Freak Like Me (German Edition)
es fallen. Das, was meinen Bauch verdeckt hatte. Ich starrte mich an, starrte das an, was mich ewig zeichnen würde. Ein Wort zierte meinen Bauch. Ein Wort, das mich ewig an meine Vergangenheit, meinen Fehler erinnern würde. Ein Wort, das in mein Fleisch geschnitten worden war.
Freak.
Ich sah den ungläubigen geschockten Gesichtsausdruck von Jason, als ich mein T-Shirt hochzog und ihm die Narbe zeigte, die meinen Bauch zierte.
„Das hättest du sehen sollen“, brachte ich hervor, spürte die Tränen, die meine Wange herunter rannten. Doch der Moment in der Realität hielt nicht lange an. Ich wurde eingesogen von dem Drang, es mir von der Seele zu reden.
„
Wie siehst du aus!“
„
Ich mache das, was ich will!“, brüllte ich meinen aufgebrachten Vater an, der mich schockiert musterte.
„
Du färbst dir sofort deine braunen Haare zurück! Und diese Klamotten wandern in den Müll!“, schrie der Mann im Anzug, wies wutentbrannt auf eine Tonne.
„
Nein! Und ich werde auch nie wieder Cheerleaden!“, schrie ich wütend und unter Tränen zurück.
„
Natürlich wirst du wieder Cheerleaden! Das ist das Mindeste, was du für deine Teamkameraden machen kannst! Du hast ihnen schließlich ihre Zukunft versaut!“
„
Nein, Dad. Sie haben mir meine Zukunft versaut!“ Ich kochte vor Wut. Starrte diesen zornigen Mann vor mir an, bot ihm die Stirn wie nie zuvor. Mein Team hatte sich doch einen Freak gewünscht, mich zum Freak gemacht. Nun sollten sie ihren Freak bekommen.
„
Ann Camberlaine, du wirst gefälligst zum Training gehen und dich bei allen entschuldigen.“ Er versuchte seine Wut zu kontrollieren, doch es gelang ihm nicht.
„
Nie im Leben!“, zischte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust. Dann spürte ich sie. Die Ohrfeige. Die, die ich dafür kassierte, dass ich mich verändert hatte, nicht mehr zu den Perfekten gehörte. Die Gesellschaftsklasse gewechselt hatte, ohne ihn um Erlaubnis zu fragen. Es war nur ein Schlag von vielen, den ich von ihm kassierte, weil ich ihm nicht gehorchte. Nicht an meine Karriere dachte. Wenigstens blieb es bei einfachen Ohrfeigen.
Ich bewegte mich nicht, registrierte nur die Wut meines Vaters. Egal was er tun würde, nie wieder würde ich mich zu ihnen zählen. Sie waren Monster. Schreckliche Monster. Ab dem Moment durchströmte mich dieses Gefühl. Hass. Eiskalter Hass auf meinen Erzeuger. Ich wusste, dass er das, was er mir antat, nie wieder gut machen könnte. Denn er schickte mich weiterhin auf dieselbe Schule, sodass ich Demütigungen ertragen musste. Er sorgte dafür, dass mein Leben ein Pranger war, dass mir böse Blicke zugeworfen wurde, dass mein Team sich über mich lustig machte.
Ja. Es war purer Hass.
„Scheiße.“ Jason vergrub seine Hand in seinem Haar, bevor er sich geschockt über den Mund fuhr. „Deswegen die Ohrfeige, der Kartoffelbrei, dein Können, der Zusammenbruch in der dunklen Wohnung, die Wut auf deinen Vater“, murmelte er. Ich nickte, bemerkte erst jetzt die feuchten Spuren auf meinen Wangen.
„Ich war auf Partys, auf denen es Drogen in Mengen gab, weil viele den Druck nicht aushielten. Deswegen wusste ich, was du machen musst, damit es dir besser geht.“ Es waren keine zusammenhängende Wörter, die aus meinem Mund kamen. Ich stotterte, schluchzte und heulte. Verzweifelt, weil ich mein Geheimnis nicht bewahren konnte. Letztendlich hatte ich es doch ausgeplappert.
„Wenn ich das gewusst hätte…“, murmelte der Froschkönig, schaute mich so entschuldigend und voller Mitleid an, dass ich noch mehr weinen musste.
„Verzeih mir, Ann. Es tut mir alles Leid. Jedes verdammte Wort, das ich gesagt habe. Wenn du bloß was gesagt hättest…“ Er schloss mich in seine Arme, presste mich an seine starke Brust und äußerte tausende von Entschuldigungen. Es war komisch, denn er hatte nichts damit zutun, er hatte die Erinnerungen nur an die Oberfläche gebracht. Trotzdem hatte er mehr Schuldgefühle als die, die mir mein Leben versaut hatten. Ich ließ den Tränen freien Lauf, versank im Selbstmitleid und zeigte Jason meine verdammt verletzliche Seite. Ich zeigte ihm die hilflose Ann Camberlaine, die alleine im Krankenzimmer stand und realisierte, dass sie für ihr Leben gezeichnet worden war. Von ihrem eigenen Team.
Was ist falsch und was ist richtig?
Ausgelaugt und mit roten Augen plumpste ich auf das Sofa. Ich hatte Kopfschmerzen und fühlte mich, als hätte mich erst eine Dampfwalze und anschießend eine
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