Frauen rächen besser: Roman (German Edition)
ihm ein ordentliches Glas ein, und Robert nippte daran.
»Nun seien Sie mal kein Mädchen, runter mit dem Zeug!«, befahl Willi, und Robert tat, wie ihm geheißen.
»Und Sie meinen, Sie können das Ding wegmachen, ohne dass man davon etwas sieht?«
Willi schenkte noch einmal nach, bevor er erklärte: »Wegmachen kann ich gar nichts, ich bin schließlich kein verdammter Chirurg.«
Robert schaute zuerst mich an, dann Willi, dann wieder mich.
»Heike, ich verstehe nicht …«
»Wir hatten ausgemacht, dass der Schmetterling weg muss. Weißt du, ich finde, der sieht schwul aus. Was meinen Sie, Willi?«
Willi nickte ernst.
»Verdammt schwul sogar.«
Robert nahm noch einen Schluck.
»Und was hast du dir vorgestellt?«, fragte er resignierend.
»Nun, Willi hat gemeint, er könnte etwas darübermachen, und zwar so, dass man nichts mehr sieht von dem Schmetterling.«
»Und was soll das sein?«
»Das, womit du mich am glücklichsten machen würdest.«
Dann sagte ich es ihm.
Ich bin mir sicher, ohne sein schlechtes Gewissen hätte Robert nie zugestimmt. Und ohne den vielen Whisky hätte es auch nicht funktioniert. Und nicht zuletzt war es auch Willis professionelle Überredungskunst, die dazu führte, dass Robert schließlich nachgab, sich mit runtergelassener Hose bäuchlings auf die Liege legte und den Dingen, oder besser gesagt Willis Tätowiermaschine ihren Lauf ließ.
Ich ging inzwischen in ein Lokal um die Ecke und trank Kaffee. Und später ein Glas Sekt. Und dann noch eins.
Eineinhalb Stunden später stand ich wieder neben der Liege und bewunderte Willis Meisterwerk.
»Ich musste es breiter machen, wegen der Schmetterlingsflügel. Wie finden Sie’s?«, fragte Willi.
»Ja, was meinst du, Schatz, sieht es gut aus?«, wollte auch Robert wissen, und sein Zungenschlag verriet, dass er während der ganzen Prozedur anscheinend noch ein paar gekippt hatte.
Ja, wie fand ich es?
Ganz ehrlich, unter uns: Es war das lächerlichste, bescheuertste, peinlichste Tattoo der Welt.
»Heike« stand da, aber nicht einfach so.
Der Schmetterling war etwa zwei Zentimeter groß gewesen, und Willi hatte die Flügel zu einem H umgearbeitet. Das war nur möglich gewesen, indem er den Buchstaben breiter als gewöhnlich gestaltet hatte. Dementsprechend waren aber auch die anderen Buchstaben breiter, was zur Folge hatte, dass der Name – so kurz er auch war – gegen Ende hin in Roberts Poritze verschwand. Von hinten gesehen stand da eigentlich nur »Heik« , und auch das sah so aus, als hätte sich ein Elefant draufgesetzt.
»Heike, was ist los? Wie findest du es?«, fragte Robert noch einmal.
Ich suchte nach den richtigen Worten, um das, was ich mir dachte, elegant zu verschleiern. Als mir aber nichts Passendes einfiel, entschied ich mich für das Sicherste: die direkte Lüge.
»Es sieht gut aus, Bärchen, richtig gut.«
Während ich das sagte, steckte ich Willi den Fünfziger zu.
»Hey, Schatz, wo wir schon mal da sind: Du könntest dir auch was Hübsches machen lassen«, lallte Robert und versuchte aufzustehen.
»Warten Sie, ich gebe noch was drüber, damit Sie keine Infektion bekommen«, sagte Willi und drückte ihn zurück auf die Liege.
»Gibt’s noch Whisky?«
»Klar.«
Willi gab ihm noch einen, dann beeilte er sich, das Tattoo abzudecken.
»Das lassen Sie einen Tag dran, und die nächste Woche fleißig mit der antibiotischen Salbe schmieren, klar?«
Robert nuckelte an seinem Glas, was gar nicht leicht aussah im Liegen.
»Moment mal, ich hab noch gar nicht gesehen, wie’s aussieht«, sagte er dann mit schwerer Zunge.
»Jetzt ist es auch noch nicht so schön, die Haut muss sich erst wieder beruhigen«, vertröstete Willi ihn, und er war sichtlich froh, dass Robert nichts gesehen hatte. Ich konnte mir vorstellen, dass er seinen Laden für die nächsten Tage dicht machen und auch nicht ans Telefon gehen würde.
»Wasisnun, Schatz?«, hielt Robert an seiner Idee fest, »Lass dir auwas machen. So wie dassa sum Beispiel, finnich echt scharf.«
Er deutete auf ein Foto an der Wand, das eine breite Tätowierung am oberen Poansatz einer Frau zeigte: ein Arschgeweih. Irgendwo hatte ich gelesen, dass das ein erotisches Signal sei, eine Art Hinweiszeichen, um zu signalisieren, dass es da unten noch weiterging.
Als ob mein Hintern ein Hinweiszeichen nötig gehabt hätte.
»Lass uns ein andermal darüber reden, Bärchen. Jetzt sehen wir lieber zu, dass wir dich nach Hause bringen.«
Willi knöpfte Robert noch
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