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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zwei Mädchen, Natascha Kowschowa und Mascha Poliwanowa, blieben übrig. Sie brachten die letzte Munition – Handgranaten, Minen, Gewehrgranaten – ins Rathaus und machten sie zu einer lebenden Bombe. Als wir in das Rathaus eindrangen, sprengten sie sich und fast eine ganze Kompanie von uns in die Luft. Und wieder Stalingrad: Beim Vormarsch durch die Steppe haben weibliche Einzelkämpfer mit Sprengladungen die Tiger-Panzer angesprungen und in die Luft gejagt. Die Geschützfabrik ›Rote Barrikade‹ in Stalingrad wurde auch von schwerer sowjetischer Flakartillerie verteidigt. 37 Geschütze wurden von uns erobert – allesamt von Frauen bedient! Fragen Sie die Männer von der Abteilung Strachwitz der 16. Panzerdivision, die haben die Mädchenartillerie gestürmt! Und so geht es weiter, Punkt für Punkt auf den Karten, die uns MM an die Wand pinnte. Überall Frauen im Einsatz. Man kann ihre Zahl nur schätzen. Allein bei der Infanterie sind es über 100.000 – und täglich kommen neue hinzu! Die gefährlichste Einheit aber sind die Scharfschützinnen, und die Gruppe, die uns hier gegenüberliegt, ist die berüchtigtste von allen. Man hat ihren Weg genau verfolgen können. Sie tauchte erstmals im Winter 1942 im Gebiet der italienischen 8. Armee auf, im Gebiet von Tschjertkowo. Dort besaßen sie die Frechheit, dauernd die vorgeschobenen Posten zu klauen. Schon damals sollten wir uns darum kümmern, aber da kam der Rückzug. Jetzt wissen wir, daß diese Abteilung hier am Donez liegt – dort drüben, Herr Leutnant, und das sind weiß der Himmel keine unbefriedigten Weiber, die verbiestert schießen, weil sie nicht vögeln können, sondern blendend ausgebildete Soldaten, gegen die selbst Ihr Plötzerenke nichts weiter als ein Stiefelpisser ist!« Hesslich holte tief Luft und lehnte sich zurück an die Unterstandswand. »So ist die Lage! Beschissen bis zum Rand, aber nicht hoffnungslos. Ist Ihnen jetzt klar, warum wir hier sind?«
    Leutnant Bauer III hatte begriffen. Von nun an konnten Hesslich und Dallmann anstellen, was sie wollten und für richtig hielten, niemand redete ihnen mehr dazwischen. Irgendwie mußten die Weiber dort drüben gemerkt haben, daß das ›Abknipsen‹ gefährlich wurde. Drei Wochen lang gab es keine Scharfschützentote mehr; die ›Damenbesuche‹ hörten auf.
    So hatte Bauer III auch nichts dagegen, daß Hesslich zehn Mann seiner Kompanie in Anspruch nahm, um das Flußufer Tag und Nacht zu bewachen. »Ich habe es im Gefühl«, hatte Hesslich zu ihm gesagt, »da geschieht in Kürze was. So ein Gefühl muß man haben, sonst überlebt man nicht! Man muß die Nähe der Gefahr wie ein Jucken unter der Haut spüren! Wenn man sie sieht, ist es schon zu spät. Vor allem bei diesen Mädchen. Und ich spüre etwas.«
    Es war unheimlich, dieses Gefühl, auch wenn nichts geschah. Eine Gedankenbrücke war geschlagen worden.
    In der Gruppe Bajda hatten sich nämlich in diesen Tagen zwei Gruppen gebildet, die unterschiedlicher Meinung waren.
    Stella Antonowna, Marianka, Schanna, Lida und 19 andere Mädchen, einschließlich der Ärztin Galina Ruslanowna, wollten über den Fluß und töten, was ihnen auf deutscher Seite vor das Visier kam.
    Und Soja Valentinowna, Miranski, Ugarow, 36 andere Mädchen und erstaunlicherweise auch Darja Allanowna, die jetzt bei Miranski im Bunker wohnte, als sei sie seine Frau, hielten alle Aktionen im Augenblick für sinnlos.
    »Der schlaue Fuchs wartet im Bau, bis der Jäger vorbeigegangen ist«, sagte die Bajda in der erregten Diskussion.
    Doch Stella antwortete mit heller Stimme: »Aber der mutige Wolf greift an! Und wir sind Wölfe! Warum sollen wir uns verstecken?! Wegen eines Mannes mit einer grauen Strickmütze?! Habt ihr etwa Angst?! Vor allem aber frage ich euch: Wie kann Schanna je wieder in unsere Gemeinschaft aufgenommen werden, wenn man ihr gar keine Gelegenheit gibt, zehn Deutsche zu töten?! Das ist unlogisch und ungerecht! Wenn wir schon nicht rüber sollen, dann wenigstens Schanna!«
    »Einverstanden – «, sagte die Bajda zögernd. Logik überzeugte sie immer. »Schanna kann gehen. Aber allein – das ist doch Dummheit!«
    »Das ist Schannas Problem nicht unseres!« Stella sah hilfesuchend Miranski an, aber der Kommissar hütete sich, in dieser kritischen Frage eine Stellungnahme abzugeben. »Was kann ich Schanna sagen?«
    »Lassen wir erst einmal eine Woche verstreichen.« Die Bajda seufzte tief. Es ist Frieden, dachte sie oft, wenn sie neben Victor Iwanowitsch

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