Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Wir mussten uns nie anstellen um reinzukommen und zahlten auch keinen Eintritt. Die Besitzer waren sich darüber im Klaren, dass es eine Ehre war, Freddie Mercury bei sich zu Gast zu haben, und dass außerdem unsere Zeche meist so hoch war, dass der Eintritt sich praktisch erübrigte. Wie in den Restaurants übernahm das Bezahlen immer derjenige von den Angestellten am Logan Place, der gerade Dienst hatte.
Wenn Freddie uns wissen ließ, dass er etwas zu trinken haben wollte, dann gingen wir davon aus, dass jeder in seiner Begleitung gefragt werden musste, was er trinken wollte. Ein Runde kostete selten unter zwanzig Pfund, und dieser Betrag bezieht sich auf eine Zeit, die fünfzehn Jahre her ist. Heute wären das beinahe fünfzig Pfund! Davon abgesehen nahm Freddie nie mit kleinen Drinks vorlieb. Der Begriff „einfach“ gehörte in einer Bar nicht zu seinem Vokabular. Er trank fast immer einen großen Wodka-Tonic, den wir ihm in „seine Ecke“ brachten — dort, wo er sich am liebsten aufhielt.
Das war eine eher dunkle Stelle, von der aus er jedoch den Rest des Ladens gut im Blick hatte. Kaum jemand konnte sich im Club aufhalten, ohne früher oder später von ihm gesehen zu werden. Im Allgemeinen waren immer ein oder zwei Leute bei ihm, und in London wagte er sich nie auf die Tanzfläche. Wenn ihm jemand auffiel, dann ließ er das auch durchblicken und schickte irgendwen los — meistens Paul —, der denjenigen ansprechen und in Freddies Nähe lotsen sollte. Es ist seltsam, aber tatsächlich wagten sich praktisch nur Menschen in diesen inneren Kreis, die dazu aufgefordert worden waren. Kaum einer versuchte, sich dort hineinzudrängen.
Die Reaktion der Leute auf einen berühmten Rockstar in ihrer Mitte variierte von Club zu Club und von Land zu Land. In Japan beispielsweise lief ihm immer eine große Menge Menschen hinterher — bis zu fünfzig Leute —, die aber alle einen respektvollen Abstand einhielten, ungefähr drei bis vier Meter von ihrem Idol entfernt. An der Spitze dieser Menge waren drei oder vier Anführer, die die Übrigen hinter sich herzogen wie ein Komet seinen Schweif — Halley oder Hale-Bopp.
In London verhielt sich natürlich unsere gesamte Truppe dem Prominenten-Phänomen entsprechend. Wir bildeten eine Einheit von sechs oder mehr Menschen, die einhellig versuchten, ihre Umgebung nicht weiter zu beachten, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Uns war natürlich bewusst, dass wir beobachtet wurden, aber jeder von uns gab sich die größte Mühe, sich das nicht weiter anmerken zu lassen. Diejenigen wiederum, die uns bemerkt hatten, versuchten verzweifelt, möglichst nonchalant zu wirken, so als ob niemand Besonderes in ihrer unmittelbaren Nähe säße. Das alles kam mir vor, wie ein sorgfältig einstudiertes Theaterstück mit einer ganz eigenen Dynamik: Wie man versucht, ganz anonym zu bleiben, während man gleichzeitig weiß, dass man im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht. Dazu kam natürlich das Problem, dass wir darauf achten mussten, allen mögliche Ärger vorauszusehen, falls irgendwer versuchen sollte, unsere Deckung zu durchbrechen, um in Freddies Privatsphäre einzudringen. Aber wie schon gesagt, das kam nur sehr selten vor, und wenn es einmal geschah, dann standen wir bereit, um die Situation zu entschärfen. Lediglich ein-oder zweimal sah sich Freddie gezwungen, wegen solcher Unannehmlichkeiten von irgendwo zu verschwinden. Ich habe noch eine einzelne kleine Narbe von einem Schnitt, den man mir mit einem Stück zerbrochenem Glas zugefügt hat, nachdem in einer Bar in einer amerikanischen Kleinstadt irgendwer in Wut geriet, weil Freddie nicht mit ihm reden wollte.
Wo wir bei Amerika sind, muss ich sagen, dass unser Leben in New York ganz anders ablief. Während die Leute in London dazu neigten, ihr Leben eher nach Freddie auszurichten, hatten seine Freunde in New York alle ihr eigenes Leben. Dennoch waren sie mit Freuden bereit, ihre Zeit mit ihm zu verbringen, wann immer er in der Stadt war. Leute wie Thor Arnold, Lee Nolan, John Murphy und Joe Scardilli. Ein weiterer guter Freund von Freddie während der Zeit, als er fest in New York wohnte, war Tony King, der für John Lennon und Yoko Ono arbeitete — und später dann nur für Yoko und anschließend für Mick Jagger und Jerry Hall. Auch mit James Arthur war Freddie gut befreundet.
In New York begannen die Nächte für gewöhnlich damit, dass Freddie und ich um
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