Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz
Mal nicht zu kurz gekommen, was Kontakte betrifft, oder?«
»Ja, stimmt schon«, gibt Vanessa zu. »Trotzdem … Es wird mal wieder Zeit für Multikulti in der Villa Wildsee!«
»Und wie erklärst du das Tobi, wenn du dir gewohnheitsmäßig den am besten aussehenden Typen aussuchst, um ihn anzubaggern?«, erkundige ich mich und verschränke die Arme vor der Brust.
Vanessa winkt ab. »Das lass mal meine Sorge sein. Ich bin schließlich nicht mit Tobi verheiratet. Auch wenn er glaubt, irgendwelche Besitzansprüche zu haben … Ich bestimme immer noch selbst, wie ich meine Freizeit verbringe und mit wem ich mich amüsiere.«
»Das hört sich an, als könnte es bei der nächsten Gelegenheit Zoff geben«, bemerke ich.
Vanessa zieht eine betont gleichgültige Miene. »Man wird sehen …«
»Fühlst du dich von Tobi eingeengt?«, frage ich sie direkt.
»Na ja … manchmal schon«, gesteht sie. »Ich liebe zwar auch die Stunden mit ihm, aber wenn wir einen Nachmittag miteinander verbracht haben, freue ich mich darauf, mal andere Leute um mich zu haben. Dich und Wiebke zum Beispiel.«
Ich nicke. »Ja, das kann ich verstehen. Ist es Tobi denn nicht recht, wenn du dich mit uns triffst?«
Sie wiegt den Kopf hin und her. »Manchmal habe ich den Eindruck, er würde am liebsten jede freie Minute mit mir verbringen und kann nicht verstehen, dass es mir anders geht. Das nervt schon ein bisschen, finde ich. Wie ist denn das bei dir und Philipp?«
Darüber muss ich erst einmal nachdenken. Feststeht, dass wir uns einig sind, wann und wie oft wir uns treffen.
»Das ist kein Problem bei uns«, erkläre ich schließlich. »Philipp hat auch seinen eigenen Freundeskreis, hilft bei seinem Vater in der Bäckerei und außerdem ist er gern mit euch zusammen. Er ist nicht eifersüchtig auf meine Freundinnen und will mich nicht für sich allein haben …« Ich grinse. »Wenn es nach mir ginge, könnten wir noch öfter allein miteinander sein. Aber so genießen wir die Stunden, die wir nur für uns haben.«
»Tja, das klingt mal wieder perfekt«, erwidert Vanessa mit leichtem Spott. »Die perfekte Lilly.«
Ich hasse es, wenn sie das so sagt. Ich finde mich kein bisschen perfekt und mein Leben auch nicht. Allein dass meine Eltern nicht mehr zusammen sind, ist doch das Unperfekteste, was man sich überhaupt nur vorstellen kann. Ich lasse mich nur nicht unterkriegen und versuche, aus jeder Situation das Beste zu machen. Was anderes bleibt einem oft gar nicht übrig, oder?
Unperfekt sind zum Beispiel meine beiden Stiefbrüder, die Papas Lebenspartnerin Angela mitgebracht hat. Ich kann Ludger und Valentin nicht ausstehen! An dem einen ist ein indischer Yogi verloren gegangen, der andere ist ein pickeliger Vollpfosten mit einem Vakuum im Kopf.
Aber lasse ich mir davon mein Leben vermiesen? Nö, natürlich nicht. Ich ignoriere die beiden, wann immer es mir möglich ist, oder falte sie zusammen, wann immer sich dazu Gelegenheit ergibt.
Unperfekt ist auch, dass ich eine Brille brauche. Ich könnte deswegen natürlich in Depressionen versinken oder mich mit Kontaktlinsen herumärgern, aber das entspricht nicht meiner Art. Ich habe Brillen einfach zu meinem Markenzeichen erklärt, besitze inzwischen eine ganze Sammlung davon und trage täglich mindestens drei verschiedene, schrille Modelle. Natürlich hintereinander, nicht gleichzeitig.
Also – von wegen perfekt !
Wenn es um meine Beziehung zu Philipp geht – nun, wenn wir tatsächlich perfekt wären, hätte ich in dem Fall nichts dagegen. Denn würde das nicht bedeuten, dass wir forever and ever zusammenbleiben? Ich könnte mir nichts Schöneres erträumen! Ich pfeife auf alle Erfahrungen, die ich dadurch verpassen würde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich jemals einen Jungen so lieb haben könnte wie Philipp.
Vanessa scheint das anders zu sehen … Und wir dürfen gespannt sein, wie sich ihre Freundschaft mit Tobi entwickelt.
»Sag mal, hat sich Wiebke bei dir gemeldet?«, wechsle ich nun das Thema.
Vanessa zieht ihr Handy aus der Jackentasche hervor, checkt kurz den Eingang der Nachrichten und schüttelt den Kopf. »Nee, nichts.«
Ich nehme ebenfalls mein Telefon heraus. Auch bei mir keine eingegangene SMS.
Dabei haben wir unserer Freundin am Vormittag drei Kurznachrichten geschickt. Die erste gleich im Bus auf der Hinfahrt, weil wir sie vermisst haben.
»Sehr merkwürdig«, spricht Vanessa meinen eigenen Gedanken aus.
»Stimmt. Normalerweise hätte sie gestern schon von
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