Freddie Mercury : Ein intimer Einblick von dem Mann, der ihn am besten kannte. (German Edition)
wäre es ihm gar nicht in den Sinn gekommen, mit Absicht seinen eigenen Nachruf zu verfassen. Der Lauf der Dinge verleiht besonders Texten im Nachhinein eine Bedeutung, die nicht unbedingt beabsichtigt war. Ein Stück wie zum Beispiel
The Show Must Go On
würde unter anderen Bedingungen eigentlich eher fröhlich, geradezu triumphal wirken.
Ein Stück, das mir deutlich in Erinnerung geblieben ist, ist
Going Slightly Mad.
Ich weiß noch, wie Freddie nach Hause kam und große Schwierigkeiten mit dem Text hatte. Dies war wieder eine der Gelegenheiten, bei denen er zu mir kam und wir ungefähr drei Stunden lang den Worten hinterherjagten. Bei
All The Good People
gab er sich zum letzten Mal seinem geliebten Gospel hin.
Als
Innuendo
schließlich fertig war, waren zwei Jahrzehnte vergangen, seit die Mitglieder von Queen erstmals miteinander gearbeitet hatten. Bei ihren Aufnahmen hatte sich im Lauf der Jahre einiges geändert. Nachdem er bei den früheren Alben noch den Löwenanteil an Hits gehabt hatte, konnte Freddie beobachten, wie der Anteil an Stücken anderer Mitglieder zunahm. Er pflegte zu sagen: „Brian schreibt mehr Songs, aber ich habe mehr Hits“. Damit gab er weder an noch übertrieb er. Es entspricht schlicht den Tatsachen, dass Brian auf den früheren Alben bei mehr Stücken als Urheber genannt wird.
All die Jahre hatte Freddie die Entwicklung immer mitverfolgt. Er ließ nie zu, dass Queen irgendeiner Mode nachliefen — mal abgesehen von seinem kleinen Ausrutscher in Richtung Disco bei
Hot Space.
In seiner Musik war er immer innovativ. Soweit ich weiß, ist die Fähigkeit, Musik erschaffen zu können, angeboren. So etwas lernt man nicht in der Schule. Er war einer der wenigen Glücklichen, die mit einem Übermaß an diesem Talent zur Welt gekommen sind. Und er hat es stets genutzt! Selbst als er starb, hatte er noch immer so viel Musik in sich. Das war das Einzige, was er bedauerte. Abgesehen natürlich von dem Offensichtlichen …
Ein Studio ist ein Arbeitsplatz, und selbst wenn sich die Orte, an denen dieser Arbeitsplatz sich jeweils befand, so wunderbar exotisch anhören mögen — sobald man erst einmal im Studio war, spielte die Welt dort draußen keine Rolle mehr! Die Mischpulte sehen überall gleich aus, die Schallwände sehen überall gleich aus, und man arbeitet mit denselben Menschen zusammen. Ich kann mir kaum noch vorstellen, dass es einmal eine Zeit gab, in der ich es mir nicht vorstellen konnte, dass ich jemals ein Studio von Innen sehen würde. In einer solchen Umgebung wahre Meisterwerke zu schaffen, kann einem Menschen wirklich viel abverlangen. Und das tat es am Ende …
KAPITEL DREI
Im Hinblick darauf, dass Musikvideos damals noch in den Kinderschuhen steckten, gilt Queens
Bohemian Rhapsody
heute als erstes Video in der Rockmusik, das als eigenständiges Werk angesehen werden kann und nicht nur als Mittel zur Vermarktung des dazugehörigen Produkts. Was den visuellen Teil ihrer Arbeit anging, fühlten sich Queen — und damit auch Freddie — unter ständiger Beobachtung. Jede nachfolgende Videoproduktion musste noch innovativer sein oder zumindest bemerkenswert genug, um ihre Spitzenposition wahren zu können.
Wie man am Drehplan für
It’s A Hard Life
sehen kann, erforderte es eine Menge diplomatisches Feingefühl, die Band für einen Videodreh bei Laune zu halten. Das fing schon damit an, dass sie immer als letzte mit Make-up und Garderobe dran waren, und auch das wurde immer solange herausgezögert wie möglich. Zwar ließ sich dadurch nicht verhindern, dass sie dennoch ein oder zwei Stunden herumsitzen mussten, ehe sie mit den Filmaufnahmen begannen, aber zumindest brauchten sie so nicht um sechs Uhr früh vor Ort sein. Hätten sie das sein müssen, dann wären die Dreharbeiten um acht Uhr abgebrochen worden, weil sie das Set verlassen hätten, um nach Hause zu gehen.
Das Angebot an Film- oder Fernsehstudios für Bands weist eine ziemliche Bandbreite auf: Manche haben feudale Ankleideräume mit allen Annehmlichkeiten und entweder eine Mensa oder eine Kantine, andere hingegen ein Wohnmobil als Garderobe, eines fürs Make-up und eines, in dem man sich ausruhen kann. Dazwischen gibt es alles mögliche von Luxus-Wohnwägen bis hin zu Winnebagos.
Wenn die Dreharbeiten in England stattfanden, brachte Freddie immer sein eigenes Catering mit — egal was das Studio im Angebot hatte. Er lernte schnell.
Bei
Save Me
, dem ersten Video, bei dem
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