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Freakshow

Freakshow

Titel: Freakshow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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mich mit sich.
    »Alfred«, keuchte ich. »Wo … wie kommst du denn hierhin?«
    »T-Taxi.«
    »Taxi?«
    »Mit S-Scuzzi.«
    Der Schubverband hupte dröhnend, ein Schiffer stand an der Reling und brüllte auf uns herab, doch Alfred teilte ungerührt die Wogen und zog mich weg von dem riesigen, rostigen Rumpf und hinein in das stille Wasser eines Hafenbeckens.
    Scuzzi und ein mir völlig Unbekannter, der sich alsbald als türkischstämmiger Taxifahrer mit Erste-Hilfe-Kenntnissen erweisen sollte, halfen mit, mich auf den Anlegesteg eines Rudervereins zu hieven. Der Taxifahrer warf nur einen Blick auf die Schnittwunde in meinem Oberarm, sagte »Oijoi« und rannte los, seinen Verbandskasten holen.
    Ich hockte nackt, keuchend, triefend, zitternd auf dem Holz des Stegs und rang mit unbeschreiblichen Gefühlen.
    »Ich war auf meiner Runde«, erzählte Scuzzi und nibbelte mich mit Alfreds T-Shirt ab, »da kamen die Kids mit ihren Rollern aus zwei verschiedenen Richtungen angejagt, stoppten, ohne mich zu bemerken, und redeten wild durcheinander. Ich hatte ja mitbekommen, wie du zusammen mit Johanna im Auto weggefahren bist, und als Priscilla >In den Rhein gesprungen< rief und >Zur Brücke<, hab ich mir den Rest zusammengereimt, ein Taxi gerufen und zur Unterstützung noch Alfred eingesammelt.«
    Oh, Mann. Am liebsten hätte ich die Arme um ihn geschlungen und ihn abgeküsst, doch sie wollten sich nicht heben lassen, meine Flügel.
    Der Taxifahrer kam zurück, und er und Alfred verbanden mir die Wunde. Alle waren sich einig, dass ich mit meinen Verletzungen schleunigst ins Krankenhaus sollte.
    Und recht hatten sie. Novocain, Nadel und Faden, Gaze und Mull, Röntgenaufnahmen und gerunzelte Brauen, ein paar hübsche, bunte Pillen, ein frisches Laken, ein weiches Kissen, Augen zu und …
    »Noch was«, sagte Scuzzi. »Heckenpennes hat mich angerufen. Dieser Peelaert ist bei ihm eingedrungen, hat ihm ein Messer an die Kehle gehalten und ist mit seinem PC und Handy wieder abgehauen.« Das weiche Kissen verpuffte zu einer Wolke, und ich brüllte: »Was?«
    »Peelaert hat wohl mit einem Dienstausweis der Luxemburger Polizei den Wachmann von Hedgesleeper Solutions überrumpelt und hat Heckenpennes den Tablet-Rechner und das Handy abgeknöpft.«
    »Wann?«, fragte ich.
    Scuzzi sah auf seine Armbanduhr. »Vor rund einer Stunde.«
    »Gib mir deine Hose«, befahl ich, nahm ihm Alfreds feuchtes T-Shirt ab und zog es mir über. »Und die Schuhe.«
    Falls Heckenpennes seine Mailbox nicht gelöscht hatte, kannte Peelaert jetzt die Adresse in der Wilhelmstraße. Yogindas Adresse. Himmel und Hölle, was waren wir für Idioten.
    »Ich brauche auch dein Handy«, sagte ich und stand auf. »Du willst doch jetzt nicht etwa nach Marxloh?«, fragte Scuzzi. »Doch.«
    »Sollen wir nicht besser mitkommen?«
    »Nein«, entschied ich und winkte dem Taxifahrer. »Warte!«, rief Scuzzi, trat zu mir und zog noch rasch den Scanner aus dem Clip an meinem Gürtel, sah auf die Uhr und bat den Taxifahrer, ihm rasch einen Kollegen zu rufen.
    Alfred nickte mir zu, ich nickte zurück, dann war ich unterwegs.
     
    »Lassen Sie mich das noch mal wiederholen«, sagte ich ins Handy, so ruhig, so beherrscht und so deutlich ich nur konnte. »Ein mit einem Messer bewaffneter, international gesuchter Straftäter ist in Marxloh, um ein Kind zu vergewaltigen, und die gesamte Duisburger Polizei bleibt seelenruhig auf ihrem Arsch hocken.«
    »Erstens«, konterte Kommissar Lukas, »haben wir bisher nicht mehr als Ihre Aussage zu diesem Fall, und die beruht auf lauter Vermutungen.«
    »Und zweitens?«, fragte ich über das Dröhnen der Reifen auf Kopfsteinpflaster hinweg. Der Fahrer kannte sich nicht nur in Erster Hilfe aus, sondern wusste auch, was das Wort >eilig< bedeutet.
    »Ich darf Ihnen das eigentlich nicht erzählen«, sagte Kommissar Lukas, »aber in besagter Straße in besagtem Viertel läuft zurzeit eine hochsensible verdeckte Ermittlung. Terrorismusabwehr. Kapiert?«
    »Nein. Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun.«
    »Doch«, behauptete er. »Wir können und wir wollen dort im Moment keine Einsatzkräfte hinschicken. Und nicht nur das: Ich verbiete Ihnen hiermit bei Strafandrohung, sich an den erwähnten Ort zu begeben und damit die laufende Operation zu gefährden. Habe ich mich unmissverständlich ausgedrückt?«
    »Absolut«, sagte ich, dann bog das Taxi in die Wilhelmstraße, und ich knipste das Handy aus.
     
    Ich hatte nichts mehr, kein

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