Frauenversteher
Frankfurt freute ich mich über »Haargenau«, in Köln hob ich eine Augenbraue bei »Philhaarmonie«, in Münster gibt es »Kaiser-Schnitt«, wo ich als Frau wahrscheinlich nicht hingehen würde. Dann lieber nach München ins »Haarleluja« oder nach Paderborn ins »Schnipp-Schnapp«.
Haben Friseure möglicherweise eine höhere Affinität zu Wortspielen als andere Berufsgruppen? Bei Ärzten jedenfalls habe ich bisher kaum eine solche Begeisterung für die Namensgebung der Fachpraxis gesehen. Aber vielleicht handelt es sich dabei auch nur um den Prozess einer natürliche Auslese, denn ein »Chirurg Schnipp-Schnapp« dürfte wohl eher mit geringen Patientenzahlen rechnen und sich kaum lange im Geschäft halten.
Schnibbeloutsourcing
»Hilfst du mir beim Salat?« Claudia lächelt einladend und reicht Peter das Messer.
»Oh, ja, natürlich, gerne«, lügt Peter und nimmt das angebotene Schneidwerkzeug entgegen.
Nachdem Peter und Claudia in der Anfangszeit ihrer Beziehung gerne gemeinsam gekocht hatten, machte sich im Laufe der Jahre eine schleichende Schwerpunktverlagerung innerhalb der gemeinsamen Nahrungszubereitungsprozeduren bemerkbar. Während in der ersten Zeit mal Peter, mal Claudia die oberste Verantwortung für das Essen übernommen hatte, ist es inzwischen meist so, dass Claudia den Posten der Küchenchefin für sich beansprucht, während Peter überwiegend für die niederen Arbeiten zuständig ist. Besonders dann, wenn sich Gäste angekündigt haben, ist es Claudia, die die Rezepte aussucht, die Einkäufe zusammenstellt (die er zu besorgen hat) und die Zubereitung überwacht. Peter hingegen darf (oder sollte man sagen »muss«?) schnibbeln, schneiden, schälen. Die drei »Sch«, wie er es inzwischen nennt.
Was wir hier lesen, beschreibt eine relativ typische Situation einer gemeinschaftlichen Nahrungszubereitungssituation moderner Paare am Wochenende. Wir können übrigens feststellen, dass sich diese Art der Aufgabenverteilung in evolutionärer Art und Weise entwickelt hat. Noch in der Generation meiner Eltern zum Beispiel war die Aufgabenverteilung beim »Essenmachen« ganz anders gelagert. Ich konnte das als Kind (in den Wollstrumpfhosen meiner Schwester) gut beobachten. Mahlzeiten zuzubereiten hieß damals: Die Mama macht das Essen, und der Papa, der macht schon einmal den Sessel warm. Meine Eltern waren da beileibe nicht die Einzigen, bei denen das so ablief. Aber heutzutage hat sich durch den Siegeszug der Emanzipation eine Einbindung des Mannes in die Nahrungszubereitung etabliert. Die moderne Frau von heute erwartet ganz selbstverständlich, dass sich der Mann gefälligst aktiv an der Nahrungszubereitung beteiligt.
In sehr modernen Partnerschaften können wir noch eine weitere interessante Gewichtsverlagerung beobachten. Die moderne, selbstbewusste Frau von heute ist in vielen Fällen so planerisch, geradezu unternehmerisch systematisch in der Küche tätig, dass inzwischen alle irgendwie unangenehmen Arbeiten an den Mann »outgesourct« werden. Ich spreche hier von den sogenannten niederen Tätigkeiten innerhalb des breiten Spektrums immer gleich bleibender Küchenverrichtungen, wie etwa die von Peter erwähnten drei »Sch«: schnibbeln, schälen, schneiden. »Schnibbeloutsourcing« ist bei modernen Frauen durchaus beliebt. Das heißt, der Mann muss heutzutage die Gurken schneiden, mit tränenden Augen die Zwiebeln würfeln und weitere Handlangertätigkeiten verrichten, die zwar einerseits notwendig sind, andererseits aber auch bei Misslingen das Gesamtwerk nicht ernstlich in Gefahr bringen können. Der Mann wird oftmals, nennen wir es ruhig beim Namen, zum »Schnibbelheini« abkommandiert. Die Frau sorgt sich derweil um die wirklich wichtigen Dinge, sie agiert wie die Chefin im Fernsehkochstudio. Sie rührt zusammen, delegiert Aufgaben, hat die »Gewürzkompetenz«, achtet auf die Agenda und hat die Oberaufsicht über alle anstehenden Tätigkeiten. Während sie dies zeitgleich verrichtet, arbeitet der Mann still und hoch konzentriert an seinen Schnibbeleien.
Männer arbeiten sehr exakt und geradlinig
»Wo bleiben die Gurken?« Claudia schaut Peter fragend an und sieht, dass er erst die Hälfte der von ihm zu zerteilenden Salatgurke geschafft hat, dafür allerdings sind die Gurkenscheibchen wirklich penibel genau, sehr exakt und gerade.
Ich habe oft gesehen, dass Männer die ihnen anvertrauten Tätigkeiten mit nahezu professionellem Eifer erfüllen. Dabei ist es prinzipiell egal, welcher
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