Freddie 03 - Wann heiraten wir Freddie
nach einem Bad. »Wie schrecklich tyrannisch du dich anhörst«, sagte sie. »Geradeso, als ob ich nicht selbst auf mich aufpassen könnte.«
Er schluckte rasch die Erwiderung, die ihm offenkundig auf der Zunge brannte, hinunter und wechselte das Thema. »Falls diese Illustrierten dich langweilen — und sie machen einen ziemlich geistlosen Eindruck kannst du ja deine Einkaufslisten durchstudieren und dich am Scheck deines Vaters weiden«, und er brachte beides aus seiner Brieftasche zum Vorschein. Freddie griff danach. »Wie reizend von dir, dich an sie zu erinnern!«
»Ich hielt es für der Mühe wert, sie zu holen, trotz der großen Hetze, in der ich war. Immerhin bestand ja noch eine gewisse Chance, dich am Leben und gewillt zu finden, mich binnen neun Tagen zu ehelichen.«
»Neun Tage! O Jonathan, ich kann’s einfach nicht fassen.«
»Ich auch nicht.«
»Aber diesmal kann nichts schiefgehen. Dafür werd ’ ich schon sorgen.«
Er sah beunruhigt aus. »Laß du nur deine Hände weg! Werd nur ja nicht aktiv. Verhalt dich dies eine Mal wenigstens passiv. Wenn du erst anfängst, den Dingen etwas nachzuhelfen, passiert bestimmt irgend etwas .«
Als ob er seine Befürchtungen erhärten wolle, schaute der Bahnbeamte herein, um zu verkünden: »Er hält hier und da, aber besser, die junge Dame bleibt hübsch sitzen. Man kann nie sagen, was passieren könnt’, und früher oder später wird sie auf alle Fälle nach Winslow kommen.«
»Sie haben vollkommen recht. Haben Sie keine Angst ihretwegen. Ich glaube, diesmal ist sie auf dem richtigen Weg«, sagte Jonathan.
In diesem Augenblick ertönte ein Knarren und Rumpeln, und der Beamte sagte Freddie liebevoll Lebewohl und hastete davon. »Es scheint loszugehen«, sagte Jonathan, » Wiederseh’n , mein Herz, bis in neun Tagen!« küßte sie schnell und sprang ab. Er würde das Gaspedal durchtreten müssen, wollte er noch zur Nachmittagssprechstunde zurechtkommen, und außerdem würde es ihm schwerfallen, sich während der ganzen langen Fahrt und der noch viel längeren Krankengeschichten redelustiger Patienten wachzuhalten.
Freddie blätterte die Illustrierten durch, fand sie wie Jonathan stumpfsinnig und widmete sich einer hingerissenen Betrachtung ihrer Einkaufsliste. Eine Stunde verging; der Zug schien dahinzuschleichen und hielt an diversen, am Wege liegenden Stationen, löschte, rangierte und vermittelte alles in allem überhaupt eine gute Vorstellung von seiner Geschwindigkeit. Als er an einem etwas größeren Bahnhof zum Stehen kam, fand Freddie, wenn sie natürlich auch nicht richtig aus dem Zug aussteigen würde, dürfe sie sich doch bestimmt einmal die Beine vertreten, indem sie auf die Plattform des Wagens hinausging.
Sie stand eben dort und beobachtete den rührigen Bahnbeamten, der einen bis oben hin beladenen Karren vor sich herschob, als sie plötzlich einen Schrei ausstieß. Ein kleiner Hund hatte sich in den Weg des Karrens verirrt und war zur Seite geschleudert worden. Er lag einen Augenblick betäubt da, raffte sich dann auf und watschelte geradewegs auf den Rand des Bahnsteigs zu, da er augenscheinlich jeden Orientierungssinn verloren hatte. Freddie machte einen einzigen großen Satz, las das Hundebaby auf, das tatsächlich schon an der Kante schwankte, und vollführte eine Kehrtwendung, um es seinem Eigentümer zu übergeben. Sie konnte niemanden entdecken, der nach einem Welpen Ausschau hielt, wohl aber sah sie zu ihrem Schrecken, wie der Zug sich langsam in Bewegung setzte. Immer noch das Hündchen fest im Arm haltend, rannte sie los und wollte aufspringen, wurde jedoch erwischt und zurückgezerrt, während eine empörte Stimme sagte: »Machen Sie keinen Unsinn! Wollen Sie vielleicht unter die Räder kommen?«
Sie fand sich in der Gewalt eines erbosten Bahnbeamten, der, als er das Entsetzen auf ihrem Gesicht bemerkte, wie sie dem Zug nachstierte, etwas freundlicher sagte: »Sie haben mir aber einen Schreck eingejagt. Wie haben Sie denn den verpaßt? Und wie sind Sie zu dem Hundebaby gekommen?«
Freddie starrte immer noch dem Zug in der Ferne nach. Wie entsetzlich, daß es ihr wieder passiert war, und was würde Jonathan um Himmels willen jetzt sagen? Aber wie hätte sie es denn nur vermeiden sollen? Das Hundebaby wäre bestimmt getötet worden. Niemand konnte da doch einfach nur so herumstehen, ohne einzugreifen.
Als empfinde es Dankbarkeit, kuschelte sich das Hündchen in ihren Armen zusammen, streckte sich und versuchte, ihr übers
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