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Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Titel: Frauen rächen besser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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hiermit verrate: Ein Twingo – und wahrscheinlich jeder andere dieser Miniflitzer – hat die Hinterachse nämlich ungefähr dort, wo andere Autos die Stoßstange haben. Und genau das wird den Männern zum Verhängnis. Wo sie mit ihrem eigenen Wagen noch locker einen Meter fahren könnten, sind sie mit einem Twingo schon angekommen. Und ich habe dann immer meinen Spaß daran, denn die stolzen Geschöpfe lassen es sich meist nicht nehmen, selbst zu fahren – so auch mein Robert bei unseren ersten Ausfahrten. Und wenn er dann nach dem dritten Anlauf nahe dran war durchzudrehen, habe ich meistens gesagt: »Soll ich?«
    Damit gab ich ihm den Rest.
    Aber mit der Zeit wurden die Gelegenheiten seltener, denn allen bösartigen Unterstellungen zum Trotz sind Männer durchaus lernfähige Wesen, und irgendwann hatte es auch Robert kapiert. Seitdem zieht er das bisschen Todesangst auf dem Beifahrersitz einer ultimativen Blamage beim Einparken vor.
    Als ich den Motor abstellte, rang er sich jetzt ein »Nicht schlecht« ab. Dann kam er zum Wesentlichen.
    »Was zum Teufel machen wir hier eigentlich?«
    Die Sache wurde ihm langsam unheimlich, das war nicht zu übersehen.
    »Ich mache gar nichts, du machst etwas. Du wirst heute dein Versprechen einlösen«, erklärte ich ihm und deutete auf den Laden gegenüber.
    »Willi’s Tattoos«prangte über der Eingangstür, und im Minischaukasten daneben gab es eine Menge Fotos von teils unaussprechlichen Körperteilen, die allesamt tätowiert waren.
    »Jetzt? Und in dem Laden?« Seine Stimme klang beinahe hysterisch.
    »Mach dir keine Sorgen, ich habe mich erkundigt. Willi ist einer der Besten in der Branche«, beruhigte ich ihn.
    Was so nicht ganz stimmte. Genau genommen war Willi nur der Einzige, der kurzfristig einen Termin frei gehabt hatte, und das lag vermutlich nicht daran, dass er so gut war.
    Aber wozu meinem Bärchen unnötig Angst machen?
    »Also ehrlich, Heike, das kommt ein bisschen plötzlich«, protestierte Robert.
    »Jetzt sei nicht so ein Angsthase, wir können doch wenigstens mal reinschauen.«
    »Hm, ich weiß nicht …«
    Er sah so aus, als wäre er kurz vor dem Davonlaufen, daher griff ich zum allerletzten Trick: Ich packte ihn bei seinem schlechten Gewissen.
    »Was ist denn los mit dir, Bärchen? Du kommst mir in letzter Zeit so verändert vor, so zaghaft, irgendwie unentschlossen. Hat es was mit deiner Arbeit zu tun?«
    Volltreffer. Ich sah, wie er zusammenzuckte. Seine Arbeit, das war seine Firma, das war sein Büro, und das war auch – Lisa Elsbach, seine rothaarige Schlampe.
    »Wie meinst du das?«, fragte er unsicher.
    »Weiß ich selbst nicht so genau, ich dachte mir nur … Also, wie sieht’s aus? Machen wir’s?«
    »Hm, na gut, wir können uns den Laden ja mal angucken«, gab er schließlich nach.
    Willis Laden war das Mieseste, was ich seit langem gesehen hatte, und in meinem Beruf sieht man viele miese Löcher. Willi selbst passte auch in dieses Bild, aber immerhin machte er freundliche Nasenlöcher, vor allem, als Robert mich fragte: »Bist du sicher, dass er einer der Besten ist?« und ich antwortete: »Ganz sicher, Willi spielt in der Oberliga.«
    Ich bin mir sicher, Willi hatte nie zuvor etwas Ähnliches gehört, und es freute ihn ganz offensichtlich. Dann besah er sich Roberts Hintern, und er bewies Geschmack, indem er sagte: »Mann, wer hat Ihnen denn dieses Ding verpasst?«
    Natürlich hing das auch damit zusammen, dass ich ihm am Telefon aufgetragen hatte, etwas in der Art zu sagen, und ihm dafür einen Extra-Fünfziger in Aussicht gestellt hatte.
    »Siehst du, Bärchen, Willi findet diesen Schmetterling auch unmöglich, und der muss es schließlich wissen«, sagte ich.
    Vor so viel Kompetenz kapitulierte Robert schließlich, und er versuchte eine Erklärung: »Wissen Sie, ich war ziemlich betrunken damals.«
    »Das dachte ich mir schon«, murmelte Willi in seinen Bart hinein. »Brauchen Sie heute auch was? Ich habe Whisky da.«
    Robert verträgt überhaupt keine Spirituosen, aber am allerwenigsten verträgt er Whisky. Deswegen hatte ich Willi auch eingebläut, nichts anderes anzubieten.
    »Ist Whisky nicht ein bisschen stark? Wird es denn wehtun?«, fragte Robert.
    »Hat es beim ersten Mal wehgetan?«, fragte Willi zurück.
    »Nein, nicht, dass ich wüsste. Aber wie ich schon sagte, ich war betrunken.«
    »Dann rate ich Ihnen, nehmen Sie einen Schluck, es wird nämlich ein bisschen dauern.«
    »Also schön, wenn es sein muss.«
    Willi schenkte

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