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Frauen sind auch nur Männer (German Edition)

Frauen sind auch nur Männer (German Edition)

Titel: Frauen sind auch nur Männer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellmuth Karasek
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der Bezeichnung »Broiler« für das Brathähnchen das letzte Symbol der DDR -Eigenständigkeit. Schließlich verloren die Piktogramme ihr Geschlecht. Altersbedingt. Quotengerecht.
    Jetzt also das Meck-Pomm-Männchen am Stock. Dabei ist es längst veraltet. Niemand geht mehr am Stock. Da sei der Rollator vor. Mein Leben war ein ständiger Kampf gegen die Aufgabe der Zweibeinigkeit. Einmal vor dreißig Jahren schlief ich in Dortmund in einem Bahnhofshotel und sah auf einmal erschrocken, dass alte Leute ihren Koffer hinter sich herzogen. Auf Rädern. Inzwischen habe ich mir sogar einen Einkaufswagen gekauft, den »Hackenporsche«, »Seniorentrolley«, den »Anton, bleib hinter mir!«.
    »Der Fortschritt macht nirgends halt«, seufzte neulich eine Altersgenossin, »früher sagte der Arzt, wenn ich zu ihm kam: ›Machen Sie sich oben frei‹, heute sagt er nur noch: ›Strecken Sie die Zunge raus.‹«
    Das liegt aber an der Verfeinerung der Diagnostik.

7 Mai 2011

Der Porsche und die Kuckucksuhr
    Jetzt regieren Grüne im Autoländle. Vom Geschwindigkeitsrausch im Südwesten und der Frage: Darf man Schotten den Whisky verbieten?
    Nach 1945 , als uns Deutschen allmählich, aber drastisch klar wurde, dass wir einem wahnsinnigen Verbrecher bedingungslos in die Katastrophe gefolgt waren, suchte die Volksseele nach Balsam für unsere Kränkungen, nach Ausreden für unsere Fehler und Verbrechen.
    Und sie seufzte kollektiv und am Stammtisch: »Das mit den Juden und dem Krieg, das hätte der Führer nicht machen dürfen. Aber es war ja nicht alles nur schlecht. Er hat ja schließlich auch die Autobahn gebaut.«
    Ein paar Jahrzehnte später, die Grünen hatten sich als Partei etabliert, blickten, in einem Witz, versteht sich, zwei grüne Spitzenpolitiker von einer Brücke auf den endlos tosenden Autobahnverkehr der A 1 . Und dann hörte man sie seufzen: »Es war nicht alles nur schlecht bei Hitler. Aber einen schweren Fehler hat er gemacht. Die Autobahnen hätte er nicht bauen dürfen!«
    Tja, so ändern sich die Zeiten und Meinungen, und die Grünen haben mit abstrusen Forderungen und geplanten Spritpreiserhöhungen (die von der Wirklichkeit ohnehin eingeholt sind), mit Froschwanderwegen und Tempo 30 alles getan, um den Verkehr zu bremsen und damit den Wirtschaftsmotor abzuwürgen. Als Rufer in der Blechlawinenwüste machte sich das gut; da muss der Wegweiser dem Weg nicht folgen, der in die richtige Richtung weist. Und so fuhren Grüne auch Porsche und Audi.
    Jetzt aber ist es ernst. Ein Grüner ist Regierungschef in einem deutschen Land, noch dazu in einem, das seine Spitzenstellung in Beschäftigung, Einkommen und Wohlstand dem Auto verdankt und seinen Luxus dem Geschwindigkeitsrausch, dem Dreiklang aus Daimler-Benz, Bosch und Porsche. Und prompt sagte der neue Ministerpräsident Winfried Kretschmann, das Ziel sei es, weniger Autos zu produzieren. Das ist, als wollte man Schotten den Whisky verbieten und entziehen oder in Argentinien die Rinderzucht drosseln.
    Und so war selbst Winfried Hermann, ein Grüner, bekennender Radfahrer und neuer Verkehrsminister, erschrocken und sagte in Radio-Eriwan-Manier, Winfried Kretschmanns Forderung sei zwar »im Prinzip« richtig. »Aber«, fuhr Hermann fort, »ich hätte das so nicht gesagt.«
    Wie denn aber dann? Andere Autos, ja. Leichter. Effizienter. Sauberer. »Die Autoindustrie wird entweder grün, oder sie wird zu einer Art Kuckucksuhr-Industrie.« Die Quadratur des Kreises. Zum Kuckuck also mit den dicken, schnellen Benzinschluckern.
    Leider ist der Kuckuck aber auch ein aufgeklebter Verwandter des Pleitegeiers.

28 . Mai 2011

Brennelemente und Munduruku
    Lautgedichte – oder wie sich Vokale plötzlich von ihren Sinnfesseln befreien
    In den letzten Tagen las ich häufig etwas über die Brennelementesteuer, ein wichtiges Thema in der Diskussion über den Ausstieg aus der Kernenergie. Aber nicht deshalb sprang mich das Wort an, sondern wegen der vielen e-Vokale. Von der Last der Bedeutungsschwere befreit, verwandelte es sich zum Lautgedicht: Brennelemente, schön wie »Ebenen« und »Berge«.
    Denen kann man kein X für ein U vormachen. Sinnentleert stehen sie plötzlich nackt da, als ob ihr Inhalt nur ein Schleier über ihrem Bild und Klang wäre, also Schall und Rauch. Das war umso seltsamer, da in der gleichen Zeitung plötzlich ein Indianerstamm, die Munduruku, aus der Buchstabensuppe auftauchten. Indios, die am oberen Rio Tapajos in Brasilien leben und Tapire und Krokodile

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