Frauenheld: Frauenheld
das ging schon mal daneben. Vielleicht fass ich sie nicht richtig an! Vielleicht war das zu luschig! Welche Frau legt sich denn zu einem Kerl ins Bett und beschwert sich dann, wenn er mehr will? Meine Hand gleitet weiter über ihren Bauch bis an den Rand ihrer Pantyunterhose.
»Basti!«
Ich ignorier das »Basti« und streichle ihre Oberschenkel.
»Basti, gelbe Karte!«
Das klingt nicht sehr einladend. Was wäre denn jetzt an Sex so verkehrt? Ich verstehe die Frauen nicht.
»So schlimm?«, flüstere ich.
»Das hat nichts mit schlimm zu tun. Aber ich dachte, ich könnte dir vertrauen. Und jetzt gräbst du doch an mir rum.« Kaum hat Sarah das gesagt, rutscht sie von mir weg.
»Sorry! Ich bin halt nur ein Mann«, versuche ich zu scherzen.
»Ja, leider! Jetzt behalte deine Finger bei dir oder ich muss gehen.«
Gut, dann lege ich erst mal eine Pause ein, und streichele wieder nur ihren Kopf. Das zumindest scheint ihr zu gefallen. Es vergehen einige Minuten. Wir schweigen, schlafen aber nicht ein. Ich starte noch einen Versuch. Warum habe ich bloß vergessen, romantische Musik aufzulegen? Ich gleite mit meinen Händen zärtlich an ihrem Körper herunter. Keine Reaktion. Sie lässt mich weder erkennen, dass es ihr gefällt, noch dass ich es sein lassen soll. Ich taste mich in kleinen Schritten wieder bis zu ihrem Slip vor. Wieder keine Reaktion. Ich fange an, sie zu stimulieren und spüre dabei das Intimpiercing.
»Findest du das nicht ziemlich dreist?!«, sagt Sarah auf einmal in einem sehr ernsten Ton.
»Ist das so schlimm?«, frage ich verstört.
»Basti, ich habe nein gesagt! Kannst du das nicht einfach akzeptieren? Soll ich besser gehen?«
»Es tut mir leid!« Ich versuche die Situation noch zu retten. »Ich finde dich halt sehr süß. Und ich dachte, es gefällt dir, gestreichelt zu werden.«
»Es ist auch ein schönes Gefühl. Aber ich will nicht mehr. Nur weil ich hier liege, bin ich kein Freiwild. Und so, wie du dich verhältst, kommt in mir das Gefühl auf, dass du nicht ehrlich zu mir bist.«
Welchen Film fährt diese Frau? Natürlich kann ich ein Nein verstehen. Aber das hier war doch sehr versteckt. Ich gehöre nicht zur Fraktion, die glaubt, dass die Frau, die nein sagt, eigentlich ein Ja meint, aber sie liegt hier halb nackt in meinem Bett und hat sich auch an mich angekuschelt.
»Wo war ich nicht ehrlich?«, sage ich leicht böse.
»Du hast gesagt, dass du eine Beziehung suchst und keinen Fick«, kontert Sarah.
»Das stimmt auch!« Ich bin eingeschüchtert. Der Wein erledigt den Rest. Ich verstehe die Situation überhaupt nicht. Ich drehe mich von ihr weg.
»Basti, ich glaube, ich geh besser.«
»Wegen mir nicht. Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Kannst du mich gar nicht verstehen?«
»Nein, ich kann nicht verstehen, wie man ein Nein ignorieren kann. Triebe hin oder her.«
»Wenn’s so schlimm ist, dann solltest du wirklich gehen«, gebe ich auf.
Sarah steht auf. Kein Lächeln mehr. Kein Flirten. Aber sie zieht sich wieder vor mir aus. Will sie mich quälen? Sie wirft das T-Shirt aufs Bett und zieht sich ihre Sachen an.
»Schade, ich dachte, du wärst ein Guter.«
»Bin ich auch, aber du lässt es mich ja nicht zeigen. Ich hätte …«
»Du hattest deine Chance«, unterbricht sie mich unwirsch.
Muss ich mir das gefallen lassen? Es ist ja nichts Schlimmes passiert. Ich habe sie lediglich ein wenig gestreichelt. Und das nicht überfallartig in der U-Bahn, sondern in meinem Bett. Während sie in meinem Arm schlummerte! So, wie Sarah mich gerade hinstellt, komme ich mir vor wie ein perverser, krimineller, lüsterner Frauenbelästiger. Ich will mich nicht mehr entschuldigen. Für was auch?
»Du machst aus einer Mücke einen Elefanten«, blaffe ich Sarah an.
»Mein Körper ist keine Mücke! So, ich geh jetzt. Reden hat keinen Sinn.«
»Na dann. Dir alles Gute!«
»Ciao!«
Wenige Sekunden später höre ich, wie sich meine Tür öffnet und schließt. Ist mir das gerade wirklich passiert? Oder habe ich es nur geträumt? Wer soll aus Frauen noch schlau werden?
Schade um den schönen Abend. Ich dachte wirklich, dass da mehr draus werden könnte. Total unbefriedigt, in jeder Hinsicht, drehe ich mich um und versenke meinen Kopf in meinem Kissen.
So ein Date ist anstrengend. Jede zweite Internetverabredung entwickelt sich zum Albtraum. Gut, Nadine war nicht wirklich ein Misserfolg, schon gar nicht, weil sie mir den Auftrag besorgt hat, aber das Zwischenmenschliche blieb voll auf der
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