Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
etwa neun Uhr abends zu zweit irgendwo Essen gingen. Eines seiner Lieblingsrestaurants war das Clyde’s in Greenwich Village. Danach folgten wir einem ziemlich genau festgelegten Zeitplan. Je nach Wochentag wussten alle von Freddies Freunden genau, wo man ihn antreffen konnte. Außerdem parkte sein ochsenblutfarbener Wagen stets keine fünfzig Meter entfernt vom Eingang des Ladens, in dem er sich gerade aufhielt, was ebenfalls ein guter Indikator dafür war, wo man ihn gerade finden konnte.
Er hasste es, wenn man vor einer Bar oder einem Club anhielt, damit er aus dem Auto aussteigen konnte. Er hatte das Gefühl, das wäre pure Angeberei, und lieber ging er die letzten paar Meter noch zu Fuß. Bei Restaurants war das eine völlig andere Sache, und dort bestand er tatsächlich darauf, dass man ihn bis vor die Türe fuhr.
Je nach Club lief er entweder — wie zum Beispiel beim Studio 54 — direkt bis ans vordere Ende der Schlange oder er bestand darauf — wie im Saint —, sich wie alle anderen anzustellen, vor allem, wenn er unter den Wartenden Leute entdeckte, die er kannte. In New York versuchte er sich so oft wie möglich wie ein „ganz normaler Mensch“ aufzuführen. Sein Ruhm erwies sich häufig genug als zweischneidiges Schwert.
Aber so sehr er sich auch bemühte — Freddie war einfach kein normaler Mensch. Das war er nie gewesen. Schon in seiner Jugend im Internat in Indien hatte er für die meisten seiner Bedürfnisse Schuldiener, die sich darum kümmerten. Ich kann das aus eigener Erfahrung bestätigen, weil ich in Südindien dieselbe Art von Schule besucht habe. Auch zu Hause in Afrika hatte er Diener um sich, und daher änderte sich für ihn in seinem Leben nicht allzu viel, als er ein Star wurde. Freddie war es gewohnt, dass er selbst kaum einen Finger für alltägliche Verrichtungen krumm machen musste. Das war für ihn eine absolute Selbstverständlichkeit. Anderen mag dieses Verhalten seltsam vorgekommen sein, aber das war es nicht. Ich schätze, sein Status als Berühmtheit hätte ihn ohnehin in dieselbe Lage versetzt. So war es für Freddie viel einfacher, sich damit zu arrangieren, als er schließlich zum Star wurde.
Ich muss allerdings ausdrücklich betonen, dass er kein Mensch war, der gerne irgendeine Schau abgezogen hätte. Nehmen wir als Beispiel seine Autos: In England benutzte er einen schwarzen Mercedes, der — falls nötig — als schicke Limousine diente, aber andererseits auch wie ein exklusives Taxi wirken konnte. Schließlich gibt es genug Gegenden auf der Welt, wo schicke Mercedes-Limousinen tatsächlich als Taxis benutzt werden. In New York, wo acht Meter lange Stretch-Limousinen an der Tagesordnung sind, hatte Freddie einen Lincoln Towncar Sedan. Tatsächlich hielt er Stretch-Limousinen für vulgär und benutzte sie nur, wenn er sie brauchte, um zu einem Queen-Gig und zurück zu fahren.
Die eine Ausnahme zu seiner Abneigung gegen Stretch-Limos bildete der große Ausflug an den Jones Beach am Ozean gleich vor Manhattan. Freddie hatte gehört, dass dort Unmengen von muskelbepackten Kerlen sich ein Stelldichein lieferten. Wir waren zu sechst: Freddie, ich, Thor, Lee, Joe und John sowie ein Fahrer. Wir verließen das Apartment um halb sieben Uhr früh — eine unchristliche Zeit für uns, zu der wir für gewöhnlich eher gerade erst von einem Ausflug heimkehrten, als zu einem aufzubrechen. Aber Freddie hatte gehört, dass man dort früh hinfahren musste, um einen Platz am Strand ergattern zu können, und er dachte sich, dass er ja immer noch dort ein Nickerchen machen könnte, sobald wir erst einmal angekommen waren.
Es war seltsam, die 2 nd Avenue entlangzufahren, da die Straßen relativ leer waren, aber das hielt ein paar Exhibitionisten unter uns nicht davon ab, das Sonnendach zu öffnen, sich hinzustellen und den wenigen Leuten zuzuwinken, die sie zu Gesicht bekamen. Das ist genau die Art von Wahnsinn, die einen in einer Limousine überkommt! Im Kofferraum hatten wir jede Menge Leckereien und eine Kühlbox mit Bier. Als wir nach zwei Stunden Fahrt dort ankamen, war es verblüffend schwer, einen Parkplatz zu finden, erst recht für eine acht Meter lange Limousine. Schließlich fanden wir einen, aber danach mussten wir erst noch runter zum Strand kommen, um eine vernünftige freie Stelle zu finden. Ich glaube Freddie war ein wenig enttäuscht, weil gar nicht so besonders viele Muskelmänner vor Ort waren. Zwar gab es einige sehr schöne bronzefarbene
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