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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Korolenkaja. Ist sie hier?«
    »Hier.« Stella trat vor und sah Sibirzew kühl an.
    »Du hast einen großen Ruf, Genossin.« Sibirzew hielt ihr die Hand hin, aber Stella übersah sie. Sie konnte nicht sagen, was es war, aber Bairam Wadimowitsch war ihr auf Anhieb unsympathisch. Nicht sein Aussehen, nicht sein Auftreten – allein seine Gegenwart genügte, ihre Abwehrbereitschaft zu alarmieren. Ihr Instinkt signalisierte ihr: Der will mir den Mann mit der Strickmütze wegnehmen! Nur deshalb ist er gekommen, nur das kann sein wirklicher Befehl sein. Er soll mir helfen. General Konjew traut mir nicht zu, daß ich mit diesem Teufel allein fertig werde.
    »Wie viele Einträge hast du in deinem Trefferbuch?« fragte sie kalt. Sibirzew zog seine Hand zurück. Er spürte ihre Feindschaft, und ihre Worte waren wie Fausthiebe.
    »Dreiunddreißig …«
    »Miserabel!« Stella Antonowna wandte den Kopf zur Seite und sah die Bajda an. »Bei dreiunddreißig würde die Schlechteste von uns sich vor Scham verkriechen.«
    Sibirzew warf einen schnellen Blick auf Ugarow, dessen breites Grinsen seine Befürchtungen bestätigte: Hier, Bairam Wadimowitsch, bist du ein ungebetener Gast. Man wird dich zwiebeln, wo man nur kann. Kein gutes Leben wirst du haben …
    Mit einem Ruck riß er sein Gewehr vom Rücken und hielt es in den Händen. Ebenso schnell lag es vor seinen Augen und schon krachte der Schuß. Der Kopf einer noch kleinen Sonnenblume flog zerstäubend davon.
    Aber schon als Sibirzew seine Waffe an das Kinn drückte, zuckte auch schon der lange Lauf von Stellas Gewehr hoch. Nur eine Sekunde später krachte ihr Schuß, und er traf das größte Stück der zersprengten Sonnenblume noch im Fluge.
    Sibirzew senkte den Kopf, legte sein Gewehr vor seine Füße in das Steppengras und drehte beide Handflächen Stella entgegen. Eine Geste der vollkommenen Unterwerfung. Die Mädchen im Hintergrund klatschten begeistert. Unsere Korolenkaja! Wer kommt ihr gleich?
    »Bairam Wadimowitsch, dir klebt noch die halbe Suppe im Vollbart«, sagte Stella Antonowna ruhig und überlegen. »Leg es wieder mit mir an, wenn die Suppe mal bis an deinen Mund vordringt …«
    Ugarow schwamm auf einer Woge der Wonne. Er hätte Stella umarmen und küssen können. Das war dem Großmaul eine Lehre, wahrhaftig, das hat er gespürt! Kommt daher, als ginge es darum, Schneehasen zu schießen! Froh und glücklich wird er sein, wenn er wieder dorthin zurück darf, wo man ihn hergeholt hat. Sieben Kreuze wird er schlagen vor Erleichterung.
    »Laden wir die Verpflegung aus!« sagte Ugarow scharf. »Sie packen gleich mit an, Genosse Sergeant! Und dann unterschreiben Sie einen Bericht, den ich aufsetzen werde: Mißbrauch einer Waffe und Vergeudung von Munition für kriegsfremde Zwecke! – Los, bewegen Sie sich …«
    Sibirzew nickte und machte sich stumm an die Arbeit.
    Wartet ab, dachte er dabei grimmig. Ihr kennt mich noch nicht! In den Arsch tretet ihr mir, aber der ist weich und fängt die Stöße auf. Ihr hochnäsiges Pack, ich werde in euren Pelzen sitzen wie tausend Läuse! An einem Karton vorbei, den er von der Ladefläche holte, sah er hinüber zu Stella Antonowna. Sie saß abseits und wartete auf die Abfahrt des Wagens.
    Was hat sie, dachte Sibirzew. Warum tritt sie mir mit blankem Haß gegenüber? Was habe ich ihr getan? Kenne sie jetzt gerade ein paar Minuten, habe gesagt, daß ich sie bewundere, und was tut sie? Sie spuckt mich mit Worten an! Darf man fragen, was der Grund ist? Sind alles merkwürdige Menschen hier, das habe ich gleich gespürt. Eine Einheit von Verschworenen! Bairam Wadimowitsch, hier wirst du immer ein Fremder bleiben …
    Zwei Stunden später fuhr der alte Klapperwagen wieder zurück zum Bataillon. Stella saß vorne neben dem Fahrer, dort, wo auf der Hinfahrt Sibirzew gehockt hatte. Die Bajda hatte sich von ihr verabschiedet, als fahre sie auf Nimmerwiedersehen davon.
    »Hat Sibirzew gesagt, warum er zu uns kommt?« fragte sie den Fahrer, einen jungen Rotarmisten mit Pickelgesicht.
    »Keinen Ton, Genossin.«
    »Worüber hat er denn gesprochen?«
    »Von der Taiga hat er erzählt.«
    »Sonst nichts?«
    »Und von den Huren in Ulan-Ude …«
    Der Junge wurde puterrot und schämte sich ehrlich. Stella Antonowna legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Ist gut«, sagte sie fast mütterlich und war doch selbst erst zwanzig Jahre alt. »Männer wie der leben nun mal von solchen Abenteuern.«
    Beim Bataillon empfing sie der Kommandeur persönlich und half

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