Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Frauenheld: Frauenheld

Titel: Frauenheld: Frauenheld
Autoren: Lutz Schebesta
Vom Netzwerk:
:-)
    Also doch der Schal. Egal. Ich würde sie wirklich gerne kennenlernen. Gut, sie hatte etwas mit Torsten, aber das ist doch unerheblich. Wenn ich es bei jeder Frau zum Kriterium machen würde, mit wem sie schon im Bett war, könnte ich mich wahrscheinlich nie wieder verlieben oder Sex haben. Das muss man einfach ausblenden. Boris Becker zum Beispiel ist nicht gerade mein Traummann. Weder optisch noch was den Intellekt angeht. In der Hinsicht kann ich so einige seiner Exfrauen nicht verstehen, aber ich würde sie größtenteils trotzdem nicht von der Bettkante stoßen.
    Ich überlege, ob ich Torsten doch um Erlaubnis fragen soll. Basti, geht’s noch? Was willst du denn da fragen? Es ist ein freies Land und Katharina hat gesagt, dass sie nicht zusammen sind. Außerdem habt ihr euch nicht zum Sex verabredet, sondern für einen Kaffee!
    Was mich besonders nervt, ist die Tatsache, dass Torsten mir nicht erzählt hat, dass sie sich durch das Internet kennen. Und davon gehe ich jetzt einfach mal aus. Wäre doch ein sehr komischer Zufall, wenn die sich beim Bäcker getroffen hätten. Torsten hat sie mir als alte Freundin vorgestellt. Ich fand das schon in dem Moment sehr merkwürdig. Immerhin trennt sie auch fast zehn Jahre Altersunterschied.
    In der Silvesternacht hat mich das sogar in eine kleine Depression gestürzt, weil ich mich fragte, warum ich keine solchen »alten Freundinnen« habe. Entweder sind es Ex-, liierte oder eher unscheinbare Frauen, mit denen ich in Kontakt bin. Dazu kommt dann auch noch, dass es nahezu ausgeschlossen ist, dass ich durch sie eine Neue kennenlerne. Die Exfreundinnen, die noch mit mir reden, sind komischerweise nur mit hässlichen Frauen befreundet. Und wieder komischerweise machen die auch nie Partys. Oder ich werde einfach nicht eingeladen. Wer weiß das schon?
    Die Liierten hängen nur mit ihrem Partner rum. Also ist da auch jede Möglichkeit ausgeschlossen, jemand Neues zu begegnen. Ich treffe sie noch nicht mal mehr alleine. Ständig ist ihr Typ dabei. Wie im Kino kann ich mir dann das Kuscheln, Knutschen und Streicheln anschauen. Nicht, dass ich prüde bin, aber können die das nicht zu Hause machen oder wenn sie mit anderen Pärchen unterwegs sind? Ich fühle mich dann wie behindert oder nicht gleichwertig oder nicht gesellschaftsfähig.
    Ich stelle mir vor, ich würde eine Frau, die ich aus dem Internet kenne, bei so einem Treffen dabei haben. Sofort wäre dieser mitleidige Blick wieder da: »Schau, der Basti ist echt arm dran. Jetzt muss er schon ’ne Frau aus der virtuellen Welt nehmen. Dass es mal so weit mit ihm kommt …« Als würde ich mir beim Bäcker nur die Sachen vom Vortag leisten können. Oder als würde ich wie ein Obdachloser leben.
    Genau das haben meine »Freunde« letztes Jahr mit mir gemacht. Klar, ich wollte nicht alleine sein, aber der Drang zu einer neuen Partnerin ist in erster Linie von meinem sozialen Umfeld ausgelöst worden. Gott sei Dank habe ich das noch vor Weihnachten erkannt. Wer weiß, auf was ich mich sonst noch alles eingelassen hätte, nur um nicht länger als Single zu gelten.
    Für dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, alles ruhiger angehen zu lassen. Ich werde keinem meiner Freunde von meinen Dates erzählen und vor allem nicht direkt mit jeder Frau ins Bett steigen, nur um mir selbst zu bestätigen, dass ich der Nonplusultra-Mann bin. Ich will wieder lieben. Mit Leidenschaft. Mit Gefühl. Mit Vertrauen. Egal, wie lange es dauert, diesen Zustand zu erreichen. Bis zum nächsten Weihnachtsfest sind es immerhin wieder fast ganze zwölf Monate.
    Dieses Gelabere von wegen »Kompromisse in einer Beziehung eingehen« kann mir gestohlen bleiben. Wenn mich eine Frau fasziniert, denke ich nicht an Kompromisse. Dann ist sie mein Ein und Alles. Ob Katharina so eine Frau für mich sein könnte, weiß ich noch nicht. Sie sieht verdammt gut aus. Sie strahlt eine schöne Art von Erotik aus. In keiner Weise wirkt sie billig, schafft es aber trotzdem, jeden männlichen Blick auf sich zu ziehen. Den Kuss zwischen Torsten und ihr, den ich aus maximal zwanzig Zentimeter Abstand mitgenießen durfte, hat mich stark berührt. Ich hätte am liebsten meinen Kumpel vom Balkon geschmissen und den Kuss selber weitergeführt. Aber egal, wie oft ich noch ins Fitnessstudio gehe, diesen Kampf würde ich immer verlieren.
    ***
    Duschen. Für mein erstes Date im neuen Jahr will ich mich herausputzen. Besonders nach einem anstrengenden Tag im Büro. Ich gehe zwar nicht davon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher