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Frauenversteher

Frauenversteher

Titel: Frauenversteher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Hoefer
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ansehen oder sich zusammenfinden, um Arbeitsgruppen zu bilden.
    Auf der anderen Seite – und das ist wirklich interessant – sehe ich oft Frauen, die ebenfalls lachen, schmunzelnd nicken und sich dann ganz offensiv nach Artgenossinnen umschauen, um deren Reaktionen zu beobachten. Bei diesen Frauen handelt es sich nicht selten um selbstbewusste Ü30-Exemplare, die sich ihrer eigenen Attraktivität bewusst sind und gerne damit kokettieren, dass sie andere Frauen für nicht chancengleich im Wettbewerb der körpereigenen Ansehnlichkeit erachten. Sie schauen sich deshalb nach den anderen Frauen um, weil sie sehen wollen, wo diejenigen sitzen, die buhen, und wie sie aussehen. Innerhalb des weiblichen Publikums lassen sich hier oft überaus perfide Prozesse beobachten.
    »Feminismus existiert nur, um hässliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren.« Die Frauen, die an dieser Stelle buhen, werden von den Frauen, die lachen, oft mit wissend
mitleidigen Blicken angesehen. Unter den Frauen bemerke ich zuweilen blitzartige Vergleichs- und Rankingwettbewerbe. Eine Zuschauerin sagte nach einer Veranstaltung einmal ganz offen zu mir: »Diejenigen, die bei dem Bukowski-Zitat buhen, fühlen sich in ihrer eigenen Unansehnlichkeit natürlich ertappt und reagieren ablehnend.« Eines kann man mit Gewissheit sagen: Bukowski ist auch heutzutage immer noch für die eine oder andere Provokation gut, über die sich trefflich streiten lässt.

Helen Rowland und die reichen Männer
    Wenden wir uns nun einem Zitat von Helen Rowland zu. Die amerikanische Schriftstellerin und Journalistin ist berühmt für ihre spitzfindigen Aussprüche über Männer und Frauen. Einer davon lautet wie folgt: »Wenn du siehst, wen einige Mädchen heiraten, weißt du, wie sehr sie es hassen müssen, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen.«
    Obwohl Helen Rowland von 1875 bis 1950 gelebt hat, bleibt ihr Ausspruch bis heute unglaublich aktuell. Den meisten ist der bisher wohl öffentlichkeitswirksamste Bestätigungsfall bekannt, als am 27. Juni 1994 die nur sechsundzwanzigjährige Anna Nicole Smith, ein ehemaliges H&M-Modell und mäßig erfolgreiche US-Schauspielerin, den neunundachtzigjährigen Milliardär J. Howard Marshall heiratete. Natürlich würde niemand der inzwischen unter tragischen Umständen verstorbenen Frau Smith vorhalten wollen, sie hätte damals nicht aus Liebe einen fast neunzigjährigen Milliardär geheiratet. Dennoch kann man sich besonders vor dem Hintergrund des Zitats von Frau Rowland kaum des Verdachts entziehen, dass bei Frau Smith neben der großen Liebe vielleicht der Aspekt des Monetären auch eine gewisse Rolle gespielt haben könnte. Wäre Herr Marshall mit seinen neunundachtzig Jahren nicht Milliardär, sondern bitterarm gewesen, wer weiß, ob sich Frau Smith dann ebenso in ihn verliebt hätte?

Liebe in den Zeiten der Armut
    Was uns zu der Frage führt, inwiefern Liebe mit dem sozialen und finanziellen Status der Liebenden zusammenhängt. Böse Zungen gehen noch einen Schritt weiter und behaupten: »Es ist nicht wahr, dass Frauen einen Mann suchen, der viel arbeitet, es genügt ihnen einer, der viel Geld hat.« Dies sagte eine Zuschauerin nach einem meiner Auftritte im Berliner Quatsch Comedy Club.
    Ganz von der Hand zu weisen ist sicher nicht, dass man ab und zu überaus junge, intelligente und sehr attraktive Frauen in Begleitung sehr viel älterer und sehr viel wohlhabenderer Männer beobachten kann. Die erste Frage, die man sich bei solchen Konstellationen stellt, lautet dann aber nicht: »Was findet so ein reicher, alter Mann nur an dieser wunderschönen, jungen, intelligenten Frau toll?« Man fragt sich eher, was eine solche Frau an so einem Mann toll findet.
    Aber da man als Außenstehender nur die Fassade erblickt und die wahren Gründe für die traute Zweisamkeit nicht kennen kann, sollte man vorsichtig mit seinem Urteil sein. Möglicherweise teilen sie beide ein ungewöhnliches Hobby und sammeln für ihr Leben gern Fahrpläne von Nahverkehrsbetrieben? Dabei haben sie sich kennen- und lieben gelernt, als sie die Eigenheiten der Buslinien acht und vierundzwanzig miteinander verglichen. Es wäre denkbar, dass es so gekommen ist, dennoch drängt sich uns wohl eher ein anderer Verdacht auf. Die umgekehrte Variante übrigens, dass man eine reiche, alte Frau in leidenschaftlicher Begleitung eines überaus attraktiven und durchtrainierten Mannes Ende zwanzig durch die Straßen der Stadt flanieren sieht, ist deutlich

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