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Frauenheld: Frauenheld

Titel: Frauenheld: Frauenheld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Schebesta
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Zeit? Wer kann das sein? Michaela ist doch gerade erst wenige Minuten weg. Ich nehme mein Handy und lese:
    Basti, es war wirklich sehr schön mit dir. Aber ich glaube, wir werden uns nicht wiedersehen. Du bist nicht mein Typ. Mach’s gut! M.
    Wie ein Elektroschock durchfährt es mich. Hat die Frau einen Schaden oder ganz komischen Humor? Ich drücke nicht auf Antworten, sondern auf Absender anrufen. Freizeichen. Aber sie geht nicht dran. Bleibt mir nur übrig, ebenfalls eine SMS zu schreiben:
    Michaela, wo ist das Problem? Wollten wir uns nicht näher kennenlernen? War das alles nur gespielt? Bin gerade doch stark irritiert.
    Sofort kommt die Antwort:
    Süßer, jetzt mach doch kein Ding draus. Wir haben es beide genossen, aber als Partner such ich etwas anderes. Schau, ich bin nur ehrlich. Also, bis dann mal!
    Im Film »American Pie« wurde Jason Biggs alias Jim von der Flötenspielerin Michelle nach dem Abschlussball sexuell benutzt. Er fand das toll. Beim Film habe ich mich königlich amüsiert. Irgendwie fühle ich mich gerade genauso. Nur ist es jetzt nicht im Entferntesten amüsant. Basti, die Frau hat dich benutzt! Nicht, dass mich das stört. Ich kenn Michaela nicht so lange, dass ich schon Gefühle für sie hätte entwickeln können, aber was bildet sich die Kleine ein? Sie hätte mir das ja auch vorher sagen können. Gut, ich bin total befriedigt, aber ich bin doch kein Deckhengst!
    Ich kann meine Frustration gar nicht bändigen. An Schlafen ist jetzt auch nicht mehr zu denken. Ich springe auf und stell mich unter die Dusche. Dieses Mal hat das warme Wasser nicht ganz die erhoffte Wirkung. Langsam wächst in mir das Gefühl, dass im Internet nur kranke Frauen unterwegs sind. Ich hätte nicht gedacht, dass es bei einem One-Night-Stand bleibt. Und dann auch noch ohne Kondom. Basti, du bist echt bescheuert.
    ***
    Um meine erste Angst zu besiegen, wasche ich mich besonders gut. Vor allem meinen Intimbereich, auch wenn ich weiß, dass man Krankheiten nicht einfach abwaschen kann. Am besten, ich gehe zum Arzt. Ab wann kann man das überhaupt feststellen, ob man sich irgendeine Krankheit eingefangen hat? Im Nachhinein kann ich Michaela gar nichts mehr glauben. Vielleicht macht sie das jede Woche.
    Ich trockne mich ab und sehe bei Wikipedia nach. Ein HIV -Schnelltest geht schon nach dreißig Minuten. Also nichts wie zum Arzt. Nein, stopp! Erst muss ich mit Zeus raus. Dieses Internet-Dating bringt alles durcheinander. Im Job mache ich Fehler, mein Hund kommt kaum noch zum Gassigehen, und meine Gesundheit ruiniere ich mir jetzt auch noch.
    Ich schnappe mir Zeus und renne mit ihm in den Park. Dort lasse ich ihn von der Leine. Er sprintet auf die Wiese. Während mein treuer Weggefährte die Freiheit genießt, höre ich eine bekannte Stimme nach mir rufen: »Hallo, Sie da! Sie haben wohl mit gar keinem Gesetz etwas im Sinn?«
    Wie klein ist diese Welt eigentlich? Die Frau vom Ordnungsamt, die mich vor ein paar Tagen in der Ladezone erwischt hat, macht gerade ihre Parkrunde. Mit hochrotem Kopf bewegt sie sich schnellen Schrittes auf mich zu.
    »Dat kann doch wohl nicht wahr sein! Hier ist keine Hundefreilaufzone. Welche Ausrede haben Sie denn heute für mich?«
    »Ich habe mich noch nie herausgeredet, ich versuche lediglich, Ihnen die Situation zu erklären. Hier ist kein Mensch unterwegs, und Zeus ist kein Kampfhund. Jeder braucht seine Freiheit!«
    »Was glauben Sie eigentlich, wozu es Gesetze gibt? Es kann jeden Moment eine Mutter mit ihrem Kind in den Park kommen. Die Freiheit der Mitbürger steht ganz sicher über der der Hunde. So, kein weiteres Geschwafel. Nehmen Sie den Hund an die Leine, und dann will ich die Steuermarke sehen!«, raunzt mich Frau Ordnungsamt an.
    Ich rufe nach Zeus, doch der schnüffelt lieber weiter auf der Wiese herum.
    »Der hört ja aufs Wort. Sie sind mir ein feines Herrchen«, lacht sie mich aus.
    »Wie kann man nur schon am frühen Morgen so gehässig sein?! Und eines sage ich Ihnen direkt. Sie scheinen mich ja quasi zu stalken. Aber aus uns wird nichts. Sie sind nicht mein Typ! Ich steh auf groß, jung und schlank!«
    Ja, ich weiß, eigentlich hat sie recht, aber das geht doch auch in einem anderen Ton. Sie weist mich zurecht, als wäre ich ein kleiner Bengel.
    Endlich kommt Zeus zu mir, und ich nehme ihn an die Leine. Und natürlich meint er, auch jetzt wieder seine Begrüßung machen zu müssen. Wusch!
    »Nee, wat sin Se für ’nen komischer Kauz. Machen Sie ruhig so weiter, dann

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