Freche Mädchen... 08: Rosen, Chaos, Hochzeitsparty
alles in Ordnung. Während ich auf die Pizza warte, überlege ich, ob ich ihm zurückschreiben soll oder ihn besser gleich anrufe. Ich entscheide mich dafür, ihn erst einmal eine Weile warten zu lassen. Immerhin hat er einige Stunden gebraucht, bis er sich gemeldet hat.
Leider fällt mir auch sofort wieder das Brautkleid ein. Das ist jetzt wichtiger, entscheide ich, darum muss ich mich zuerst kümmern. Mit Jannis schwimmen gehen kann ich noch tausendmal, aber wenn die Hochzeit platzt, bedeutet das den absoluten Supergau. Bei der Vorstellung, dass ich eine andere Ersatzmutter als Natascha bekommen könnte – womöglich sogar Lorraine! –, wird mir ganz übel. Entschlossen schreibe ich:
Liebster Jannis, tut mir leid, aber morgen Vormittag geht nicht. Ich melde mich!
Deine Carlotta
Als der Wecker
am nächsten Morgen um halb acht klingelt, bin ich so hundemüde, dass ich mich noch einmal kurz umdrehe. Wahrscheinlich hat die Reinigung in der Emilstraße so früh gar nicht auf, denke ich, vor allem weil Samstag ist. Öffnen die meisten Geschäfte nicht sogar erst gegen neun?
Als ich das nächste Mal aufwache, ist es schon halb zehn. Mit einem Satz springe ich aus dem Bett, denn mir ist eingefallen, dass ich das Kleid erst einmal aus Nataschas Zimmer holen muss. Ich kann nur hoffen, dass Papa in dieser Nacht nicht geschnarcht hat, denn dann schläft Natascha immer in ihrem Zimmer.
Auf Zehenspitzen schleiche ich über den Flur und spähe erst einmal durchs Schlüsselloch. Dann klopfe ich sacht und als keine Reaktion kommt, drücke ich vorsichtig die Klinke herunter. Ein schmaler Lichtstreif fällt von der Diele auf das leere Bett. Bingo! Natascha schläft bei Papa!
Jetzt wäre es allerdings günstig, wenn ich wüsste, wo ich den Schlüssel für den Schrank gelassen habe. Ich schleiche zurück in mein Zimmer, suche in dem Durcheinander vor meinem Bett – aber der Schlüssel ist nirgendwo. Es dauert eine ganze Weile, bis mir einfällt, dass ich ihn in die Hosentasche meiner Jeans gesteckt habe – und die müsste im Wäschekorb im Badezimmer sein.
»Schön, dass du auch schon wach bist«, höre ich Natascha hinter mir sagen, als ich den Wäschekorb durchwühle. »Dann können wir heute mal wieder zusammen frühstücken.« Sie lehnt am Türrahmen und sieht mich fragend an. »Suchst du irgendwas? Kann ich dir helfen?«
»Eher weniger«, murmle ich und stecke den Schlüssel unauffällig in meine Hosentasche. »Frühstücken passt mir gerade nicht so. Ich muss nämlich gleich weg.«
»Jetzt? Am Samstagvormittag?«, hakt sie nach. »Carlotta, irgendwas ist doch los mit dir.« Als ich nicht reagiere, fügt sie hinzu: »Übrigens, was ich dich fragen wollte: Was ist mit der Skulptur passiert, die bis gestern auf dem Treppenabsatz stand?«
Ich bin fast drauf und dran, ihr zu gestehen, dass ich das gute Stück vorübergehend in den Keller verfrachten musste, da ruft Papa von unten hoch: »Soll ich schon den Kaffee aufsetzen? Und wann räumt unser Fräulein Tochter endlich mal auf?« Da bleibt mir nichts anderes übrig, als zu sagen: »Ich muss jetzt wirklich los.«
»Hat es vielleicht etwas mit der Hochzeit zu tun?«, erkundigt Natascha sich.
»Könnte man so sagen, ja.« Das ist nicht einmal geschwindelt, finde ich.
Als Natascha im Bad verschwindet, um zu duschen, husche ich in ihr Zimmer. Licht anzumachen traue ich mich nicht, aber es geht auch so. Mit schlafwandlerischer Sicherheit steuere ich im Dunkeln auf den Schrank zu, schließe auf und greife nach dem Kleid. Was ich dann mache, ist vielleicht nicht so ganz in Ordnung, aber es geht nicht anders: Ich rolle es einfach zusammen und stopfe es in meinen riesengroßen Sportrucksack. In der Reinigung wird es bestimmt gebügelt werden, so hoffe ich wenigstens.
Ich renne die Treppe hinunter und bin schon in der Diele, da steht mein Vater in der Esszimmertür, die Stirn gerunzelt, was normalerweise kein sehr gutes Zeichen ist. Mit irgendwelchen Geschichten wie »Ich bereite eine Überraschung für eure Hochzeit vor!« kann ich ihm jetzt nicht kommen, also entschließe ich mich spontan zu einer guten Tat und sage: »Ich will gerade Brötchen holen gehen. Von meinem Taschengeld, nebenbei bemerkt.«
Wenn ich hoffte, damit zu punkten, habe ich mich allerdings gewaltig getäuscht. Er schüttelt nur den Kopf. »Während du noch selig geträumt hast, war ich schon beim Bäcker. Und wenn ich ehrlich bin, wäre es mir lieber, du würdest endlich aufräumen, anstatt
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