Frauenbataillon
bei uns … nein, regelrechte Kampfverbände, Infanteristen, Flakschützen, Panzerschützen, Panzerfahrer, Pioniere mit Flammenwerfern und Sprengsätzen, Jagdflieger, ein ganzes Bombergeschwader, nur von Frauen geflogen …«
»Du wirst verrückt!« Bauer III rollte für sich und Hesslich eine Zigarette aus Kippenresten, dritter ›Aufguß‹.
»Scharfschützinnen sowieso … auf dem Gebiet liegt ihre ganz besondere Stärke. Es gibt nichts, wozu man die Frauen nicht einsetzt. Sie tun alles, was auch die Männer tun. Vor Leningrad haben sie Brückenköpfe bis zum letzten Mann – das heißt, bis zur letzten Frau – gehalten. Im Kaukasus ist im Herbst 1942 ein ganzes Frauenbataillon vernichtet worden. Und einer SS-Einheit liegen plötzlich keine Männer mehr gegenüber, sondern nur Frauen! Und sie haben sich nicht etwa bloß verteidigt, nein, sie haben angegriffen! Sie haben versucht, die SS-Stellungen zu stürmen!«
»Du spinnst!« sagte Bauer III und lachte. Er reichte Hesslich die fertige Zigarette und gab ihm Feuer. »Das ist doch reines Schützenlatein. Wie bei den Jägern.«
»MM hatte genaue Zahlen. Jeden Tag war in Posen Schulung – sieben Stunden Gelände und Schießen, drei Stunden Theorie und Schulung. Jeden Tag! Da kamen Zahlen auf den Tisch, Herr Leutnant. Da waren große Gebietskarten, übersät mit roten Punkten und Kreisen. Das hieß: Überall Weiber! Überall da, wo ihr Rot seht, hat man Frauenkampfgruppen festgestellt, sagte MM. Und weil auch wir erst dämlich grinsten, hat man uns die Zahlen eingebleut. Was soll das … die paar Weiber! Die fangen wir ein, legen sie aufs Kreuz und vögeln sie anständig durch. Das ist doch das einzige, was denen fehlt, und Sie machen da so einen Wind … Herr Leutnant, da hat uns MM angesehen und gesagt: ›Ihr miesen Säcke! Lernt erst mal, was da los ist! Ihr werdet jetzt die Tatsachen auswendig lernen, wie früher in der Schule das Einmaleins! Und daran denkt dann gefälligst, sobald ihr einen Weiberrock in Erdbraun oder ein paar Locken unter einer Iwanmütze seht. Merkt euch ein für allemal: Da gegenüber liegt kein erwartungsvoller Unterleib, sondern der sichere Tod!‹ Soll ich Ihnen das MM-Einmaleins mal herbeten, Herr Leutnant?«
»Nur los, Feldwebel …«
»Durch Agentenberichte wissen wir, daß fast die gesamte Luftverteidigung um Moskau und Leningrad von Frauen bedient wurde. Die Zentralschule der Flakschützinnen liegt in Moskau. Die Mobilisierung der Frauen für den Dienst bei der Flak beruht auf den Verordnungen des Staatlichen Sowjetischen Verteidigungskomitees vom 23.3.1942 und 13.4.1942. In Moskau trafen ein und wurden für die Flak ausgebildet – innerhalb weniger Wochen! – 2.670 Mädchen aus dem Gebiet Tscheljabinsk, 4.057 Mädchen aus Swerdlowsk, 2.579 Mädchen aus dem Gebiet von Perm. Allein das 22. Flakregiment erhielt 936 Mädchen aus dem Ural. Als wir uns im Herbst 1941 Moskau näherten, befahl Stalin, alle sowjetischen Fliegerkräfte im Gebiet von Volokalamsk zu konzentrieren, um durch massive Einsätze eine deutsche Einkreisung zu verhindern. 762 Maschinen, vom Jäger bis zum schweren Bomber, kamen zusammen, darunter drei selbständige Fliegerregimenter mit je 30 Flugzeugen, vor allem Bomber. Chef der Frauentruppe: Obristin M.M. Raskowa!« Hesslich holte tief Luft, trank aus dem Emaillebecher einen Schluck kalten Tee mit Zitronenersatz und rauchte die letzten beißenden Züge, die die Kippenzigarette hergab. »Weiter, Herr Leutnant: Das 125. Tagbomber-Geschwader, das auch bei Stalingrad eingesetzt war: Nur Frauen! Wir wissen das daher, weil einer der Staffelkapitäne eine berühmte sowjetische Fliegerin ist: Olga Nikolajewna Jamschtschikowa! Sie fliegt seit 1916 und hält den Frauenweltrekord im Langstreckenflug!«
»Du wirst verrückt!« sagte Bauer III ergriffen. »Kommt noch mehr aus dieser Kiste?«
»Das Einmaleins von Major Molle ist lang! Das 588. Nachtbombergeschwader – nur Frauen! In der Ostsee gibt es Minenräumboote mit ausschließlich weiblicher Besatzung! Dann gab es da eine Jekaterina Selenko: Am 12.9.1941 stürzte sie sich mit ihrem Jagdflugzeug in ein deutsches Stuka-Geschwader. Nachdem sie ihre gesamte Munition verschossen hatte, rammte sie einen Stuka und stürzte mit ihm zusammen ab! Und im Oktober 1941 griffen wir das Städtchen Sutoki-Biakovo an. Ein sowjetisches Infanteriebataillon – überwiegend Frauen – verteidigte die Stadt buchstäblich bis zur letzten Frau: Aber nicht bis zur letzten Patrone. Nur
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