Frauenheld: Frauenheld
auf, und sofort wirkt alles fröhlich und schön. Kein trauriges, einsames Internetsurfen mehr, sondern sie lachen zusammen, tanzen und spielen Karten. Das Bier, das schmeckt und die Lebensqualität steigert.
Gut gelaunt mache mich auf den Weg in Höhle des Löwen. Aus Arthurs Büro zieht eine dicke Qualmwolke. Obwohl ich selber rauche, ist es mir ein Rätsel, wie man am frühen Morgen schon eine Zigarre paffen kann.
Ich klopfe an und werde mit einem lauten »Was ist?« hereingebeten.
»Ich wollte mich noch mal für meinen Fehler entschuldigen«, fange ich kleinlaut an. Arthur sitzt hinter seinem Schreibtisch und durchwälzt irgendwelche Steuerunterlagen.
»Davon kann ich mir jetzt auch nichts kaufen«, blafft er.
»Davon nicht, aber ich habe es mir wirklich zu Herzen genommen und quasi einen Auftrag für uns an Land gezogen«, spiele ich mein Ass aus.
»Ach was. Welchen Kindergeburtstag dürfen wir denn organisieren?«, antwortet er mit sehr ironischem Unterton. Offenbar brauche nicht nur ich Liebe und guten Sex; Arthur hat wohl wirklich ein blödes Wochenende erlebt. Trotzdem passt »Stinkstiefel« eher zu ihm als zu mir.
»Mehr Vertrauen in die Mitarbeiter!«, lege ich los. »Ich würde einen Kinospot für ›Helden-Bier‹ nicht als ›Kindergeburtstag‹ bezeichnen!« Ich lege ihm die fertige Kalkulation und die Idee für den Spot auf den Tisch.
Arthur liest die Zahlen und ich sehe einen kurzen Anfall eines Lächelns auf seinem Gesicht.
»Schwenk, Sie wissen ja, ich bin kein Mann großer Worte. Aber das sieht überraschend gut aus. Bekommen Sie das auch hin?«
»Selbstverständlich. Dafür haben Sie mich schließlich eingestellt!«
»Schön, dass Sie das erkannt haben! Aber ganz im Ernst, wenn es wirklich zum Abschluss kommt, nehme ich jeden Zweifel von Ihnen!« Arthurs Stimme wird plötzlich weich. »Nicht, dass ich an Ihnen zweifeln würde. Jeder kann ja schließlich mal einen schlechten Tag haben, aber Sie haben mich schon ein wenig geschockt.«
»Gut, dann mache ich mich jetzt auf den Weg zum Kunden. Oder haben Sie noch einen Änderungswunsch?« Ich hoffe, dass er mir jetzt nicht noch aus reinem Chefgehabe mein Konzept zerstört.
»Ihr Baby!«, sagt Arthur, und dass er mir die Daumen drücken werde.
Ich telefoniere mit Nadine und maile ihr Konzept und Angebot rüber. Drei Stunden später treffe ich mich mit ihr bei »Helden-Bier«. Das Bürogebäude der Brauerei ist hell und freundlich. Im Konferenzraum stehen nicht nur die üblichen Getränke à la Wasser und Cola, nein, ein großer Glaskühlschrank lädt zum Biergenuss ein. Aufgrund der Uhrzeit entscheide ich mich aber dagegen.
Die Sekretärin bittet mich um ein wenig Geduld. Frau Ast sei gleich bei mir. Und wirklich, einige wenige Momente später kommt Nadine. Bei Tageslicht wirkt sie doch ganz anders. Oder liegt es daran, dass ich nüchtern bin? Gut, sie ist immer noch groß und hat schöne Haare, aber sie versprüht nicht mehr diesen Sexappeal.
»Na, Bastian, gut geschlafen?«, fragt mich Nadine und wirkt sichtlich seriöser als noch beim Date. Vielleicht denkt sie gerade dasselbe wie ich und sieht in mir jetzt doch wieder mehr den Typen von den Fotos.
»Gut schon, aber nicht viel. Ich habe mich mit dem Konzept wachgehalten«, versuche ich zu scherzen.
»Das klingt alles ganz ordentlich. Ich habe mich für euch eingesetzt und wir wollen es versuchen«, sagt Nadine. Sie macht mich glücklich.
»Du siehst, deine Zurückhaltung war eine gute Entscheidung!«, fährt sie fort und blinzelt mir zu.
Wir gehen die Details durch, und Nadine übergibt mir eine Auftragsbestätigung.
»Dann sehen wir uns jetzt ja öfter«, flachse ich.
»Stimmt. Aber: niemals intim im Team«, gluckst sie und begleitet mich zur Tür.
Irgendwie hätte es mich schon interessiert, wie Nadine im Bett so ist, aber heute stelle ich fest, dass es für alle Beteiligten das Beste ist, dass es nicht dazu gekommen ist.
Mein Fazit nach einigen Wochen in der Internetdatingwelt: viel Lügerei, schneller Sex und ein beruflicher Paukenschlag.
Auf der Fahrt ins Büro drehe ich das Radio auf und singe jedes Lied mit, egal ob ich den Text kenne oder nicht. In der Firma präsentiere ich die Auftragsbestätigung und fühle mich wie ein Sieger. Wäre nur nicht in wenigen Wochen Weihnachten und ich immer noch alleine.
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RaupeK
Alter: 26
Status: Single
Wohnort: Köln
Sternzeichen: Krebs
Motto: Ich möchte wieder Schmetterlinge spüren. Keine ONS . Keine Affären. Keinen
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