Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
für einen neuen Leibwächter zu sorgen.
Ein weiterer Club, den Freddie gerne besuchte, was das The Saint. Er war in einem alten Theater in der Lower East Side und war
der
angesagte Nachtclub des schwulen New York. (Mir gelang es, dort als Ausländer als Ehren-Mitglied aufgenommen zu werden, so dass Freddies Name nicht in den Büchern auftauchte.) Es war nicht schwer, dort Mitglied zu werden — wohl aber, das unverzichtbare Schließfach zu bekommen. Dafür musste man sich in eine Warteliste eintragen, die immer länger und länger wurde. Das Schließfach brauchte man, um seine Straßenkleidung gegen Fetisch- oder Tanz-Kleidung austauschen zu können und um seine Drogenvorräte für diesen Abend unterzubringen. Die Beschaffung der Drogen spielte sich kurz gefasst folgendermaßen ab: Am Freitagabend war es an der Zeit, einkaufen zu gehen. Ich wurde losgeschickt, um bei unserem freundlichen Dealer um die Ecke vorbeizuschauen, der ein Apartment an der Lower West Side hatte. Je früher ich dort eintraf, desto weniger Andrang herrschte.
Der Dealer organisierte seine Geschäfte anscheinend ähnlich wie ein Supermarkt. Wenn man hineinkam, gab es dort einen Tisch, auf dem zwei ausziehbare Werkzeugkisten standen. In jedem der einzelnen Fächer befand sich eine andere Droge — Pillen, Pulver und kleine Fläschchen, alle sorgfältig mit Namen und Preisen versehen. Das einzige was noch fehlte, waren kleine Einkaufswägen. Ich ging den Tisch entlang und suchte mir alles zusammen, was auf meiner „Einkaufsliste“ stand — die nötigen Vorräte für Freddie und diejenigen, die am Wochenende mit ihm feiern würden. Pillen für dies, Pülverchen für das und außerdem Fläschchen mit Ethylchlorid. Letzteres träufelte man auf eine zusammengeknotete Ecke des unvermeidlichen farbigen Stofftaschentuchs und inhalierte es, woraufhin einem die Lungen beinahe einzufrieren schienen und man beim Tanzen in regelrechte Euphorie verfiel. Es gehört definitiv auf die Liste mit Dingen, von denen man lieber die Finger lassen sollte. Am Ende des Tisches — dort, wo man bezahlen musste — fehlte lediglich die Registrierkasse. Der Dealer rechnete alles zusammen und nannte die Gesamtsumme, und natürlich gab es Mengenrabatt und Skonto bei Barzahlung. Die Einkäufe erledigte man selbstverständlich alleine, und beim Hinausgehen ließ man den nächsten Kunden ein. Im Sommer befand sich der Dealer dann auf halbem Weg nach Fire Island, wo sich auch eine andere Klientel einfand.
Aber zurück ins Saint am Samstagabend: Angeheizt und aufgekratzt wie man war, wurde der Zeitplan doch minutiös eingehalten, der einem sagte, welche Droge man zu welchem Zeitpunkt nehmen musst. Zwischen elf Uhr abends und vier Uhr früh standen Aufputschmittel auf dem Programm, und wenn dann die Musik auf der Tanzfläche langsamer wurde, griff man zu Beruhigungsmitteln, bis es dann Zeit war, nach Hause zu gehen — normalerweise am Sonntagmorgen um halb neun oder neun.
Manchmal gingen wir auch zu „Themen“-Partys in Privatwohnungen, wo man am Eingang Ecstasy-Tabletten in die Hand gedrückt bekam, die man auf der Stelle einwerfen musste. Auf diese Weise sorgten die Gastgeber dafür, dass alle sich im gleichen Geisteszustand befanden. Ich muss sagen, dass die Freigebigkeit, mit der Freddie seine Drogen teilte, von seinen Freunden erwidert wurde, die ihn ihrerseits dafür mit Drinks versorgten. Seine Clique von Freunden in New York hat ihn nie ausgenutzt.
In den Bars in New York machte man viel weniger Aufhebens um Freddie, und dort hatte er nie das Gefühl, ständig eine große Gruppe von Leuten um sich herum haben zu müssen. Die Atmosphäre dort war viel entspannter, weil in New York auf jeden Einwohner eine deutlich größere Zahl von Prominenten kommt. Die Clubgänger waren viel eher daran gewöhnt, dass sich berühmte Leute unter ihnen befanden, und Freddie fühlte sich nie bedroht, wenn irgendwer auf ihn zu kam, um ein nettes Schwätzchen zu halten.
Sein Zusammentreffen mit anderen Menschen in Bars und Clubs mündete natürlich oft auch in sexuellen Abenteuern, und an dieser Stelle möchte ich etwas über Freddies Vorstellung von Liebe erzählen, so wie ich sie verstanden habe. Es ist unbestreitbar, dass es in allen seinen Songs um Liebe geht; tatsächlich machte Liebe einen großen Teil von Freddies Wesen aus, und daher ist es meiner Ansicht nach angebracht, einige Worte darüber zu verlieren, wie Freddie Liebe wahrgenommen
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