Freche Mädchen... 08: Rosen, Chaos, Hochzeitsparty
Freitagabend einen Handwerker findet, der den Schrank öffnet, ist mehr als unwahrscheinlich.
»Vielleicht kommt unsere Tochter freundlicherweise mal runter!«, ruft mein Vater aus der Diele. »Und räumt die Küche auf. Hat hier eine Bombe eingeschlagen?«
Er klingt genervt. Kein Wunder, seit mindestens drei Wochen sind er und Natascha mit der Suche nach einem passenden Ort für die große Hochzeitsparty beschäftigt. Leider kann ich mir sehr gut vorstellen, wie er reagieren wird, wenn er die Sache mit dem Brautkleid mitkriegt. Ich schiebe den Schrankschlüssel ein Stückchen tiefer in meine Hosentasche. Wie gut, dass ich damit zumindest das Wochenende gerettet habe.
»Bin ja schon da«, beschwichtige ich ihn, als ich in die Küche komme. »Tut mir leid, aber vor lauter Mathelernen bin ich überhaupt nicht zum Aufräumen gekommen.«
Natascha zwinkert mir zu, als sie schnell den zweiten Teller im Spülbecken verschwinden lässt. Klar, sie ahnt natürlich, dass Jannis da war, aber das würde sie nie verraten. Natascha ist nämlich schwer in Ordnung. Und plötzlich habe ich nicht nur ein schlechtes Gewissen wegen des Kleides und meiner missglückten Rettungsaktion, nein, ich habe richtiges Bauchweh. Mir schlägt der Fleck sozusagen auf den Magen.
Papa hat das Fenster aufgerissen und mustert mich. Mir wird zunehmend unbehaglicher, von dem flauen Gefühl im Bauch ganz abgesehen. Was aber vom Hunger kommen kann, denn vor lauter Hochzeitspielen bin ich gar nicht zum Essen gekommen – wenn man mal von einem Löffel Apfelmus absieht. Jetzt mustert mich auch Natascha.
»Ist was?«, frage ich und kann nicht verhindern, dass meine Stimme unsicher klingt. Sieht Natascha mir womöglich an, dass ich ihr Brautkleid getragen habe? Und dass ich es gerade geliefert habe? »Ist was?«, frage ich erneut, weil mir immer mulmiger wird.
Natascha lacht. »Nein, alles in Ordnung! Ich habe eben nur überlegt, ob es dir passt. Umtauschen geht nicht, weil es ein Einzelstück ist.«
Mein Vater drückt mir eine riesige Papiertüte in die Hand. »Hier, pack aus! Und dann kannst du dich nicht nur bei mir, sondern vor allem bei Natascha bedanken. Sie hat darauf bestanden …«
Der Rest geht in meinem Freudengeschrei unter. Wahnsinn, das Kleid ist ein absoluter Traum, in einem zarten Gelb, in sich gemustert, dazu ein weit schwingender Rock. »Wahnsinn!«, rufe ich und falle meinem Vater und Natascha abwechselnd um den Hals.
»Ja, du sagst es: Wahnsinn«, knurrt Papa. »Ich bin mir absolut sicher, du hast bereits mehr als genügend Kleider, dein Schrank quillt über. Aber Natascha ist der Meinung, wenn ich schon für ihr Brautkleid so viel ausgebe, dann dürfe ich bei der Brautjungfer keinesfalls sparen.«
»Ganz so teuer wie mein Kleid war es nun wirklich nicht«, erwidert Natascha. »Was meinst du, Carlotta, wollen wir zwei gleich eine Modenschau machen? Dann zeige ich dir auch mein Brautkleid. Ich weiß genau, dass du es endlich sehen möchtest.«
»Dein Brautkleid? Aber … aber …« Vor Panik fange ich an zu stottern. »Aber du hast doch immer gesagt, es bringt Unglück, wenn man das Brautkleid vor der Hochzeit anzieht. Bitte lass es! Man weiß nie, was noch alles passieren kann.«
»Du bist nicht etwa abergläubisch, oder?« Papa schüttelt den Kopf. »Was ist denn los mit dir? Du bist ja käseweiß.«
»Nein, alles in Ordnung«, versichere ich. Hätte ich besser nicht gesagt, denn mein Vater meint prompt: »An deiner Stelle wäre mir auch schlecht. Wie oft hast du eigentlich in letzter Zeit schon versprochen, die Küche aufzuräumen? Zehnmal? Zwanzigmal? Hast du dafür wenigstens Mathe geübt?«
»Sie hat das ganze Wochenende über Zeit dazu.« Natascha gibt Papa ein Küsschen auf die Wange. »Hättest du vielleicht Lust, den Rasen zu mähen? Wäre dringend nötig. Denk dran, wie viele Kalorien das verbraucht.«
»Gute Idee«, brummelt er. »Wenn du es in der Zwischenzeit hinkriegst, Carlotta wenigstens ein bisschen zu erziehen. Mir scheint das ja nicht zu gelingen.«
Ich schaffe immerhin ein Grinsen, als er in den Garten geht. »Morgen räume ich das ganze Haus auf. Heiliges Ehrenwort! Und jetzt werde ich noch ein bisschen Mathe üben.«
»Das kannst du doch morgen und übermorgen machen.« Natascha nimmt das Kleid und hält es mir an. »Komm, wir zwei machen jetzt unsere Modenschau.«
Ich senke den Blick. Bevor ich wieder anfange zu stottern, bin ich lieber ruhig.
»Ist irgendwas mit Jannis? Habt ihr vielleicht
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