Freche Mädchen... 08: Rosen, Chaos, Hochzeitsparty
Bestechungsversuche mit Brötchen zu unternehmen. Du kannst dann gleich den Tisch decken. Wir frühstücken gemeinsam, sobald Natascha fertig ist.« Sein Blick fällt auf meinen Rucksack und er stutzt. »Hast du heute Schule?«
Ich ärgere mich, dass mir diese geniale Ausrede nicht eingefallen ist, aber dazu ist es jetzt zu spät. »Nö, Schule eher nicht. Aber was ganz Ähnliches sozusagen.«
»So ähnlich wie Schule?« Papa grinst breit. »Ich hätte nicht vermutet, dass Jannis irgendeine Ähnlichkeit mit Schule hat.«
»Ach Quatsch, du weißt genau, wie ich es gemeint habe«, protestiere ich. »Ehrlich, Papa, ich treffe mich nicht mit ihm. Das musst du mir glauben.«
»Dann glaube ich dir eben«, meint er großzügig. »Aber jetzt wollen wir erst einmal gemütlich miteinander frühstücken. Wann kommen wir schon dazu – außer am Wochenende?«
Wie lange hat eine Reinigung am Samstag geöffnet?, überlege ich, als ich Viertel nach elf immer noch am Frühstückstisch sitze. Papa findet es toll, dass wir alle Zeit haben. Er will alles Mögliche wissen, wie es in der Schule läuft, und als ich ihm schließlich gestehe, dass wir nächste Woche Mathe schreiben und ich einiges nicht kapiert habe, erklärt er mir jede Menge Formeln und wie man sie ableitet – lauter Informationen, die mir schon in entspannterem Zustand Kopfschmerzen bereiten würden. Kein Wunder, dass ich sofort aufspringe, als es kurz nach halb zwölf an der Tür klingelt.
»Könnte Lorraine sein!«, ruft Natascha mir nach. »Sie wollte etwas vorbeibringen.«
Mir ist es völlig egal, ob Lorraine vor der Tür steht oder der Glöckner von Notre-Dame, Hauptsache, ich komme endlich weg! Ich renne den Flur entlang, reiße mit Schwung die Tür auf und …
»Jannis!« Ich falle ihm um den Hals. »Du bist meine Rettung! Lass uns schnell verschwinden.«
»Hallo, Jannis!«, ruft Papa. Er kommt aus dem Wohnzimmer und schaut mich vielsagend an. »Das ist aber eine Überraschung für Carlotta. Hast du denn schon gefrühstückt?«
Ich schüttle den Kopf, Jannis sieht mich unsicher an, dann sagt er: »Ehm, nein, ich …«
Ich verdrehe die Augen. Gut, vielleicht war es nicht ganz eindeutig, weil ich den Kopf geschüttelt habe, aber wenn Jannis mich wirklich liebt, müsste er doch merken, was Sache ist und dass ich so schnell wie möglich wegmöchte. Aber dazu ist es jetzt zu spät, denn Papa und Natascha sind der Meinung, dass Jannis unbedingt mit uns frühstücken sollte.
Ich sitze daneben und trommle ungeduldig mit den Fingerspitzen auf die Stuhlkante, während mein Vater witzige Storys aus der Firma erzählt und Jannis sich ein Marmeladenbrötchen nach dem anderen schmiert. Viertel nach zwölf scheint er endlich so einigermaßen satt zu sein. Ich schiebe den Brotkorb weg, bevor er sich das nächste Brötchen nehmen kann.
»Wir gehen jetzt schwimmen«, erkläre ich. »Eigentlich sind wir bereits so gut wie weg.«
Jannis schaut verdutzt, aber immerhin protestiert er nicht.
»Ich hab gar nicht mehr damit gerechnet, dass du doch mit zum Schwimmen gehst«, meint er, als er Minuten später sein Fahrrad aufschließt. »Ist aber toll, dass es klappt. Anke und Sven haben sich auch angesagt.« Er lächelt mich lieb an. »Falls dir Radfahren bei der Hitze zu anstrengend ist, könnte ich dir einen Platz auf dem Gepäckträger anbieten. Bis zum See schaffe ich das spielend.«
»Du hast vielleicht Nerven!«, sage ich empört. »Von wegen schwimmen oder so! Ich darf mich erst mal um das Kleid kümmern. Es hat seit Kurzem nämlich einen wunderschönen Fleck am Ausschnitt! Natascha wird total happy sein, wenn sie den entdeckt. Und das wird sie, da kannst du Gift drauf nehmen!« Ich atme tief durch. »Jannis, ehrlich, ich krieg die Krise! Ich habe es mit allem Möglichen versucht, aber der Fleck geht einfach nicht weg. Und deshalb muss ich jetzt …«
»Habe ich es nicht gewusst!«, unterbricht er mich. »Aber du musstest ja unbedingt die tolle Braut spielen! Vielleicht hättest du zur Abwechslung mal auf mich gehört. Ich hab dir doch gleich gesagt, dass du das Brautkleid besser im Schrank lassen sollst.«
»Deine Ratschläge sind so was von phänomenal und helfen mir wahnsinnig weiter. Danke vielmals!« Im selben Moment tut es mir leid und ich murmle: »Entschuldige, meine Nerven liegen blank.«
Wenn ich etwas nicht leiden kann, dann ist das Rechthaberei. Aber was in diesem Fall viel schlimmer ist: Jannis hat leider recht. Trotzdem ist sein Verhalten
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