Freak Like Me (German Edition)
selbst, als mit meinem Gegenüber.
„Das ist nun mal die Liebe. Man kann sich nicht aussuchen, in wen man sich verliebt. So was passiert leider immer oder denkst du, ich habe mir vorgenommen schwul zu werden?“, wandte sich der ältere Herr mit dem hohen Haaransatz leicht belustigt an mich.
„Es tut mir leid, dass ich so bescheuert zu dir war. Ich weiß, dass man sich so was nicht aussuchen kann, aber irgendwie hat mich das aus der Bahn geworfen und auf einmal wurde ich in der Schule deswegen gehänselt“, kam die ehrliche Entschuldigung über meine Worte, die mein Vater mit einem verständnisvollen Blick, der nicht überheblich oder gespielt wirkte, entgegennahm.
„Ich weiß. Also ich hatte gehofft, dass du mich irgendwann verstehst und es tut mir leid, dass du deswegen Ärger in der Schule hattest. Wenn ich die Gefühle damals hätte verhindern können, hätte ich es für dich getan.“
„Danke“, sagte ich leise, erntete ein ermunterndes Lächeln von meinem Vater und plötzlich schien etwas zwischen uns gebrochen zu sein. Vielleicht lag es daran, dass wir das erste Mal über etwas redeten, was uns beide etwas anging, oder dass ich mich das erste Mal traute, meinem Vater zuzuhören, wenn er mir erklärte, dass es keine Absicht war. Vielleicht lag es auch daran, dass Ann mir gesagt hatte, dass sie es nicht schlimm fand, wenn jemand schwul war. Ja, vielleicht lag es an Ann, die plötzlich in mein Leben getreten war und mir die Sachen vor Augen führte, die ich angestellt hatte, die sie wiederum rücksichtslos kritisierte. Ja, es war Ann mit ihrer Art, die mir langsam half, meinen Weg zu finden.
Es war unser Lied.
„Na, wenn das mal nicht eine hart trainierende Cheerleaderin ist!“ Das sanfte Lachen ließ mich ruckartig aufschauen und meine Sit-ups unterbrechen. Die grauen Augen, die mich anstrahlten, zauberten ein Lächeln auf mein Gesicht, das sofort erwidert wurde von der schwarzhaarigen Schönheit. Rasch stand ich auf und ging auf die kleine Tänzerin zu, die lässig ihre Cappy richtete und eine fette Tasche auf den Boden fallen ließ. Breitwillig streckte sie ihre Arme aus, um mich sofort in eine innige Umarmung zu ziehen.
„Es ist schön, dich zusehen, du hinterhältige Ratte“, murmelte ich mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen in ihr Ohr.
„Ratte?“, hörte ich sie skeptisch fragen, worauf sie mich ein Stück von sich weg schob, um mich kritisch zu mustern.
„Wegen dir muss ich wieder trainieren!“, schimpfte ich lachend und schnappte mir ihr Cappy, um es mir verkehrt herum auf den Kopf zu setzten.
„Du hättest es auch ohne mein Drängen gemacht! Nur vielleicht etwas später“, sagte Grace mit einem Zwinkern und ließ den Blick durch die leere Turnhalle schweifen. Es war bereits spät am Abend, und so drang kein Licht von außen mehr in die Halle.
„Hier trainierst du den untalentierten Haufen also?“
„Jap. Hier ist genug Platz und wir haben unsere Ruhe. Naja, solange das Wetter gut ist“, bestätigte ich ihre Vermutung.
„Wieso nur solange das Wetter gut ist?“ Die Tänzerin zog sich ihre Jacke aus und packte einen Ghettoblaster aus ihrer Tasche aus, um ihn in aller Ruhe aufzubauen.
„Die Footballer trainieren immer öfter auch in der Turnhalle, weil es immer häufiger regnet. Und glaub mir: Es ist nicht einfach einen Haufen hormongesteuerter Mädchen zu leiten, wenn gleichzeitig eine Herde testosterongesteuerter Jungs im Raum ist.“ Mit einem schweren Seufzer ließ ich mich auf den Boden neben ihre Tasche fallen, um mir die Sammlung von CD’s zu betrachten.
„Du bist immer noch so altmodisch wie früher“, stellte ich leise murmelnd fest, wofür ich einen bösen Blick bekam und mir jeden weiteren Kommentar verkniff.
„Und wie geht es dir?“ Die Schwarzhaarige setzte sich neben mich, um sich ebenfalls mit den CD’s zu beschäftigen und passende Musik zu suchen.
„Wie soll es mir in einem Kaff ohne dich schon gehen?“, scherzte ich.
„Naja, so wie ich das in New York gesehen habe, hast du schon Ersatz für mich gefunden.“ Anklagend wanderte Grace‘s Blick zu mir, der durch den Ansatz eines Lächelns jedoch bei weitem nicht so böse wirkte, wie er es normalerweise tun sollte.
„Ich habe nichts mit diesem Typen am Laufen und nein, für dich gibt es keinen Ersatz.“
„Die Ann, die ich kenne, hätte sich so ein Sahneschnittchen nicht entgehen lassen“, ertönte die herausfordernde Stimme von der sonst so liebenswerten Person.
„Vielleicht bin ich
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