Frauenversteher
Intrinsisches Lachen nenne ich das. Also, was genau ist an diesem Zitat so amüsant. Erklär es mir!«
Der Mann windet sich wie ein Wurm. Dort, wo er sich jetzt befindet, kann es nur noch schlimmer werden, das weiß er. Es ist ab diesem Punkt der Konversation völlig egal, was er sagt, die Frau wird ihn und seine Art von Humor fachgerecht sezieren und die moralische Verwerflichkeit seines unterdrückten Schmunzelns gnadenlos offenlegen. Er wird sich so ehrlich reumütig zeigen, wie es ihm möglich ist, um eine weitere Eskalation zu vermeiden.
Was ist mit Ihnen? Was haben Sie beim Lesen des oben angeführten Zitats von Samuel Beckett gedacht? Können Sie die Reaktion von Peter nachvollziehen? Mussten auch Sie ein wenig schmunzeln? Oder teilen Sie eher die weibliche Ansicht? Möglicherweise haben Sie eine ganz andere dritte Meinung dazu?
Wenn ich das Zitat von Samuel Beckett bei meinen Liveauftritten vor Publikum anbringe, dann erlebe ich oft, dass die Männer im Saal entweder einmal kurz auflachen, um dann beschämt zu verstummen, oder dass sie, ähnlich wie Peter, heldenhaft versuchen, ein Lachen zu unterdrücken. Die meisten Frauen runzeln die Stirn, weil sie nicht recht wissen, ob das jetzt ernst gemeint ist oder ob hier eine rhetorische Falle lauert. Einige Frauen reagieren aber auch beherzt mit einem ablehnenden und lang gezogenen »Oh nein!«.
Praxistipp für Männer und Frauen
Es gibt zahlreiche wirklich interessante Zitate berühmter Persönlichkeiten über Frauen. Einige davon stelle ich Ihnen in diesem Kapitel kurz vor.
Lassen Sie das jeweilige Zitat für ein paar Sekunden auf sich wirken, lassen Sie es sich »auf der Zunge zergehen«, und dann überlegen Sie, was Sie davon halten. Lesen Sie die nächsten Abschnitte nicht zu schnell, sondern nehmen Sie sich Zeit, um die einzelnen Zitate in Ruhe anzuschauen. Versuchen Sie einmal, aus sich herauszutreten und sich selbst zu beobachten. Wie ist Ihre spontane Reaktion auf ein Zitat? Was denken Sie, wenn Sie zehn oder zwanzig Sekunden darüber nachsinnen?
Rosa Luxemburg und die Liebe
Wir beginnen mit einem Zitat von Rosa Luxemburg. Die streitbare Kommunistin soll einst geäußert haben: »Der Charakter einer Frau zeigt sich nicht, wo die Liebe beginnt, sondern wo sie endet.«
Ein Satz, der nachhallt. Egal, ob Sie nun ein Mann oder eine Frau sind, Sie werden sicher mit mir darin übereinstimmen, dass sich über diesen Satz trefflich nach- und anders denken lässt, je nachdem, welche persönlichen Erfahrungen man bisher in seinem Leben gemacht hat.
Auch bei meinem Publikum kann ich sehr unterschiedliche Reaktionen auf diesen Ausspruch beobachten, die auf persönliche Erfahrungsschätze rückschließen lassen.
Vielen Männern kann man ihre rückhaltlose Zustimmung und das »Ja genau!« deutlich vom Gesicht ablesen. Das sind vermutlich jene, die schon einmal gegen ihren Willen von einer geliebten Frau verlassen worden sind und denen bei diesem Zitat ihr Selbstmitleid und die aus ihrer Sicht ungerechtfertigte Aufkündigung der Zweisamkeit wieder vor Augen tritt. Diese Männer denken, dass endlich mal eine Frau die eigenen Genossinnen so darstellt, wie sie ihrer Meinung nach auch tatsächlich sind. Am Anfang einer Liebe scheint jede Frau auf ihre eigene Weise bezaubernd und verständnisvoll. Wehe aber, wenn das Weib sich vom egogekränkten Manne abwendet. Dann zeigt sie ihr wahres Gesicht, wird unansehnlich, verletzend und gemein. Verlassenen Männern kommt es meist vor, als sei ein Zauber von ihnen genommen, und hinter der leuchtenden Maskerade einer verständnisvollen Blütenfee zeigt sich nun die ganze hässliche Wahrheit. Hier greift ein männlicher Schutzmechanismus, der das eigene Überleben (des Egos) sichern soll.
Viele Frauen, die diesen Satz hören, sagen sofort: »Das gilt genauso für die Männer!« Andere Frauen hingegen halten einen kurzen Moment inne, durchdenken die verschiedenen Facetten des luxemburgischen Ausspruchs und nicken
dann schmunzelnd. Ich habe mich lange gefragt, wie dieses schmunzelnde Nicken zustande kommt. Es gibt einige Frauen, die in ihrem Leben bereits den einen oder anderen Mann verlassen haben. Sie haben den aktiven Part einer Trennung übernommen, sie haben »Schluss gemacht«. Nicht zum ersten Mal, nicht zum zweiten Mal, sondern mehr als dreimal. Diese Frauen haben Erfahrungen gesammelt, die ihnen eine gewisse Bandbreite an Optionen und Möglichkeiten an die Hand gegeben haben, mit verletzten Männern umzugehen. Sie
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