Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
der ihm Paroli bieten und Nein zu ihm sagen konnte, ihn aber dennoch weiterhin liebte, dann gab ihm das den Anstoß, den er brauchte, um schöpferisch tätig zu sein. Wenn er aber nun schon das Gefühl der perfekten Liebe in einem Song zum Ausdruck gebracht hatte, warum sollte er dann riskieren, dass er an der Umsetzung dieses Gefühls im wahren Leben scheiterte, wo er doch seine vermeintliche Unverwundbarkeit wahren konnte, indem er die verschiedenen Seiten von Sex und Liebe in seinem Leben fein säuberlich voneinander abgrenzte? Er wusste, wie leicht er hintergangen werden konnte, weil ihm das schon so oft widerfahren war.
Freddie brauchte Liebe so wie jeder andere auch, aber bei ihm war es besonders wichtig, dass er demjenigen vertrauen konnte, der ihm diese Liebe entgegenbrachte. Aufgrund seiner ungewöhnlichen Kindheit und Jugend hatte er nicht die übliche Form von Liebe kennengelernt. Als Kind hatte er allzu oft weder Eltern noch Verwandte um sich, die regelmäßig für ihn da gewesen wären oder ihm das Gefühl gegeben hätten, geliebt zu sein. So kam es, dass er eine andere Auffassung von Liebe hatte als Menschen mit einem anderen familiären Hintergrund — wie ihn tatsächlich die meisten haben. Ohne Zweifel liebten seine Eltern ihn auch aus der Ferne. Er ahnte damals nicht, dass das nicht normal war, sondern kompensierte diese Distanz damit, dass er Liebe bei Menschen suchte, von denen er wusste, dass sie immer für ihn da sein würden. Menschen, die wie er waren — die er kontrollieren konnte.
Liebe fand er auf nicht-sexuelle Weise und in nichtsexuellen Momenten. Er liebte seine Freunde. So einfach war das. Und es ist durchaus verständlich: Während Sex einfach nur Spaß machte, war er dadurch verletzt worden, dass er versucht hatte, einen einzelnen Menschen einzig und ausschließlich zu lieben und andere damit auszuschließen. Seiner Erfahrung nach hatten ihn seine Liebhaber entweder aus eigenem Antrieb verlassen oder er hatte sie absichtlich so weit gebracht, dass sie ihn verließen. Zwischen Lust und Liebe besteht ein gewaltiger Unterschied, und diese Gefühle sollte man nicht verwechseln mit jenem „Loving Feeling“, wie es die Righteous Brothers besungen haben. Ich würde behaupten, dass dieses „Feeling“ etwas war, das Freddie von Anfang an nie besessen hatte und insofern auch nicht verlieren konnte. Dieses Phänomen lässt sich vor allem bei schwulen Männern beobachten: Es ist für sie nicht unbedingt notwendig, Liebe und Sex bei derselben Person in einer festen Partnerschaft zu finden. Schwule Männer haben das Gefühl, dass sie alle Liebe, die sie eventuell brauchen, von ihren guten Freunden bekommen können.
Sex …
Tja, wie sagte doch Boy George so schön: „Da trinke ich lieber ein Tasse Tee.“
Freddie bevorzugte Earl Grey, aber im Gegensatz zu Boy George war er stets zu beidem aufgelegt — Sex und Tee —, wobei er den Tee lieber danach zu sich nahm.
Die Wichtigkeit von Freundschaften war auch einer der Gründe, warum er zu all seinen Freunden so großzügig war und es für ihn eine so große Rolle spielte, Partys zu feiern und ihnen einiges an Unterhaltung zu bieten. Geschenke waren für Freddie ein Mittel, um sich für die Freundschaft zu bedanken, die man ihm entgegenbrachte.
Bei einer seiner Geburtstagspartys kamen vierzig Leute an einem Tisch zusammen — einer Tafel, die aus vielen einzelnen Tischen im Wohnzimmer in Garden Lodge aufgebaut wurde. Obwohl es sein Geburtstag war und die Leute ihm Geschenke mitbrachten, hatte er im Gegenzug auch Geschenke für jeden seiner Gäste. Ich wurde zu Tiffany in der Bond Street geschickt, um eine Auswahl von Geschenken zu besorgen, die sowohl für Männer als auch für Frauen passten und von denen jedes in etwa fünfzig Pfund kostete. Ich muss an dieser Stelle im Übrigen noch einmal betonen, dass es zu keinem Anlass — nicht einmal bei der legendären Hut-Party — auch nur ansatzweise so etwas gab wie einen Zwerg, der mit einer Schüssel voll Kokain herumgegangen wäre. Peng. Noch ein Mythos weniger!
Bei einem anderen Fest — einem seiner berühmten Weihnachtsessen — bekam jeder der Anwesenden eine glitzernde Brosche von Butler and Wilson. Ich weiß noch, dass Strakers Brosche die Form eines Champagnerglases hatte. So gesehen sind also noch viele Erinnerungsstücke von Freddie irgendwo in Umlauf. Die kleinen Schätze, die er mit solcher Freude verschenkte, sind tatsächlich noch immer große
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