Freak Like Me (German Edition)
Footballmannschaft überrollt. Mein Gesicht vergrub ich in meinen Händen, um die Blicke von Jason nicht ertragen zu müssen. Er sah so beschämt aus, dass es mir verdammt leid tat.
„Hör endlich auf, mich so anzuschauen“, murmelte ich durch meine Hände, auf die ich weiterhin meinen Kopf stützte. Statt einer Antwort oder einer weiteren Entschuldigung hörte ich nur eine Reihe an Geraschel. Und plötzlich war da dieses Geräusch. Ich vernahm das Klicken einer Kamera, ließ meine Hände sinken und blickte mich suchend nach der Lärmquelle um.
„Ist das dein Ernst? Hast du vor, mich zu erpressen, oder willst du kleinen Kindern Angst einjagen?“ Seine Mundwinkel zuckten hinter der Kamera, doch er betätigte weiter den Auslöser. Mit gezielten Griffen veränderte er Einstellungen.
„So schlimm siehst du nicht aus“, winkte der Froschkönig ab, stand vom Bett auf, um sich vor mich zu knien und Nahaufnahmen zu machen.
„Du hast wohl doch vor, mich für ein Horrorfilmcasting anzumelden“, grummelte ich nicht besonders erfreut und schaute angenervt in die Linse, die sich ganz nah vor mir befand. Unter musikalischer Begleitung eines Seufzers sank die Kamera und ein junger Kerl sah mich enttäuscht an.
„Nein, ich habe nicht vor dich schlecht zu machen. Ich würde dich nur gerne lächeln sehen.“ Dieser Aufforderung kam ich nach, indem ich mein Gesicht zu einer Grimasse verzog, die wahrscheinlich an den Joker aus Batman erinnerte. Bevor ich wieder den gleichgültigen Ausdruck auf dem Gesicht hatte, hatte Jason auf den Auslöser gedrückt und mein wunderschönes Gesicht für die Ewigkeit festgehalten.
„Das löscht du!“, wies ich den frech grinsenden Jungen vor mir an.
„Ich weiß nicht, wovon du redest.“ Lässig zuckte er mit den Schultern und nahm die Speicherkarte aus der Kamera, die ich ihm geschenkt hatte, um diese in seiner Hosentasche zu vergraben. Hätte ich damals meinen ursprünglichen Plan nicht verfolgen und das Geschenk zerstören können? Nein, natürlich nicht. Wieder musste ich die Großzügige spielen. Verdammte Gene meiner Mutter!
„Kannst du nicht wenigstens heute nett zu mir sein?“
„Du hast dich doch beschwert, dass ich mich entschuldigt und um dich gekümmert habe. Wenn du das nicht willst, dann musst du mit der Alternative leben und die heißt nun mal nerven.“
„Gott hat wohl nie Erbarmen mit mir“, sagte ich zu mir selber und ließ mich rücklings aufs Bett fallen, um mir ein Kissen auf das Gesicht zu drücken. Zum einen, weil ich immer noch schrecklich aussah, zum anderen, weil ich nicht wollte, dass er sah, dass es mir immer noch schlecht ging. Wie hätte es mir auch gut gehen können? Die Leute, die nichts getan hatten, entschuldigten sich, hatten vielleicht noch ein schlechtes Gewissen und die, die an meinem Leid schuld waren, interessierte es nicht. Die Welt war doch ein verdammtes Chaos. Wie lange hatte ich es geschafft, mir keine Gedanken zu machen, nicht in Selbstmitleid zu versinken? Über ein halbes Jahr. Und jetzt hatte ich die Stadt verlassen, konnte abschließen, da tauchten sie erneut auf, machten mir einen Strich durch die Rechnung.
„Tut mir leid, ich…“, weiter kam der Froschkönig nicht, denn ich knallte ihm mit dem federgefüllten Kissen eine.
„Hör. Endlich. Auf. Dich. Zu. Entschuldigen“, zischte ich durch zusammengebissene Zähne.
„Es…“, setzte er erneut an, wofür er wieder einen Kissenklaps abbekam.
„Kein Wort!“, wies ich ihn drohend mit erhobenem Zeigefinger an.
„Schätzchen?“, unterbrach die liebevolle Stimme meiner Mutter unsere kleine Auseinandersetzung. Die Zimmertür wurde geöffnet und eine aschblonde Frau mit einer Schlaghose trat ein. Ihr Blick war nachdenklich auf meinen Zeigefinger gerichtet, der zwischen mir und Jason Abstand schaffte. Wenn auch relativ wenig. Ihre Augen betrachteten die schmale Lücke, die uns trennte, ehe sie meine roten Augen sah. Erkenntnis blitzte in den grünen Sehorganen auf und sie öffnete empört ihren Mund.
„Es ist nicht so, wie du denkst!“, unterbrach ich den aufkommenden Mutter-Wutanfall.
„Was hat er gemacht?“ Die Schärfe, die in ihrer Stimme mitschwang, ließ Jason ganz leicht zusammenzucken.
„Er hat gar nichts gemacht, außer sich um mich gekümmert“, erklärte ich seufzend.
„Wieso hast du dann geweint?“, kam es wie aus der Pistole geschossen.
„Weil die Saint Anthony’s High School im Frühjahr in die Stadt kommt, um gegen die Schulfootballmannschaft
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