin so schnell es ging ins Auto. Dabei habe ich nicht nach rechts und links gesehen, tut mir leid.«
    »Das kann Ihnen keiner verdenken, und das wird Ihnen auch niemand übelnehmen. Trotzdem muss ich weiter fragen: Ist Ihnen etwas aufgefallen, als Sie im Wagen saßen? Manchmal verschnauft man dann ja erst mal und sieht sich ein wenig um.«
    »Ich wollte bloß schnell nach Hause unter die warme Federdecke. Außerdem ist der Bahnhofsvorplatz nachts auch nicht bis in alle Ecken erleuchtet. Da könnte sich schon jemand verstecken. Aber ich habe niemanden gesehen, auch nicht, nachdem ich die Scheinwerfer angemacht hatte. Ich habe gewendet und bin dann gleich runter vom Vorplatz … aber warten Sie mal …«
    »Ja?«
    »Da stand noch einer.«
    »Ein Mensch?«
    »Nein, ein Wagen. Der parkte ein bisschen abseits, direkt vor dem Reetdachhäuschen an der Bushaltestelle. Ich hab noch gedacht, dass das bestimmt Ärger gibt am nächsten Tag.«
    »Das ist interessant. Können Sie den Wagen näher beschreiben?«
    »Nein, leider nicht. Er war hell, das weiß ich noch, weil ich ihn sonst wahrscheinlich gar nicht gesehen hätte, und nicht besonders groß, also keine Limousine oder so etwas. Eher bescheiden. Ich dachte noch, da ist so ein Jungspund auf eine Party gefahren und hat den letzten Zug versäumt.«
    »Aber an ein Kennzeichen oder die Automarke können Sie sich nicht erinnern?«
    »Nee, ehrlich nicht. Hat mich auch nicht interessiert und bei dem Wetter schon mal gar nicht.«
    »Das kann ich gut verstehen. Eine letzte Frage habe ich noch, Herr Zwinger. Wo hängt hier eigentlich der Fahrplan? Im Gebäude oder draußen?«
    »Na, auf dem Bahnsteig, so ist es üblich.«
    »Es kann also jeder in der Nacht um den Bahnhof herumgehen und sehen, wann der letzte Zug kommt oder gekommen ist.«
    »Ja klar. Die Beleuchtung am Bahnsteig geht auch nachts nicht ganz aus. Das wird automatisch geregelt. Die Hälfte der Lampen schaltet sich ab, die andere Hälfte brennt weiter. Wäre ja Stromverschwendung sonst.«
    »Und mit öffentlichen Geldern wollen wir alle sorgsam umgehen. Das haben Polizei und Bahn in jedem Fall gemeinsam.«
    »Wenn Sie das sagen, Herr Kommissar …«

Montag, 15 . August, 23.40  Uhr,
Restaurant
Rauchfang
, Kampen
    Seit mehr als zwei Stunden sitzt Fred Hübner allein an seinem Tisch auf der Terrasse des angesagten Restaurants
Rauchfang
mitten im Trubel des berühmtberüchtigten Kampener Strönwai, der sogenannten »Whiskystraße«. Die Gäste dieses Abends haben natürlich nur ein Thema: die beiden Brände der letzten Nacht. Die Fakten, die die Polizei herausgegeben hat, sind spärlich, umso schillernder sind die Gerüchte, die auf der Insel kursieren. Von Brandstiftung ist immer häufiger die Rede, und so mancher spekuliert bereits über eine Sylter Bürgerwehr, die das Luxushotel und das Wartehäuschen am Bahnhof in Brand gesetzt haben soll, um gegen den Ausverkauf der Inselimmobilien an die Reichen der Republik zu protestieren. Anderen Gerüchten zufolge sollen sich linke Kräfte aus der Hamburger Besetzerszene jetzt auch auf der Insel betätigen. Sogar von einer Einwanderung Berliner Chaoten ist die Rede, denn wer in Kreuzberg teure Autos anzündet, für den müsse Sylt mit seinem allsommerlichen Aufgebot an Nobelkarossen ein wahres Paradies des Zündelns sein.
    Fred Hübner lauscht den kursierenden Gerüchten aufmerksam. Er ist viel zu sehr Journalist, um nicht das Potential der Ereignisse der letzten Nacht zu erkennen. Der Bahnhof ist kaum beschädigt, und das Wartehäuschen wird schnell ersetzt werden können, aber der Anbau des Rantumer Hotels ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Immerhin konnte ein Übergreifen der Flammen auf das Hauptgebäude verhindert werden. Doch vorher sind alle Gäste, unter ihnen einige illustre Persönlichkeiten, in eine Halle des Sylter Flughafens evakuiert worden. Die Fotos einer desorientierten Gruppe von Pyjamaträgern vor dem brennenden Speisesaal waren in jeder Gazette der Republik zu sehen.
    Normalerweise würde sich auch Fred leidenschaftlich für die Hintergründe der Brände interessieren, doch heute Abend ist er abgelenkt. Seit zwei Stunden schon starrt er

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