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Frauenversteher

Frauenversteher

Titel: Frauenversteher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Hoefer
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weißt du noch, oder?« Claudia spricht überdeutlich ins Telefon, weil sie weiß, dass Peter während seiner Mittagspause im Möbelhaus oft nicht ganz bei der Sache ist.
    »Ja ja, sicher«, antwortet er geistesabwesend am anderen Ende der Leitung.
    »Bringst du dann bitte die Sachen für den Salat mit? Gurken, Tomaten, Eisbergsalat …«
    »Ja, natürlich«, antwortet Peter. Obwohl er hört, wie Claudias Worte an sein Ohr dringen, weiß er bereits kurze Zeit nach dem Telefonat nicht mehr, welche Zutaten er zu besorgen hat.
     
    Hierbei handelt es sich um eine relativ häufig anzutreffende männliche Eigenheit. Warum schalten Männer »auf Durchzug«, wie Frauen es nennen, und können (oder wollen) sich nicht merken, was soeben besprochen wurde? Der Mann vermutet oft vorausschauend, was ohnehin noch gesagt wird. Im Beispiel oben denkt Peter: »Ja, klar, Salatzutaten.« Die konkrete Aufzählung ist für ihn überflüssig (meint er), und ab da hört er nicht mehr richtig zu. Das Problem dabei ist natürlich, dass gerade bei Frauen das Wichtige im Detail steckt, besonders weil viele Frauen innerhalb einer solchen Ankündigung noch viele weitere Informationen unterbringen können, die
mit dem Salat nichts zu tun haben, aber vielleicht noch viel wichtiger sind: »… und denk dran, Sybille geht’s im Moment nicht so gut, also halt dich am besten mit witzigen Kommentaren zurück. Lass sie einfach reden, du weißt doch, sie muss ab und zu mal Dampf ablassen. Außerdem haben wir kein Olivenöl mehr.«
    »Bis nachher dann.«
    Peter verbringt seinen Arbeitstag wie üblich mit dem Verkauf von Sofas im Möbelhaus, besorgt auf dem Heimweg ein paar Salatzutaten und vergisst natürlich das Olivenöl.

Frisuren – ein haariges Thema
    Peter betritt die Wohnung. Zu seiner Verwunderung wird er nicht, wie sonst üblich, von Claudia begrüßt, die meist früher zu Hause ist als er.
    »Hallo? Schatz? Bist du da?«, fragt er in die Stille hinein. Keine Antwort. Claudia ist noch nicht zu Hause.
    Peter macht das Radio an, geht ins Wohnzimmer und setzt sich aufs Sofa.
    Kurz darauf erscheint Claudia gut gelaunt und mit frischem Elan in der Wohnung. Einkaufstüten umwirbeln sie, und schwungvoll legt sie ihren Mantel ab.
    »Aha«, denkt Peter, »sie war einkaufen, deswegen kommt sie später und hat so gute Laune.«
    Sie begrüßen sich mit einem flüchtigen Kuss, und Claudia lächelt Peter mit leichter Aufforderung im Blick an, als sie sich mit wehendem Haar zweimal vor ihm im Kreis dreht. Peter nimmt diese Aufforderung zwar wahr, aber kann sie nicht zuordnen. Ist es eine Einladung zu einer spontanen leidenschaftlichen Exkursion ins Schlafzimmer? Oder zu einem aufreizenden Zwischenspiel auf dem Sofa, das schon seit längerer Zeit ein durchaus unerotisches Dasein führt?
    Ein Einkaufsbummel kann bei Frauen ja die überraschendsten Emotionen auslösen, mitunter sogar Leidenschaft entfachen. »So eine Einladung kommt nicht alle Tage«, denkt Peter und lässt sich
nicht zweimal bitten. Er umfasst Claudias Hüften, zieht sie zu sich aufs Sofa, greift ihr mit spontan lodernder Wolllust ins Haar … und wird mit einem ärgerlichen »Hey! Was soll das? Bist du verrückt geworden? Du bringst meine neue Frisur völlig durcheinander!« weggestoßen. Claudia reißt sich von Peter los, schnauft genervt, stampft ins Badezimmer, schlägt die Tür hinter sich zu und konsultiert den Spiegel, um den angerichteten Schaden genauer zu untersuchen.
     
    Ein unübersehbares Detail in der Unterschiedlichkeit von Mann und Frau finden wir auf den Köpfen. Frauen messen ihrer Kopfbehaarung meist eine größere Bedeutung bei als Männer. Frauen pflegen ihr Haar anders, sie frisieren es anders, sie behandeln es anders, und sie geben mehr Geld dafür aus. Daraus resultierend erhoffen sie sich eine gesteigerte Aufmerksamkeit und Anerkennung, wenn sie etwas mit ihrem Haar »angestellt« haben, denn »die Frisur ist die Krone der Schöpfung, sie macht aus jeder Frau eine Königin«. 6 Das vorangegangene Missverständnis bei Claudia und Peter ist typisch dafür. Die Frau geht »heimlich« zum Friseur, lässt sich die Haare machen und erwartet nun, dass die aus ihrer Sicht nahezu komplett gewandelte äußere Erscheinung vom Partner lobend, anerkennend und mit großer Begeisterung goutiert wird.
    Diese Erwartungshaltung aufseiten der Frau besteht übrigens nicht von Anfang an und gilt nicht für alle Männer, sondern nur für den aktuellen Partner. Ich drücke es mal so aus:

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