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Frauenheld: Frauenheld

Titel: Frauenheld: Frauenheld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Schebesta
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beantrage ich, dass Sie erst einmal den Hundeführerschein machen müssen! Geistig scheinen Sie der Haltung eines Hundes nicht gewachsen zu sein, und ihre Töle ist ein Sittenstrolch!«, schreit sie mich an. Ihre Gesichtsfarbe hat mittlerweile von Rot zu Karmesinrot gewechselt. Ich stelle mir vor, wie sie vor Wut platzt. Wäre ich dann eigentlich schuld an ihrem Tod? Basti, dein Leben macht gerade echt eine böse Phase durch.
    Während der Arm des Gesetzes die Steuernummer des Hundes notiert, brodelt es in mir, aber ich will die Situation nicht weiter verschärfen.
    »So, das war’s. Sie bekommen dann Post. Ich spreche hiermit eine Verwarnung von dreißig Euro aus.«
    »Und wie viel muss ich bezahlen, damit Sie mich nicht weiter verfolgen?«, platzt es aus mir heraus. Dreißig Euro, das ist doch wirklich eine Frechheit.
    »Sie sind unbelehrbar! Dann verdopple ich das Verwarnungsgeld mal. Ich wünsch noch einen schönen Tag«, sagt sie mit einem breiten Grinsen und macht auf dem Absatz kehrt.
    »Ich wünsche Ihnen keinen schönen Tag!«, rufe ich ihr hinterher. Was ist eigentlich los, dass alle gegen mich sind? So langsam beschleicht mich der Gedanke, dass ich wirklich an meiner Außendarstellung arbeiten sollte.
    Ich gehe nach Hause, denn kaum ist die Politesse weg, fällt mir mein viel größeres Problem wieder ein. Der Sex mit Michaela.
    ***
    »Kann ich bei Ihnen einen Aids-Test machen?«, frage ich die Arzthelferin schüchtern.
    Ich werde angeschaut, als hätte ich gesagt: »Hände hoch, das ist ein Überfall!«. Ich will doch nur auf Nummer sicher gehen.
    »Natürlich, das ist möglich. Warum glauben Sie denn, dass es nötig ist?«
    Ich lasse die sehr attraktive junge Frau ohne Antwort stehen, lege meine Krankenkassenkarte auf den Tresen und gehe in das Wartezimmer meines Hausarztes. Was geht die mein Leben an? Ich will doch nur einen Test.
    Das Wartezimmer ist groß, hell und mit weißen Lederstühlen ausgestattet. Durch die Praxislautsprecher ertönt beruhigende Easy-Listening-Musik. Auf dem Tisch liegt ein schönes Sortiment an Zeitungen. Neben frischem Orangensaft steht da auch eine Kaffeemaschine zur Selbstbedienung. Ein Vorteil, wenn der Arzt überwiegend Privatpatienten als Kunden hat. Ich mache es mir gemütlich.
    Nach wenigen Minuten werde ich aufgerufen. »Herr Schwenk zum HIV -Test bitte in Zimmer drei!«, tönt es durch den Lautsprecher. Danke! Macht doch gleich ’nen Artikel im »Express«: »So lieben die Deutschen: Basti wurde benutzt und hat jetzt vielleicht Aids.«
    Die anderen Patienten im Wartezimmer werfen mir abfällige, mitleidvolle oder verständnislose Blicke zu. Neue Freundschaften finde ich so nicht.
    Herr Dr. Nagel sieht das hingegen locker. Ich erzähle ihm, dass ich gestern jemanden kennengelernt hätte und uns das Kondom geplatzt sei. Schon wieder lüge ich wegen einer Frau. Basti, das muss wirklich aufhören.
    Die Nadel dringt in meine Vene ein, und Blut verlässt meinen Körper. Seit einigen Jahren gehe ich nun schon zu Dr. Nagel. Ich fühle mich bei ihm absolut gut aufgehoben. Er trägt einen immer strahlend weißen Arztkittel und vermittelt mir das Gefühl, alles im Griff zu haben. Ich schätze, dass er um die sechzig ist. Trotzdem hat er eine gute Figur. Keinen Bauchansatz, und die ergrauten Schläfen unterstreichen sein seriöses Auftreten.
    »Wissen Sie, es ist gut, dass Sie gekommen sind. Man kann es nie wissen, und aus meiner Erfahrung kann ich Ihnen sagen, dass Frauen da nicht besser sind als Männer. Monogam lebt scheinbar niemand mehr. Aber wirklich sicher ist der Test hier auch nicht. Erst nach vier bis zwölf Wochen kann man eine Erkrankung zu hundert Prozent erkennen. Ihr Körper kann schnell oder langsam Anti-Körper aufbauen.«
    Mit diesem Satz beruhigt er mich überhaupt nicht. So stand das nicht bei Wikipedia. Anscheinend ist alles im Internet gelogen.
    Er nimmt mein Blut und verschwindet damit hinter einer Tür, auf der »Labor« steht. Ich will nur noch hören, dass ich nichts Schlimmes habe, und dann wieder ins Bett. Was ist, wenn ich an einen Vamp geraten bin, der alle Männer anstecken will? Was, wenn Michaela es selber noch nicht wusste und es ein »Geschenk« von dem Typen letzte Woche war? Was passiert mit mir und meinem Leben, wenn ich wirklich positiv bin? Wäre ich doch nur bei Jule geblieben!
    Ich schaue auf meine Uhr. Die Zeit will einfach nicht vergehen. Warum heißt es Schnelltest, wenn es so lange dauert? Bitte, lieber Gott, lass mich gesund sein!

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