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Frauenheld: Frauenheld

Titel: Frauenheld: Frauenheld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Schebesta
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Fremde Leute in der Einkaufszone ansprechen, das wäre absolut nicht mein Ding. Aber für ihn ist es wohl das beste Training, um den richtigen Ton bei Frauen zu treffen. Sein Zeitmanagement ist auch wesentlich besser als meins. Immerhin studiert er Jura in den letzten Zügen, hält seinen Körper fit, reist durch die Welt und ist garantiert nicht im Internet auf Frauensuche.
    Heute habe ich einen meiner drei Überstundenabbau-Urlaubstage und hänge schon seit Mittag im Netz. Allerdings habe ich mir kurz überlegt, ob ich nicht trotzdem arbeiten gehen soll, um bei Arthur einen guten Eindruck zu machen. Aber er hätte es gar nicht mitbekommen: Seine »Dienstreise« dauert an.
    Wahnsinn, wie viele Frauen auch tagsüber flirten wollen und können. Zwei Mal wurde mir Cybersex angeboten. Was soll ich dabei eigentlich machen? Mich geil fühlen, wenn mir jemand versaute Sachen schreibt? Onanieren per Webcam? Auf so was habe ich keinen Bock. Manche Dinge muss ich erst gar nicht ausprobieren, um zu wissen, dass sie nicht meins sind.
    Einige Frauen haben auch gar nicht auf meine Chatanfragen reagiert. Bella229 ist immer online, aber egal, was ich schreibe, sie antwortet nicht. Sie ist entweder ein Fake, oder ich bin nicht ihr Typ. Schade. Mich spricht nicht nur ihr Foto an, sondern ihre Weltanschauung zeigt mir, dass sie was in der Birne hat. Unter »Motto« hat sie geschrieben, dass sie kein Karnevalsverein sei. Also hat sie auch Humor. Leider kann ich ihr immer nur einmal am Tag eine Chatnachricht schreiben. Solange sie nicht antwortet, sperrt das System weitere Nachrichten. Hat vielleicht auch Vorteile.
    Hallo Bella229, sehr schönes Foto. Lust, mich kennenzulernen?
    Ich sollte keine Frage stellen, bei der sie mich ignorieren kann. Für morgen muss ich mir wirklich eine bessere Anmache überlegen. Auf die heutige bekomme ich wieder keine Reaktion.
    Michaela klingt ebenfalls vielversprechend. Mal schauen, was sie zum Foto sagt.
    Basti32 : Und, bekommen?
    Die_Unbeschreibliche : Lädt gerade runter … … Nett. :-)
    Basti32 : Ist die kleine Schwester von Scheiße. Bin ich dein Typ?
    Die_Unbeschreibliche : Du willst keine Zeit verlieren, gell? Optisch durchaus annehmbar. :-) Aber ich bin da immer noch vorsichtig. Es ist nur ein Foto …
    Basti32 : Dann komm doch nach der Arbeit vorbei und überzeug dich live von meinen Qualitäten! :-)
    Die_Unbeschreibliche : Das hättest du wohl gerne. Aber so schnell bin ich nicht. Ich mach dir einen Vorschlag: Gib mir deine Nummer, und ich ruf dich gleich mal an.
    Basti32 : 0151/7655 XXXX . Dann bin ich mal gespannt.
    Wenige Minuten später klingelt tatsächlich mein Handy. Im Display steht sogar die Nummer, die mich anruft. So weit war ich mit Bianca nie. Ich gehe dran.
    »Bastian Schwenk.«
    »Michaela Schweden, hallo!«, lacht mich eine sehr warme, weibliche Stimme an. »Hättest wohl nicht gedacht, dass ich dich anrufe, oder?«
    »Du, ich bin für alles offen. Aber diese Fakelady ist erst letzte Woche gewesen. Also bin ich ein wenig vorgeschädigt. Was machst du denn in der Bank?«, will ich wissen.
    »Ich entscheide über Firmenkredite«, antwortet Michaela nüchtern.
    »Dann bist du ja richtig mächtig«, sage ich und versuche, sie mit meiner Stimme zu umgarnen.
    »Das hat nichts mit Macht zu tun. Wir verleihen gerne Geld. Nur, seit Basel II haften wir, also die Bankangestellten, mit, wenn ein Kredit faul ist und nicht richtig geprüft wurde. Da kann ich nicht jedem Machmut, der einen Kiosk aufmachen will, hunderttausend Euro geben und sagen: Mach mal. Versteh mich da nicht falsch, ich habe nichts gegen Ausländer, aber gerade die kommen manchmal mit den komischsten Ideen. Keine Sicherheiten, meinen aber, dass schon genug Kunden kommen würden. Wenn du sie dann fragst, ob sie schon mal einen Kiosk besessen haben, kommt zu achtundneunzig Prozent ein Nein. Wenn ich sie dann frage, was sie gelernt haben, kommt Schlosser. Und wenn er dann doch nicht so viele Kunden hat, hafte ich mit einem Prozent der Kreditsumme. Da würdest du auch ganz genau hinschauen!«
    Das war ja schon fast ein Vortrag, doch diese Frau wirkt sehr sicher und anziehend. Allerdings klingt sie nicht so, als käme sie aus dem Rheinland. Basti, du bist ein Stimmenfetischist.
    »Ich wollte dich damit auch nicht angreifen … Bist du Kölnerin?«, antworte ich verlegen.
    »Habe ich auch nicht so verstanden. Sorry, wenn ich dich damit so direkt konfrontiere, aber ich hatte eben so einen Fall. Das mit dem Abschalten fällt

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