Frauenheld: Frauenheld
aufgehoben. Aber ich habe deswegen schon so manchen blöden Spruch gehört. Wenn man einmal zu wenig Macho ist, ist man gleich ein Weichei. Ich bin einfach aufgeschlossen. Und den kleinen Mülleimer habe ich neben das Klo gestellt, damit die Damenwelt nicht versucht, etwas runterzuspülen, was nur Probleme bringt. Spaß habe ich nicht dabei, wenn ich den mal entleeren muss. Aber besser als ein verstopftes Klo«, erkläre ich meine Toilettenpolitik. War wohl doch keine gute Idee, Julias Tampons zu behalten.
Sarah schaut mich sehr skeptisch an. Ich sollte nicht jede Scham verlieren. Manche Sachen sollte ich nicht am ersten Abend erzählen. Aber auch mich macht der Alkohol lockerer.
Sie geht zurück zum Tisch und schüttet uns den restlichen Wein ein. Wow! Entweder ist die Zeit wahnsinnig schnell vergangen, oder wir haben den Wein wie Wasser getrunken. Die zweite Flasche ist auch schon leer.
»Bist du immer so ausführlich bei deinen Erklärungen?«, fragt Sarah.
»Ich versuche nur zu verhindern, dass man mich falsch versteht. Rede ich dir zu viel?«
Sarah lacht. Aus vollem Herzen.
»Kann es sein, dass du alles auf die Goldwaage legst, was man zu dir sagt? Ich hätte wirklich gedacht, dass dein Selbstbewusstsein stärker wäre«, sagt sie und streicht mir dabei über die Wange.
»Das kann nur am Wein liegen«, versuche ich mich erneut zu verteidigen.
»Sind das meine Schlafsachen?«
»Nein, meine, die ich dir für heute Nacht leihe«, scherze ich.
»Werden die oft vermietet?« Sie mustert die Sachen.
»Ja, das T-Shirt geht echt gut. Nur die Boxershorts sind ein kleiner Ladenhüter«, sage ich. Flirten wir da etwa gerade miteinander?
Sarah beginnt sich vor mir auszuziehen. Hält sie mich doch für schwul oder hat man keine Scham, wenn man aus Ostdeutschland kommt? Wie ein alter sabbernder Sack schaue ich ihr zu. Wenn sie so weitermacht, falle ich gleich über sie her.
Sie nimmt nur das T-Shirt. Die Boxershorts will auch sie nicht anziehen.
»So, jetzt hast du mich auch noch live nackt gesehen. Und nun roll deine Zunge wieder ein und lass uns ins Bett gehen!«
Wie? Hat sie gerade gesagt: »Lass uns ins Bett gehen«? Das heißt, ich soll mitkommen, oder? Besser, ich frage noch mal nach.
»Uns?«
»Ich habe gesagt: ›ins Bett gehen‹. Nicht ›miteinander schlafen‹«, stellt Sarah klar. Ihre Augen leuchten dabei so stark, dass ich nicht weiß, ob das nicht doch ein verdecktes Zeichen war. Keine Ahnung. Ich bin verwirrt. Klar würde ich gerne mit ihr ins Bett gehen, aber ich kenn mich, ich werde meine Finger nicht bei mir lassen können. Basti, höre auf, dir Gedanken zu machen und gehe jetzt einfach mit ihr ins Bett!
Ich gehorche meiner inneren Stimme und schleiche ins Bad.
Dann höre ich, dass sie bereits im Schlafzimmer ist und mein Bett aufschlägt. Ich putze mir schnell die Zähne. Ich freue mich, heute nicht alleine schlafen zu müssen.
»Liegst du links oder rechts?«, will Sarah wissen.
»Eigentlich links. Und du?«
»Ich kann mich da supi anpassen.«
Ich krieche zu ihr unter die Decke. Ich spüre ihre warme, weiche Haut an meiner. Trotz des Alkohols lässt mich das nicht kalt. Wieder ein Nachteil, wenn man ein Mann ist. Die Frau bekommt es sofort mit, wenn man erregt wird.
»Na, will der kleine Basti noch spielen?«, gluckst Sarah.
»Das ist nur eine körperliche Reaktion.«
»Na, dann halt ihn im Zaum.«
»Darf ich mich denn ankuscheln?«, frage ich vorsichtig.
»Klar! Wenn du das schaffst, ohne über mich herzufallen?«
»Das hättest du wohl gerne?«
»Nein, das wäre ein Grund, doch nach Hause zu torkeln.«
Ich lege meinen Arm um Sarah, und sie kuschelt sich bei mir ein. Ihre Worte halten mich die ganze Zeit auf Distanz. Aber ihr Verhalten ist genau gegenteilig. Was soll ich tun? Wenn ich sie jetzt streichle, kann das absolut nach hinten losgehen. Es kann aber auch eine total tolle Nacht werden. Und wahrscheinlich wird es dann ein One-Night-Stand. Basti, das willst du doch gar nicht. Aber sie riecht so gut, und ihre Haut …
Ich fange an, sie zu streicheln. Erst ihren Kopf. Dann ihren Hals. Wie eine Katze schnurrt Sarah und gräbt ihren Kopf tief in meine Schulter. Ich arbeite mich weiter vor. Als ich an ihrer Brust angekommen bin, verweile ich kurz. Ganz zärtlich fange ich an, sie zu berühren.
»Hey, kuscheln ja. Sex nein!«, ruft mich Sarah zurück.
»Ich wollte nur mal schauen, wie sie sich anfühlen.«
»Hast du ja jetzt. Also, Finger weg!«, sagt sie bestimmt.
Okay,
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