Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz
Sprechblasen und Bildern. »Hä?« Er schaut auf. »Hab ich was verpasst?«
»Wie immer.« Ich kichere. »Valentin hat dir soeben die süßesten Schwedinnen weggeschnappt.«
Doch Nasi winkt ab und vertieft sich wieder in die Foto-Story. »Soll er sie haben. Ich will überhaupt nicht mailen. Keine Mail kann so gut sein wie eine Begegnung mit mir in der Realität.«
Das ist der Brüller des Abends, finde ich und halte mir den Bauch, während mir die Lachtränen über die Wangen laufen.
Nasi bleibt ernst, hebt nur einen Mundwinkel. »Davon verstehst du nichts, Brillilly. Lass die Mädels mal hier auflaufen, und dann werden wir ja sehen, wem sie zu Füßen liegen.«
Darauf bin ich tatsächlich jetzt schon gespannt, aber meine Fantasie reicht nicht aus, um mir auszumalen, dass auch nur eine der schönen Schwedinnen ihr Herz an Nasi verliert. Aber – man weiß ja nie. Immerhin hatte er vor einigen Wochen auch eine heiße Affäre mit Linda, der niedlichen Engländerin. Das hatte ihm auch keiner von uns zugetraut. Auf jeden Fall verspricht der Besuch der Schweden, hochgradig spannend zu werden.
»Jetzt fehlt eigentlich nur noch Philipp«, meint Wiebke und steht schon auf, um sich die Turnschuhe anzuziehen. Draußen ist die Sonne inzwischen untergegangen – Zeit, nach Hause zu gehen.
Philipp kann gerade nicht antworten, da er auf dem Rücken liegt und ich auf ihm sitze, während ich ihm die Hände hinter dem Kopf festhalte und ihn mit meinen Haaren im Gesicht kitzele. Ich stoppe meine Folter, damit er antworten kann.
Er nutzt den Moment und wirft mich erst mal ab. Als sich alle angezogen haben und zum Aufbruch bereit sind, bleibt er im Schneidersitz auf dem Teppich vor meinem Bett sitzen. »Ich habe mich entschieden, gemeinsam mit Lilly dieser Maja zu schreiben. Ist doch lustig, wenn wir als Pärchen eine Brieffreundin haben, oder?«
Ich balle die Hände zu Fäusten und presse die Lippen aufeinander. Was soll das denn nun wieder? Warum sucht sich Philipp nicht ganz ordentlich einen Jungen aus?
Die anderen verabschieden sich winkend und plappernd, während sie sich darüber austauschen, was sie ihren neuen Brieffreunden alles erzählen wollen, und dann, als die Tür hinter Nasi zufällt, sind Philipp und ich allein und sitzen uns gegenüber.
»Warum willst du dir nicht selbst einen suchen?«, hake ich nach.
Philipp zuckt die Schultern. »Ehrlich gesagt habe ich keinen Bock, lange Texte zu schreiben. Das ist nicht so mein Ding. Und warum denn nicht zu zweit dieser Maja schreiben? Vielleicht freut es sie ja.«
»Na, ich weiß nicht«, maule ich. »Ich hätte es lustiger gefunden, wenn du jemanden alleine hättest … Schau mal, da sind doch noch so viele übrig.«
»Ach, die kriegst du doch locker verteilt, Lilly. Frag mal in deiner Klasse und im Dorf nach.«
»Okay, wenn du meinst. Wollen wir dann gleich loslegen?«
»Du meinst, heute Abend schon schreiben?« Philipp reißt die Augen auf. »Nee, für heute habe ich genug schwedischen Input. Ich bin hundemüde.«
»Ah, okay …« Wenn er müde ist, wäre es ja wohl auch für ihn an der Zeit, nach Hause zu gehen, oder? Ich beiße mir auf die Unterlippe, während ich ihn beobachte und warte. Das Schweigen zwischen uns wird immer länger.
»Tja, also …«, sage ich schließlich. Zeit für einen langen Abschiedskuss, finde ich.
»Ich hab morgen die erste Stunde frei«, sagt Philipp. Er besucht die Realschule, während meine Freundinnen und ich auf das Kreisgymnasium gehen. »Ich könnte eigentlich hier pennen, oder?«
Ich schürze die Lippen, während ich nachdenke und mein Herz wieder einmal Purzelbäume schlägt. »Ja, klar, warum nicht? Das wäre cool«, sage ich. Wobei das die Untertreibung des Jahres ist.
Eine ganze Nacht mit Philipp zusammenzuliegen … Das hört sich einfach paradiesisch an. Und was ist dabei, wenn mein Freund hier schläft? Mein Vater kennt ihn bestens, alle mögen ihn …
Ich verschwinde ins Bad, putze mir die Zähne und ziehe meinen Schlafanzug mit der kurzen Hose an.
Ob Philipp schon im Bett liegt, wenn ich zurückkehre? Tatsächlich hat er bereits die Jalousien heruntergelassen und das Nachtlicht angezündet. Er hat sogar das Bettzeug aus dem Kasten geholt und sich darin eingekuschelt.
Ich schlüpfe zu ihm unter die Decke und kuschele mich eng an ihn.
Er trägt sein T-Shirt und seine Boxershorts und ich spüre ihn von den Zehen über die Beine und den Bauch bis hoch zu unseren Gesichtern.
Sanft küsst er mich auf den Mund und
Weitere Kostenlose Bücher